Die Glosse im Guller
Von unseren Urgroßmüttern und Nicht-Wählern
An Tagen wie heute denke ich immer an meine Urgroßmütter. Denn es war ihre Generation, die sich das Frauenwahlrecht 1918 trotzig erkämpfte. Heute ist so etwas kein Thema mehr. Im Gegenteil, da macht es sich manche lieber mit einem Computerspiel auf dem Sofa bequem oder jätet Unkraut im Garten, statt wählen zu gehen. Was ja auch für viele Männer gilt.
Mülltrennung
Nun kann natürlich selbst das Nicht-Wählen eine Meinungsäußerung sein. Frei nach dem Motto: Die finde ich alle doof und traue keinem. In diesem Fall ist es sicher konsequent, die Wahlunterlagen einfach in den Mülleimer zu werfen. Selbstverständlich in den Papiermüll, Politikverdrossenheit ist keine Entschuldigung, bei der Mülltrennung zu schlampen. Wer seinen Protest allerdings für alle sichtbar machen möchte, könnte die Wahlumschläge im transparenten gelben Sack vor das Haus stellen. Da die Müllabfuhr diesen ohnehin stehen lässt, kann das Papier anschließend immer noch korrekt entsorgt werden. Aber ich schweife mal wieder ab und das Ganze geht auch in eine ganz falsche Richtung.
Wahlrecht
Zumal ich das Wahlrecht allgemein als Privileg und speziell die Kommunalwahl als besonders nah empfinde. Hand aufs Herz: Wenn ich mir anschaue, wie viele Menschen für den Gemeinderat kandidieren, da sollte doch wenigstens eine Person darunter sein, von der ich eine gute Meinung habe. Zumal ich ihnen im Alltag begegne und sie ganz einfach ansprechen kann.
Umgekehrt ist sicher auch eine Überlegung: Will ich Personen verhindern, kann ich das nur, indem ich andere wähle. Ja, selbst das Verhindern von Schlimmerem kann sinnvolle Wahltaktik und Chance sein.
Wer es also noch nicht gemacht hat, sollte jetzt einfach seine Wahlunterlagen öffnen und schauen, ob nicht doch ein Name dabei ist, hinter den er ein Kreuzchen machen möchte. Vor 1918 wären viele Frauen froh gewesen, sie hätten die Wahl gehabt. Wir haben sie heute. Nutzen wir sie.
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