Die Glosse im Guller
In der europäischen Familie wird geteilt
Europa ist pikiert. Schuld ist Scholz. Die "Doppel-Wumms"-Rettungspläne der Bundesregierung gehen den europäischen Freunden wie Ungarns Präsident Victor Orban nicht weit genug. Jedenfalls finden sie es ganz schön egoistisch, dass die deutsche Regierung mit dem 200-Milliarden-Euro-Paket in der Energiekrise nur eigenen Landsleuten helfen will. Das führt zu Wettbewerbsverzerrungen, was im geeinten Europa nicht sein darf.
Kernige Ideen und Worte
Fast kann einem der Kanzler leidtun. Sonst wird er immer wegen seiner Bedächtigkeit und Blutleere gescholten. Nun hat er allen einmal gezeigt, welche kernigen Ideen und Worte in ihm stecken. Und prompt wird ihm vorgeworfen, er hätte unüberlegt die EU-Partner vor den Kopf gestoßen. Mir persönlich ist zwar immer noch nicht klar, wie die 200 Milliarden nun genau wem wann was bringen und nicht nur Geld zum Fenster rausgeschmissen wird. Aber allein die krachende Wortwahl vermittelt den Eindruck, als würde Scholz persönlich mit dem Schlagbohrer allen Hindernissen zu Leibe rücken. Man kann schon den ehrlichen Schweiß auf seiner Haut riechen.
Aussage mit Sprengkraft
Welche Sprengkraft seine Aussage hat, zeigt sich aber vor allem in den Reaktionen im EU-Ausland. Sie hätten halt auch gerne was vom "Doppel-Wumms" ab. Schon klar, in der großen europäischen Familie sollte alles geteilt werden. Jeder bringt dabei halt ein, was er hat – der eine seine Finanzkraft, der andere seine Schulden. Da geht es um Solidarität, gleiche Bedingungen von Firmen und Menschen. Die Lebensqualität darf nicht davon abhängen, ob ich in Deutschland oder Griechenland geboren bin.
Okay, dann heißt das aber doch auch, dass ich wie die Griechen mit 62 Jahren schon die volle Rente bekommen und das Loch in unserer Rentenkasse unter allen EU-Staaten aufgeteilt werden sollte. Die Griechen haben kein Geld? Ach so, deshalb soll ich bis 67 arbeiten!
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