Die Glosse im Guller

Verschieben wir es doch auf morgen oder übermorgen

Eines meiner Lieblingsgesellschaftsspiele ist "Knowing me, Knowing you". Wie es der Name schon vermuten lässt, geht es darum, die Mitspieler einzuschätzen. In Bezug auf meine Person lautete eine Frage mal: "Worüber spricht Anne-Marie nur, setzt es aber nicht um?" "Abnehmen und Gewicht halten", meinte damals eine Mitspielerin, die ich bis dahin zu meinen Freundinnen zählte. Was war ich gekränkt! Natürlich hatte sie Recht. Das machte es für mich aber kein bisschen besser. Weshalb ich zu später Stunde noch einen Vortrag darüber hielt, dass manche Menschen zunehmen, obwohl sie kaum etwas essen. Vielleicht hätten mich meine Zuhörer ernster genommen, hätte ich dabei keine Packung Salzmandeln verdrückt.

Gymnastikmatte

Aber ich bin nicht die einzige, die die Vernunft auf dem Altar der Bequemlichkeit opfert. Das gilt auch für den Mann, der mit mir Tisch und Bett teilt sowie seit neuestem eine Gymnastikmatte. Sein Physiotherapeut hatte ihm Übungen empfohlen, damit seine Rückenschmerzen nicht wiederkehren. Gymnastik mache ich selbst jeden Morgen und bin seit drei Jahren nahezu beschwerdefrei. In meiner weiblichen Naivität war mir aber nicht klar, dass für diese nicht einfach nur ein Handtuch reicht, sondern jede sportliche Betätigung entsprechendes Equipment braucht. Deshalb wurde besagte Matte nebst diversen Bällen angeschafft. Theoretisch hat er jetzt alles, um seine Muskulatur zu stärken. Praktisch fehlt aber heute, morgen, übermorgen die Zeit, Luft im Ball oder der Merkur steht im falschen Winkel zum Saturn. Also habe ich die Matte für mich alleine, zumindest bis er wieder Rücken hat.

Klimakonferenz

Ach, die Liste könnte ewig verlängert werden. Auch die Klimakonferenzen gehören drauf. Die Mechanismen sind ähnlich: Alle sind sich einig, CO2 reduzieren wäre total wichtig. Ebenso, dass wir jetzt echt in die Puschen kommen müssen. Das Handeln verschieben wir auf morgen oder übermorgen oder...
Anne-Marie Glaser