Die Glosse im Guller
Nur das Beste für das neue Jahr
Denke ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht", dichtete einst Heinrich Heine. Welche "Nachtgedanken" ihn genau zu der Aussage bewogen, weiß ich nicht wirklich, aber wenn man sich den Endspurt des Jahres vergegenwärtigt, beschleicht einen dann doch der Gedanke, dass es in Schland in letzter Zeit nicht mehr so richtig funzt.
Im Spiegel war jetzt zu lesen, dass der Europarat die Wiederholung der verhunzten Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus vom September 2021 beobachten wird. Dies habe der Landeswahlleiter selbst angeregt, um zu zeigen, dass man aus den Fehlern gelernt habe. Auch die OSZE soll kommen. Also, wenn ich OSZE und Wahlbeobachtung höre, denke ich immer gleich an Länder der Dritten Welt, wo man den Verantwortlichen mit Argusaugen auf die Finger schaut, damit alles mit rechten Dingen zugeht. Läuft also! Berlin, das Schaufenster des Scheiterns. Gerüchten zufolge denkt die Duden-Redaktion übrigens darüber nach, Berlin ganz offiziell als Synonym für Dysfunktionalität in den Wortschatz der deutschen Sprache aufzunehmen. Wenn also demnächst ein Freund oder Bekannter "Du bist echt voll Berlin" zu Ihnen sagt, sollten Sie das besser nicht mit einem koketten Lächeln quittieren, weil Sie glauben, Sie seien hip und sexy.
Auch bei der Fußball-Nationalmannschaft läuft's nicht mehr. Zur WM fehlte einfach die richtige Bindung – zu allem. Wir sind jetzt so schlecht wie Katar. Und das offenbar nicht nur beim Fußball. Die Kollegen der Braunschweiger Zeitung berichten, dass an jedem vierten Tag ein Bauarbeiter in Deutschland bei der Arbeit ums Leben kommt. Über 65.000 Arbeitsunfälle soll es bis August auf dem Bau gegeben haben. Und die Dunkelziffer soll deutlich höher sein. Jetzt wird mir ernsthaft ein bisschen bange. Leute, wir richten 2024 die Fußball-Europameisterschaft aus! Was kommt denn da jetzt noch auf uns zu? In diesem Sinne: Nur das Beste für das neue Jahr!
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