Die Glosse im Guller

Gesundheit und Geld als neue Schulfächer

Pünktlich zum Start des neuen Schuljahrs meldet sich die Landesärztekammer mit einem pfiffigen Vorschlag für ein neues Unterrichtsfach zu Wort. Die Kinder sollen in Gesundheit unterrichtet werden.
Bettina Stark-Watzinger
Wenn es um Ideen für Unterrichtsinhalte geht, bringen sich ja viele gerne ein. Erst vor zwei Wochen hat Bettina Stark-Watzinger erklärt, sie würde gerne das Thema Wirtschaft und Finanzen auf den Stundenplan setzen. Darin sollen Grundkenntnisse in sozialer Marktwirtschaft, sicheren Anlagen, Sparen und Altersvorsorge vermittelt werden. Ich finde, die Idee hat was. Da mühen sich die Lehrer teilweise vergeblich, ihren Zöglingen die Grundrechenarten beizubringen. 13-Jährige greifen zum Taschenrechner im Handy bei der Frage: Wenn sich drei durstige Menschen sechs Dosen Red Bull teilen, wieviel bekommt dann jeder? Um kurz darauf aufzugeben, weil auf dem Taschenrechner Ziffern abgebildet sind und keine Red-Bull-Dosen. Ganz zu schweigen von den armen Würmchen, die ohne Frühstück in die Schule kommen und als Pausensnack Nachos dabei haben, die vom Abendessen vor dem Fernseher übriggeblieben sind. Das möchte ich mal sehen, wie Frau Stark-Watzinger im schicken Designer-Hosenanzug diesen Schülern das Thema Aktienfonds-Sparplan näherbringt. Da kann man ja fast schon froh sein, dass die FDP-Politikerin als Bundesbildungsministerin in Sachen Unterrichtsgestaltung nichts zu sagen hat, weil Ländersache.
Dr. Wolfgang Miller
Und nun bringt sich die Landesärztekammer Baden-Württemberg ein, deren Präsident Dr. Wolfgang Miller glaubt, die Schulen müssten Kindern die gesundheitlichen Folgen des Rauchens, von zu viel Alkohol, zu wenig Bewegung und falscher Ernährung noch näher bringen. Mensch, Dr. Miller, die wissen doch schon genau, dass das alles voll ungesund ist. Und wer es noch nicht weiß, dem sollten wir erst einmal lesen beibringen. Denn auf den Zigarettenschachteln steht es drauf. AG