Die Glosse im Guller
Von den Segnungen einer Vier-Tage-Woche
Es soll einen Weg geben, der direkt ins Paradies führt: die Einführung der Vier-Tage-Woche. So mancher ist fest davon überzeugt, die Einführung wird die Produktivität der Arbeitnehmer steigern und diese viel glücklicher machen. Angeblich beweisen das sogar wissenschaftliche Studien. Wenn das wirklich wahr ist, stimmt mit mir was nicht. Von wegen Glückshormone – das einzige, was bei mir steigt, ist der Stresspegel.
Feiertage
Oh ja, ich kann mitreden. Die Feiertagsdichte durch Ostern, 1. Mai, Christi Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam im Frühjahr beschert mir nämlich alle Jahre wieder einige Vier-Tage-Wochen. Damit wir uns richtig verstehen: Ich liebe meine Arbeit in der Guller-Redaktion! Aber es ist halt kein Job, in dem es geruhsam zugeht. Der Drucktermin ist in Stein gemeißelt und dann müssen alle Artikel fertig sein – egal ob die Redaktion fünf oder nur vier Tage Zeit hat. Wir können ja schlecht Lücken auf den Seiten lassen. Frei nach dem Motto: Wegen des 1.-Mai-Feiertags fehlte mir die Zeit, eine Glosse zu schreiben. Deshalb haben die Leser an dieser Stelle heute Platz für eigene Notizen.
Platt auf dem Sofa
Und von wegen erhöhte Produktivität: Nach vier Tagen jeweils 20 Prozent mehr Arbeit bin ich so platt, dass der so gewonnene freie Tag nur noch liegend auf dem Sofa verbracht werden kann.
Die Vorstellung, jeder arbeitet bei vollem Lohnausgleich einfach 20 Prozent weniger, erscheint mir auch nicht so paradiesisch. Selbst wenn Arbeitgeber wollten, wo kommen zusätzliche Fachkräfte her? Dann müssten wir uns daran gewöhnen, dass Geschäfte nur noch von Montag bis Donnerstag öffnen, Restaurants drei Ruhetage haben sowie Pflegeeinrichtungen ihre Bewohner am Wochenende auf Heimurlaub zu ihren Verwandten schicken.
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