Fußnote – die Glosse im Guller
Von Blümchen und Banausen
Alle schwärmen in den allerhöchsten Tönen von der tollen Landesgartenschau in Lahr. Und die Eröffnung am Donnerstag muss wirklich aufregend gewesen sein.
Ich bin ja jetzt nicht so der gepflegte Gartentyp. Jeder, der unsere Grünfläche hinter dem Haus kennt, weiß, dass dort vor allem das Unkraut gedeiht. Weniger wahrheitsliebende Menschen würden jetzt vielleicht behaupten, sie ließen im Garten der Natur freien Lauf, um Kleinstlebewesen einen Lebensraum zu geben. Tatsächlich aber lümmle ich lieber faul auf einem Liegestuhl herum, statt Pflanzen zu pflegen.
Aber selbst als bekennender Blümchenbanause bewundere und würdige ich, was die Lahrer auf die Beine gestellt haben. Da hätte es die Stadt durchaus verdient, wenn der Landesvater Winfried Kretschmann dort persönlich die Landesgartenschau eröffnet hätte. Der ließ sich aber entschuldigen. Statt Ministerpräsident sorgten Landrat Frank Scherer und Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller in knalligen Jäckchen während der Eröffnungsveranstaltung für grüne Akzente auf der Bühne. Als Ersatz schickte Kretschmann nur den schwarzen Peter Hauk, der sogar erst am Nachmittag zu einem Festakt kam. Ich weiß nicht, wie Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller mit diesem Affront umging. Die Lahrer Guller-Redaktion fühlte sich jedenfalls zutiefst brüskiert und wurde darin vom Offenburger Kollegen befeuert, wodurch die Flamme des Zorns noch heller leuchtete.
Mir tat Kretschmann bald leid, weshalb ich die Rolle der Landesverteidigerin übernahm: Meine Güte, das Land soll mit allem Drum und Dran 18 Millionen Euro für die Landesgartenschau locker gemacht haben. Das ist doch Zeichen der Wertschätzung genug. Der Ministerpräsident muss absagen, weil keiner daran gedacht hat, dass in Stuttgart eine Sitzung ist? Kann doch mal passieren. Er ist anschließend lieber nach Straßburg statt Lahr gefahren? Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein. Sein Vertreter Hauk kam erst nach dem Mittagessen? Um so besser, blieb mehr für die anderen.
Aber irgendwie hatte ich die emotionale Komponente unterschätzt und suchte deshalb Schützenhilfe bei der für ihre Sachlichkeit geschätzte Kollegin aus Kehl. Aber wie es der Teufel so will, wurde die Landesgartenschau 2004 in Kehl vom damaligen Ministerpräsidenten eröffnet. Diese Ehre hätte sie auch den Lahrern gegönnt. Einen Aufreger fand sie das Ganze aber nicht. Im Gegensatz zu dem skandalösen Fernbleiben von Angela Merkel damals bei der ersten Tramfahrt von Straßburg nach Kehl. Ja, der Donnerstag war wirklich im wahrsten Sinne des Wortes ein aufregender Tag.
Anne-Marie Glaser
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