Graffiti-Künstler Markus Schwendemann ist vor allem Writer
Reiz der ganz großen Wände ist ungebrochen

An dieser Wand hat alles angefangen: An der Unionbrücke in Offenburg startete Markus Schwendemann mit den ersten Graffitis. | Foto: Foto (+Titelseite): Michael Bode
  • An dieser Wand hat alles angefangen: An der Unionbrücke in Offenburg startete Markus Schwendemann mit den ersten Graffitis.
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Offenburg. Sein Atelier befindet sich auf dem Holderstock. Dort stehen die eher kleinformatige Werke des Offenburger Graffitikünstlers Markus Schwendemann, bei denen er mit unterschiedlichen Untergründen arbeitet. Doch er beherrscht auch die besonders großen Formate, wie er kürzlich zeigte: Der 35-Jährige hat eine Wand des Technologieparks Offenburg gestaltet. Das Graffiti ist von weither zu sehen.
Geboren wurde Schwendemann in Offenburg, dort wuchs er auf. Die Frage nach der Schule beantwortet er mit einem breiten Grinsen: "Holprig", stellt er fest. Er absolvierte eine Lehre als Industriemechaniker. Schon damals war er in der Graffiti-Szene zu Hause und machte sich kurzerhand selbstständig. "In meinem Laden 'Fanartisch' habe ich Graffiti-Zubehör verkauft", erzählt Markus Schwendemann. Nach zweieinhalb Jahren beendete er sein Engagement und begann bei dem Offenburger Künstler Stefan Strumbel als Assistent – bis heute.
"Das mit den Graffitis hat bei mir früh angefangen", verrät er. Schon als Jugendlicher war er von der Hip-Hop-Kultur fasziniert. "1996 habe ich mit Graffiti begonnen, ich habe aber auch Breakdance gemacht, gerappt und als DJ aufgelegt", so Schwendemann. Schließlich beschloss er, sich auf die Sache zu konzentrieren, die ihm meisten Spaß machte: die Kunst mit der Sprühdose.
Markus Schwendemann hat als Graffiti-Writer begonnen. Er entwarf Buchstaben, die er üppig ausgestaltete. "Ich habe mich schon immer für Schrift und Typografie interessiert", stellt er fest. Seine ersten Versuche machte er an der Wand an der Unionrampe. "Die Wand darf schon seit 1995 legal bemalt werden. Am Anfang habe ich nur zugeschaut, dann wurde sie zu 'meiner' Wand und ich wurde selbst aktiv", erinnert er sich und gibt zu, dass es ihn auch noch heute immer wieder mal zu diesen Wurzeln zurückzieht.

Die Buchstaben werden zu einem Kunstobjekt

Sein Stil hat sich im Laufe der Jahre entwickelt. "Ich bin ein 'Saubermaler'", sagt der Künstler von sich selbst. Sein Ehrgeiz ist, dass sein Graffiti genau so aussieht, wie er es auf der Vorlage konzipiert hat. "Es muss etwas Klares haben wie eine Grafik auf der Wand", beschreibt er sein Ziel. Seit 2006 lautet sein Pseudonym "Yeah", das fester Bestandteil seiner Bilder ist. Eine Weile verband er seinen Namen mit einer Botschaft. "Jeder Writer hat seinen Namen", erklärt Schwendemann. Und genau als einen solchen sieht er sich, auch wenn sein Schwerpunkt längst nicht mehr allein darauf liegt. Über die Jahre hat er sich von klassischen Graffitis zu professionellen Fassadengestaltung entwickelt. Die Kunst wurde vom Hobby zu seinem Beruf.
"Man tauscht sich mit anderen aus, holt sich Inspirationen bei Ausstellungen, aber auch auf Reisen", erzählt der Graffiti-Künstler. So gönnte er sich, bevor er sich selbstständig machte, eine Reise nach New York, das Mekka, in dem der Rap mit der dazugehörigen Streetszene entstanden ist. "Natürlich habe ich auch 5 Pointz besucht", so Schwendemann. Diese inzwischen abgerissene Industrieanlage war über viele Jahre einer der wichtigsten Spots der Szene. Künstler aus der ganzen Welt verewigten sich auf den Wänden in Queens – auch Markus Schwendemann.
"Graffiti ist mein Lifestyle, meine Passion. Ich denke rund um die Uhr daran, was kann ich als nächstes machen und umsetzen", beschreibt Schwendemann seinen inneren Antrieb. Dabei gönnt er sich auch mal eine Auszeit, allerdings: "Wenn ich ein paar Tage nicht gemalt habe, dann bekomme ich einen Rappel." Für seine Bilder lässt er sich gerne Zeit, einen bevorzugten Untergrund hat er nicht, aber: "Alte Industriehallen gefallen mir richtig gut", so Schwendemann. "Aber auch einer schönen großen weißen Wand kann ich nicht widerstehen." Deshalb nimmt er Herausforderungen wie die der Gestaltung des Technologieparks gerne an. "Bei Auftragsarbeiten spricht man sich natürlich mit dem Auftraggeber ab", erklärt er seine Arbeitsweise.
Auch wenn Graffiti-Kunst alles für ihn ist, sein Schwerpunkt hat sich etwas verschoben. "Ich bin seit zweieinhalb Jahren Vater, das hat meinen Blickwinkel in einem positiven Sinn völlig verändert", stellt Markus Schwendemann fest.
Christina Großheim

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