Die Glosse im Guller
Von dem ewigen Frust mit den Hausaufgaben

Janine Wissler plädiert dafür, für Schüler die Hausaufgaben abzuschaffen. Hat die linke Bundesvorsitzende heimlich bei mir an der Tür gelauscht? Eigentlich unwahrscheinlich, zu meiner Schulzeit, war sie noch gar nicht geboren. Und als mich meine Tochter mit ihren Schularbeiten quälte, drückte Jung-Janine selbst die Schulbank in Dreieich. Das ist 224,2 Kilometer von Lahr entfernt – also viel zu weit weg, um mal schnell mit dem Rennrad bei Glasers vorbeizufahren und durch das Fenster zu lugen.

Fiese Sanktionen

Tatsächlich hatte ich in jungen Jahren nachmittags immer Besseres zu tun, als zu lernen. Leider zeigten weder meine Lehrer noch meine Mutter dafür Verständnis. Der unbändige Wunsch "Bay-City-Rollers"-Platten zu hören, war für sie kein akzeptierter Entschuldigungsgrund für unerledigte Hausaufgaben. Da fiese Sanktionen drohten, probierte ich diverse Methoden aus, um zumindest den Zeitaufwand zu minimieren. Beispielsweise legte ich mir einmal am Abend vor einem Englischtest das Vokabelheft unter das Kopfkissen. Die Vokabeln krabbelten aber in der Nacht nicht wie erhofft über den Gehörgang ins Gehirn und ich schrieb eine Sechs.

Quitte malen

Als ich glaubte, das Thema hinter mir gelassen zu haben, schlug das Schicksal während der Schulzeit meiner Tochter noch einmal grausam zu. Unvergessen der Tag, als die Grundschülerin zu Hause eine Quitte malen sollte. Wohlgemerkt, das war um die Jahrtausendwende und Google noch eine Idee in den USA. Im großen Bertelsmann-Lexikon fand sich keine Abbildung und weil der Papa ratlos war, wurde die Mama bei der Arbeit angerufen. Daraufhin beschäftigten sich während ihrer Redaktionskonferenz ein halbes Dutzend Journalisten sowie ein Geschäftsführer über 30 Minuten lang mit der Zeichnung einer Quitte.
Die Redaktion war damals echt stolz auf ihr Bild und entsprechend verletzt, weil es von der Lehrerin dafür nur einen schnöden Haken und kein Sternchen gab. Janine Wissler hat Recht, Hausaufgaben erzeugen nur Frust.

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