Die Glosse im Guller
Pöbelnde Patienten in Praxen und die Politik
Arzthelferinnen wollen sich von Patienten weder anpöbeln noch bedrohen lassen. Das kann ich absolut nachvollziehen. Leider scheint das zunehmend zu ihrem Arbeitsalltag zu gehören. Und den Ärzten geht es kaum besser. 128 wurden laut Innenministerium 2023 in Baden-Württemberg sogar körperlich angegriffen. Deshalb stellen sich Politiker aller Couleur jetzt hinter die Mediziner. Also nicht körperlich in der akuten Gefahrensituation, aber immerhin im übertragenen Sinn: Oppositionspolitiker fordern energisch Konsequenzen. Diejenigen, die tatsächlich die Macht zum Handeln hätten, versprechen, Maßnahmen zu prüfen. Der Berg kreißt. Warten wir mal ab, was er gebiert.
Extrem dämlich
Übrigens finde ich es extrem dämlich, ausgerechnet Personen anzugreifen, von denen medizinische Hilfe erwartet wird. Oder glaubt so jemand, er ertrotzt sich damit eine Behandlung? Selbst wenn das gelingen sollte: Wollen sich diese Deppen wirklich von der Frau Blut abnehmen lassen, die sie zuvor als blöde Kuh tituliert haben? Vor meinem geistigen Auge stelle ich mit auch vor, wie ein Mediziner Gummihandschuhe anzieht, den Rüpel, der ihm Haue angedroht hat, ins Behandlungszimmer bittet und süffisant lächelnd sagt: "Zur Untersuchung untenrum freimachen und vorbeugen."
Das sind selbstverständlich nur schräge Rachephantasien von auf Rhetorik reduzierten Redakteurinnen. Moralisch gefestigtere Mediziner greifen nicht zu solchen Mitteln. Trotzdem würde ich es nicht darauf ankommen lassen?
Frustrationstoleranz
Ich höre ja schon auf mit den Albernheiten. Das Thema ist absolut ernst und betrifft leider viele Berufe und Lebensbereiche. Im Restaurant wird die Kellnerin beschimpft, weil die Tagessuppe aus ist. Autofahrer ticken völlig aus, weil sie wegen der "Trantüte" vor sich eine Grünphase verpassen. Die Frustrationstoleranz wird immer geringer. Ein Grundproblem, das per Gesetz kaum gelöst werden kann. Es ist halt auch eine Frage von Erziehung.
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