Die Glosse im Guller
Von Gästen und Gesetzen

Mit ungeladenen Gästen ist das so eine Sache. Manche sind trotzdem willkommen, anderen möchte man gar nicht erst öffnen oder es wird versucht, sie schnell wieder loszuwerden.

Du kommst hier nicht rein!

Privatpersonen dürfen hierbei nach Gutdünken agieren. Denn: My home is my castle! Für alle, denen der Satz spanisch vorkommt, hier die deutsche Übersetzung: Mein Haus ist meine Burg. Und wenn da einer ans Schlosstor klopft, dessen Nase mir nicht gefällt, sage ich nach alter Türstehermanier: Du kommst nicht rein.
Statt sich an Recht und Gesetz zu halten, würde mancher diese Möglichkeit der privaten Willkür auch gerne in Bezug auf die EU haben. Was heißt würde: Angeblich sollen in Griechenland Sicherheitskräfte ankommende afghanische Flüchtlinge einfach wieder in die Türkei zurückgetrieben haben. Die Hellenen leugnen das. Aber bis auf ein paar mittellaute Proteststimmen scheint sich ohnehin keiner groß dafür zu interessieren, was sich da im fernen Süden tut. Auch von den Zuständen in den Flüchtlingslagern dort spricht kein Mensch mehr. Im Augenblick liegt das Augenmerk auf den Ukrainern. Diese Flüchtlinge erfreuen sich einfach größerer Beliebtheit. Womit wir wieder beim Thema Gäste sind.

Willkommen liebe Inder!

Verglichen mit Afghanistan oder momentan auch mit der Ukraine leben wir in Deutschland im Paradies. Um das zu erkennen, braucht es keinen Apfel vom Baum der Erkenntnis. Das ist der Grund, warum es so viele selbst von ganz weit weg hierher zieht.
Das trifft sich doch gut, sollte man spontan meinen. Schließlich fehlt es uns an Arbeitskräften. Hereinspaziert, ihr jungen, arbeitswilligen Wirtschaftsflüchtlinge. Macht einen Deutschkurs, lasst euch in der Kranken- oder Altenpflege unterweisen, verdient Geld und zahlt fleißig in unsere Sozialkassen ein. Dann steht uns alten Deutschen ein schöner Lebensabend bevor. Die Geburtenrate bei uns ist zwar gestiegen, trotzdem haben nicht genug Kinder. Deshalb: Willkommen liebe Inder.

Chancen-Aufenthaltsrecht

Aber warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute ist schon da? Klar, ich rede von nur geduldeten Asylbewerbern. Selbst wenn das bestimmte Kreise behaupten, sind das mitnichten nur Spitzbuben. Die Bundesregierung will einem bestimmten Kreis nun ein Chancen-Aufenthaltsrecht ermöglichen. Gut so! Es birgt ebenfalls für das überalterte Deutschland eine Chance. Manchmal können ungeladene Gäste eben eine Bereicherung sein.
Anne-Marie Glaser

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