Keine Glosse im Guller
Klinikum als Chefsache

Aufgrund der Vorkommnisse gegenüber Kreisräten haben wir uns entschieden, diese Glosse am Sonntag nicht im Guller zu veröffentlichen. 

Es gibt Dinge, die gehören sich nicht. Da haben die Vorsitzenden der Kreistagsfraktionen ohne Wenn und Aber recht. In einer gemeinsamen Erklärung haben diese verurteilt, wie Landrat Frank Scherer und Ortenau-Klinikum-Geschäftsführer Christian Keller bei Infoveranstaltungen zur Agenda 2030 beleidigt wurden und ihr Engagement gewürdigt.

Nein, mangelnde Einsatzbereitschaft in Sachen Ortenau Klinikum kann man Frank Scherer wahrlich nicht vorwerfen. Das beginnt schon beim Namen "Modell Landrat". Andernorts wird so etwas schlicht "Vorschlag der Verwaltung" genannt, was irgendwie distanziert klingt. Scherers Variante schafft dagegen Vertrauen, ähnlich wie die Schilder an manchen Restaurants: "Hier kocht der Chef persönlich!"

Eine psychologisch wichtige Komponente bei unliebsamen Entscheidungen und sehr angesagt ist die Bürgerbeteiligung. Die weitestgehende Form ist der Bürgerentscheid. Diese Vorgehensweise ist gleichzeitig mit höchstem Risiko behaftet. Das Wahlvolk tut nämlich keineswegs immer, was das Vernünftigste wäre. Manchmal ist es noch nicht einmal die Mehrheitsmeinung, die sich durchsetzt, weil viele lieber faul auf dem Sofa rumlümmeln, statt zur Abstimmung zu gehen. Davor müssen Landräte in Baden-Württemberg aber keine Angst haben. Bürgerentscheide sind auf Kreisebene gar nicht zulässig. Anders in Bayern, da stimmten Bürger tatsächlich schon über den Erhalt von Krankenhäusern ab.

Nicht die stärkste, aber trotzdem noch eine Form der Beteiligung ist die Informationsveranstaltung. Üblicherweise gibt es bei diesen auch interaktive Elemente. So dürfen etwa Fragen gestellt werden. Nie fehlen darf der Satz: "Wir nehmen die Ängste und Sorgen der Bürger ernst!" Hier zeigt die Erfahrung, dass der Erfolg einer Veranstaltung steigt, je glaubwürdiger diese Aussage rüberkommt.
Nun muss die heimliche Hoffnung der Initiatoren naturgemäß dahin gehen, dass die Besucher aufmerksam zuhören, höflich Fragen stellen, sich überzeugen lassen und dann alle einvernehmlich auseinander gehen. In der Realität fliegen aber oft die Fetzen. Was völlig okay ist, so lange der Umgang respektvoll bleibt.

Im Ernst: Ich finde es richtig gut, dass sich Frank Scherer den Bürgern in Sachen Ortenau Klinikum direkt stellt, obwohl er darauf gefasst sein musste, verbale Prügel zu beziehen. Hut ab, Herr Landrat!
Anne-Marie Glaser

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