Die Glosse im Guller
Von isländischem Gammelhai und Katzenkaffee

Foto: Glaser

In der Familie gelte ich als weitgereiste Frau, die offen für neue Eindrücke ist, vor allem in kulinarischer Hinsicht. Ein Image, das mir schon schmeichelt. Um es zu untermauern, gebe ich deshalb gerne mal ein paar Gojibeeren in den sonst regional geprägten Salat.
Hákarl an Weihnachten
Begründet wurde dieser Ruf, als ich auf Island Gammelhai probierte. Hákarl gilt dort als Delikatesse, die gerne an Weihnachten verzehrt wird. Da kann man mal sehen, was der Mangel an Tageslicht so weit oben im Norden bei Menschen bewirkt. Der fermentierte Fisch riecht nach Urin. Ob er auch danach schmeckt, kann ich allerdings nicht beurteilen. In den 90er-Jahren gurgelte zwar mancher aus medizinischen Gründen mit diesem besonderen Saft aus körpereigener Herstellung. Dieser Modeerscheinung konnte ich aber so gar nichts abgewinnen, weshalb ich mich ihr verweigerte. Deshalb hatte ich bei der isländischen Gammelhai-Verkostung auch keine Vergleichsmöglichkeit. Eins kann ich aber sagen: Lecker war er nicht.
Schräge Geschmackserlebnisse
Vielleicht habe ich ein kleines bisschen zu oft mit diesem Gourmeterlebnis angegeben. Weshalb mein Stiefsohn wohl glaubt, ich hätte Spaß an schrägen Geschmackserlebnissen. Jedenfalls überreichte er mir jetzt nach seiner Bali-Reise eine besondere Spezialität: Luwak Kaffee. Offensichtlich sind das Kaffeebohnen, die von Schleichkatzen gefressen, nicht richtig verdaut und deshalb wieder ausgeschieden werden. Das Ganze wird dann gesammelt, gereinigt, weiterverarbeitet und für teuer Geld verkauft. Kaffeekenner weltweit sollen ganz verrückt danach sein. Sogar das dänische Kronprinzenpaar soll ihn lieben. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das eine Referenz ist. Das dänische Königshaus regierte schließlich lange Island. Wahrscheinlich mögen Frederik und Mary auch Gammelhai. Aber gut, ich werde den Kaffee probieren. Was tut man nicht alles, um als weltoffene Frau zu gelten!

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