Fußnote, die Glosse im Guller
Rat kann teuer sein
Man kann nicht alles wissen. Das ist keine Schande und muss auch Entscheidungsträgern zugestanden werden. Trotzdem hindert das keineswegs alle, folgenschwere Entscheidungen zu treffen. Andere holen sich sich externen Sachverstand. Leider kann guter Rat teuer sein. Oder sagen wir mal lieber: Rat kann teuer sein. Ob er deshalb gut sein muss, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Externe Berater
Die Bundesministerien haben von Januar bis Juni mindestens 178 Millionen Euro für externe Berater ausgegeben. "Mindestens" deshalb, weil die Ausgaben des Verteidigungsministeriums noch nicht bekannt sind. Die Mitarbeiter wurden mit der Erhebung der Zahlen für den offiziellen Bericht nicht rechtzeitig fertig, sind aber wohl dran. Woran das liegt, ist unklar. Manche munkeln, das Ministerium hätte sich für die Addition Taschenrechner von der Bundeswehr ausgeliehen, die aber nicht funktionieren. Ich persönlich glaube eher, es wurde ein Berater engagiert, der erst mühselig prüfen muss, was eigentlich unter den Begriff Beratung fällt.
Horst Seehofer
Das ist tatsächlich unklar. Wie Finanz-Staatssekretärin Bettina Hagedorn bei Bekanntgabe der mindestens 178 Millionen Euro betonte, gibt es für externe Beratungs- und Unterstützungsleistungen keine einheitliche Definition. Deshalb sind die jetzt veröffentlichten Zahlen der einzelnen Ministerien auch nicht vergleichbar. Wer weiß, wie sich die vom Spitzenreiter Innenministerium angegebenen Ausgaben von 78,7 Millionen Euro zusammensetzen. Vielleicht hat der Horst Seehofer auch das Klopapier dazu gerechnet, das von Beratern verbraucht wurde, oder eine Dachsanierung, weil es den Sachverständigen sonst aufs Hirn geregnet hätte. Umgekehrt könnte dem Kostenschlusslicht Bildungsministerium unklar sein, dass „Beratungs- und Unterstützungsleistungen“ Sammelbegriffe sind, unter die auch das Wort Gutachten fällt. In diesem Fall könnten zu den veröffentlichten 293.000 Euro möglicherweise noch 50 Millionen hinzukommen.
McKinsey & Co
Bei den alten Griechen konsultierten Herrscher das Orakel von Delphi. Kaiser Friedrich II. hatte einen Hofastrologen. Die Bundesregierung beschäftigt Consultants von McKinsey & Co, die sich der wissenschaftlichen Methoden von heute bedienen und meist akademische Titel haben. Komisch, dass bei der Bundeswehr trotzdem vieles nicht richtig funktioniert. Guter Rat muss nicht, kann aber teuer sein – schlechter auch.
Anne-Marie Glaser
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