Die Glosse im Guller
Von Versprechen und auch von Verlässlichkeit

Natürlich ist es besser für das Klima, wenn Menschen statt Privat-PKW öffentliche Verkehrsmittel nutzen. So wichtig uns allen Umweltschutz ist, dieses Argument alleine reicht den meisten aber halt nicht, um auf Bus und Bahn umzusteigen. Im Klartext: Es geht ums Geld.

Deutschlandticket

Jetzt ist das Deutschlandticket mit 49 Euro durchaus ein Schnäppchen für die Nutzer. Dafür kostet die Subvention den Steuerzahler ein hübsches Sümmchen. Zu viel, meint Finanzminister Lindner, der lieber mehr Geld in das Schienennetz investieren möchte. Das wollte er zumindest in dem Moment, als diese Zeilen geschrieben wurden. Bis sie gedruckt sind, kann er sich das wieder anders überlegt haben. Man weiß ja nie, welche geheimen Gespräche im Hintergrund laufen und erstaunliche Ergebnisse plötzlich präsentiert werden. Möglicherweise verzichtet Lokführer-Gewerkschafts-Chef Claus Weselsky auf die nächste Lohnrunde zugunsten des Deutschlandtickets. Oder die Tabakindustrie tritt als Sponsor auf und darf dafür Logos an den Zügen anbringen: Willkommen im Marlboro-Express! Selbstverständlich mit Warnhinweisen und Schockbildern, vielleicht ein Cowboy mit Raucherbein.

Rechtsanspruch

Ja, mit der Verlässlichkeit ist das so eine Sache, gerade auch beim Thema öffentliche Verkehrsmittel. Weshalb sich viele fragen: Was nützt mir ein Ticket für günstige 49 Euro, wenn Züge und Busse ständig ausfallen? Nicht nur ein Bahn-Problem, ein weiteres Beispiel ist der Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz. Theoretisch sehr gut, praktisch nicht mal ausreichend, da es viel zu oft nur eine Notbetreuung gibt, weil niemand mehr als Erzieher arbeiten will und die Verbliebenen krank, auf Fortbildung sind oder streiken. Natürlich schont es die Umwelt, wenn Eltern im Homeoffice arbeiten, wo sie nebenbei ihre Kinder selbst beaufsichtigen. Für das politische Klima ist das aber gar nicht gut. Ach liebe Politiker, hat euch eure Mama nicht beigebracht: Man darf nur versprechen, was man halten kann.

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