Die Glosse im Guller

Es ist ein echtes Kreuz mit dem Alter

Also, ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, lieber Leser, aber mir fällt es mit zunehmendem Alter immer schwerer, das Alter von meinen Mitmenschen richtig zu schätzen. Bei Jugendlichen versagen meine Berechnungen vollends – bei den jungen Damen – da sind für mich teilweise alle möglichen Lebensjahre drin: von zwölf bis 25 – mehr als bei bei den heranwachsenden Jungmännern, die meine ehemalige Englischlehrerin Frau Wunderlich – der Name stimmt tatsächlich – in Anlehnung des Wortes Gentleman als Jellyman zu bezeichnen pflegte, um auf die sich noch im Reifeprozess befindliche geleeweiche Persönlichkeit hinzuweisen.

Bei Menschen aus fernen Kulturkreisen fällt mir die Schätzung übrigens noch schwerer. Aber möglicherweise auch den dort Einheimischen. Gestern ist der Fußball-Afrika-Cup gestartet und obwohl Gabun gar nicht an dem Turnier teilnimmt, hat ein Nationalspieler des Landes jetzt bezüglich seines Alter für große Verwirrung gesorgt.

Geburtsdaten

 
Wer den internationalen Fußball verfolgt, stolpert immer mal wieder über Spieler aus Afrika, deren Alter nicht so genau bekannt ist oder anders formuliert: Es gibt manchmal unterschiedliche Geburtsdaten. Ob das an einer mangelnden Dokumentation der Behörden liegt oder ob der Berater da seine Finger im Spiel hat, um seinen Schützling bestmöglich unterzubringen, sei dahin gestellt.
Jedenfalls soll der besagte Spieler Guélor Kanga vier Jahre nach dem Tod seiner Mutter geboren worden sein. Jo! Als ich das gelesen habe, hatte ich wahrscheinlich ein ähnlich spärlich möbliertes Gesicht wie Sie jetzt. Medizinisches Wunder? Der kongolesische Fußballverband glaubt eher an eine Identitätsfälschung.

Ja, und nu? Wie alt ist er denn jetzt, der Guélor Kanga? Ich weiß auch nicht, wie man das wahre Alter des Kickers herausfinden soll. Bleibt wohl nur noch die Methode von Otto Pfister, ehemaliger deutscher Trainer in Afrika. "Bein aufsägen und Jahresringe zählen.“