Jugendliche gezielt für das Handwerk interessieren
Johannes Ullrich, Handwerkskammer Freiburg, zur Nachwuchssicherung
Ortenau. Für viele Betriebe ist die Sicherung des Fachpersonals ein zentrales Anliegen. Gerade im Handwerk wird bevorzugt auf Eigengewächse gesetzt, also junge Menschen, die in den Betrieben, in denen sie später beschäftigt sind, ausgebildet wurden. Dabei ist das Gewinnen von Auszubildenden kein Selbstläufer mehr, in manchen Branchen wird händeringend nach Nachwuchs gesucht. Christina Großheim sprach mit Johannes Ulrich, Präsident der Handwerkskammer Freiburg, darüber, wie sie den ihr angeschlossenen Unternehmen im Bereich Ausbildung unter die Arme greift und bei den Jugendlichen das Interesse an den angebotenen Berufsbilder wieder weckt.
Wie unterstützt die Handwerkskammer Freiburg ihre Mitgliedsunternehmen in puncto Nachwuchssicherung?
Als Handwerkskammer engagieren wir uns vielfältig in diesem Bereich. Unter anderem zeigen wir für das Handwerk auf vielen Jobmessen in der Region Präsenz und unterstützen das Nachwuchsmarketing der Betriebe mit Hilfe der Imagekampagne des deutschen Handwerks. Außerdem bieten wir in Zusammenarbeit mit Schulen zahlreiche Berufsorientierungsangebote – etwa die „Job-Erkundungs-Tage“, das Projekt „Berufsorientierung an Gymnasien“ oder das Projekt „Ausbildungsbotschafter“.
Wie wird das Projekt „Job-Erkundungstage“, das die Handwerkskammer anbietet, von den Schülern in der Ortenau angenommen?
Das Projekt „JET-JobErkundungstage“ wird von den Schülern in der Ortenau gut angenommen. Sie finden Gefallen an den sehr verschiedenen Projekten, bei denen für fast jeden Schüler etwas dabei ist. Außerdem sind sie sehr stolz auf die Werkstücke, die sie selbst anfertigen und mit nach Hause nehmen können. Damit regen wir auch bei den Eltern das Nachdenken über die Berufsorientierung an.
Hilft das Projekt „Ausbildungsbotschafter“, die Berufe im Handwerk wieder attraktiver für Jugendliche zu machen? Viele Jugendliche haben ja keine Vorstellung mehr von den eigentlichen Ausbildungsinhalten.
Das Projekt ist auf jeden Fall ein richtiger Ansatz dafür, denn als Auszubildende können unsere Ausbildungsbotschafter direkt aus der Praxis erzählen – was ihr beruflicher Alltag alles beinhaltet, wie der Umgang im Betrieb ist und vieles mehr. Dadurch helfen sie, Hemmschwellen abzubauen und falsche Vorstellungen ins rechte Licht zu rücken. So mancher Beruf hat sich sehr gewandelt und entspricht gar nicht mehr den vorherrschenden Vorstellungen. Die Schüler erfahren aus erster Hand, warum sich Auszubildende für ihren Beruf entschieden haben. Insgesamt machen die Ausbildungsbotschafter den jungen Erwachsenen Mut, ihren ganz persönlichen Weg zu gehen und sich auszuprobieren.
Mit welchen Schulen und in welchen Formen arbeitet die Handwerkskammer Freiburg in Sachen Nachwuchssicherung und Gewinnen von Auszubildenden in der Ortenau zusammen?
Die Handwerkskammer Freiburg arbeitet in der Ortenau in den verschiedenen Projekten mit zahlreichen Schulen zusammen. Im Rahmen von „JET-JobErkundungstagen“ arbeiten wir mit der Tulla-Realschule Kehl, der Grimmelshausenschule Renchen, der Robert-Schuman-Realschule Achern, der Schwarzwaldschule Appenweier und der Gemeinschaftsschule Rust zusammen. Im Rahmen des Projekts „BOGY-ProBeruf“ kooperieren wir mit dem Oken-Gymnasium Offenburg, dem Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch und dem Max-Planck-Gymnasium Lahr zusammen. Außerdem besteht eine Kooperation mit der IHK Südlicher Oberrhein im Rahmen des Berufsorientierungsprogramms „Praxiswerkstatt für Haupt- und Werkrealschulen im Ortenaukreis (Prahwo)“, an dem acht Werkrealschulen teilnehmen. Mit dem Projekt „Ausbildungsbotschafter“ sind wir in der Ortenau an 17 Werkrealschulen und Realschulen sowie an sechs Gymnasien aktiv.
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