Die Glosse im Guller

Früher war keineswegs alles besser als heute

Mit zunehmendem Alter neigen Menschen dazu, die Vergangenheit zu verklären. Auch ich tendiere hin und wieder dazu, von der guten alten Zeit zu schwadronieren. Aber Hand aufs Herz: Es gibt auch viele Dinge, die heute wesentlich besser sind als in meiner Jugend. Oder wünscht sich beispielsweise jemand Plumpsklos zurück?

Zitternd im Babydoll

Glücklicherweise durfte ich selbst immer in Gebäuden leben, die über Toiletten mit Wasserspülung verfügten. Aber in meiner Jugend gab es durchaus noch Einfamilienhäuser, die eine kleine Holzhütte mit Herzchen an der Tür im Garten stehen hatten. Und ich konnte als Übernachtungsgast nicht nur einmal persönliche Erfahrungen damit sammeln. Wohl dem, der damals eine starke Blase hatte und nachts nicht raus musste. Das war kein Spaß. Unvergessen, wie ich in einer mondlosen Herbstnacht zitternd im luftigen Babydoll mit mir haderte, ob es besser ist, in dunkler Ahnungslosigkeit dazusitzen oder im Schein der Taschenlampe zu sehen, was in dem Häuschen alles so kreucht und fleucht.

Ladenöffnungszeiten

Oder nehmen wir mal die Ladenöffnungszeiten. Von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr, am Mittwoch- sowie am Samstagnachmittag blieben die Geschäfte geschlossen. Menschen mit Vollzeitjob, die samstags gerne ausschlafen wollten, blieb nichts anderes übrig, als im Wirtshaus zu essen. Und nix da frische Brötchen am Sonntag, da herrschte Backverbot.

Handy und I-Phone

Ich finde übrigens auch Handys eine tolle Erfindung. Immer und überall erreichbar zu sein, ermöglicht nahezu unbegrenzte Freiheit. Vorbei die Zeiten, in denen man stundenlang auf den Anruf des einen und einzigen neben dem fest an der Wand installierten Telefon wartete. Das klingelte dann ganz genau dann, wenn man gerade am Briefkasten war und nicht schnell genug zurück kam. Heute ist so etwas kein Thema mehr. Und wenn der ersehnte Anruf ganz ausbleibt, ist das I-Phone schon zur Hand, um sich auf "Single Chat" nach einer neuen Liebe umzusehen.