Die Glosse im Guller

Wahlschlappen, Liebeshochzeiten und Vernunftehen

Dieses Foto auf X ging nicht nur durch die sozialen Medien: Ricarda Lang – in der einen Hand ihr Handy, in der anderen eine Bierflasche, aus der sie einen kräftigen Schluck nimmt. Doch keine Sorge, die Grünen-Politikerin wollte nach den Wahlschlappen in Sachsen und vor allem in Thüringen ihren Kummer nicht etwa mit alkoholfreiem Bier ertränken. Sie macht sich mit dem Post über ein CDU-Wahlkampfplakat lustig.
Grinse-Emoji
Mensch, die Ricarda ist schon 'ne coole Socke. Die behält selbst nach Niederlagen ihren Humor und punktet mit Witz. Sogar von der Thüringer CDU gab es auf X dafür zwei Herzen und ein Grinse-Emoji. Schade, dass ihr die Idee zu dem Post erst nach der Wahl gekommen ist. Vielleicht hätte sie vorher damit ja noch ein paar Stimmen für die Grünen gewinnen können. Aber möglicherweise kommt ihre verspätete Schlagfertigkeit noch in Brandenburg an, wo bald gewählt wird.
Wo bleibt der Doppel-Wumms?
Doch ich sollte mich nicht über die Gute lustig machen. Von den Koalitionspartnern SPD und FDP kommt nach dem Wahldebakel auch nicht gerade ein Doppel-Wumms. Mancher Liberale würde es ja ganz gerne krachen lassen. Also nicht mit alkoholfreiem Bier, sondern die Koalition an sich. Zumal es in der Opposition herrlich bequem sein kann. Man muss halt die Fünf-Prozent-Hürde schaffen. Anschließend gibt es Applaus alleine fürs Motzen. So gesehen kann die AfD hochzufrieden sein, dass keiner mit ihr gemeinsame Sache machen möchte. Dann muss sie sich auch nicht beweisen.

Berechtigter Anspruch

Eins sollte den anderen Parteien inzwischen aber hoffentlich klar sein. Es reicht auf Dauer nicht, dem Wähler zuzurufen: "Stimme für mich, um Schlimmeres zu verhindern." Sein berechtigter Anspruch ist, dass der Laden im Großen und Ganzen läuft, selbst wenn die Koalitionspartner im Stillen mit sich hadern. Die Zeiten politischer Liebesheiraten sind längst vorbei. Es geht schlicht um Vernunftehen. Also liebe Parteien, seid einfach vernünftig.