Fussnote - Die Glosse im Guller
Der Kampf der Geschlechter

Jede Frau kennt das Problem, der gut gemeinten Ratschläge des anderen Geschlechts. Sie sind unwillkommen, überflüssig und gehen – aus Sicht der Frau – völlig am Kern der Sache vorbei. In meinem Leben erhalte ich sie meist, wenn ich hinter dem Lenkrad eines Autos sitze und der Mann meines Lebens Empfehlungen ausspricht. Das ist ärgerlich, aber zu ertragen, schließlich hängt von meiner Fahrweise nicht die Welt ab.

Bei Angela Merkel und Theresa May ist das schon ein bisschen anders. Nicht nur, dass der Kerl, der meint alles besser zu wissen, noch nicht einmal der Mann ihrer Wahl ist, er tut es auch noch öffentlich und untergräbt damit das Ansehen der Regierungschefinnen in der Welt. Während Donald Trump Merkel eine völlige Unterwerfung unter Putin attestiert, wirft er May vor, in Sachen Brexit nicht auf ihn gehört zu haben. Da mühen sich die Premierministerin und ihr Kabinett seit Wochen redlich darum, mit Anstand und Würde aus der Europäischen Union zu kommen, möglichst viel für sich selbst dabei herauszuschlagen und wenig von den Forderungen der anderen umzusetzen. Dabei wusste der starke Mann aus Übersee schon lange, wie es geht und hat, wie es bei Alphamännchen wie ihm so oft der Fall ist, auch nicht mit seiner Meinung hinterm Berg gehalten. Das dumme britische Ding, was hätte sie sich Ärger mit den Männern in ihrer Partei sparen können, wäre sie nur nicht so uneinsichtig.

Nun kann es der amerikanische Präsident offensichtlich sowieso wenig leiden, wenn nicht alle seine speziellen Ansichten teilen. Das wurde bei vielen Themen deutlich und hat so mancher Kerl in seiner Umgebung zu spüren bekommen. Aber, das kann Trump noch verstehen, so unter Männern.... Wofür ihm aber jedes Verständnis zu fehlen scheint, ist, wenn Frauen einen Männerjob machen. Einfach so, ohne ihn zu fragen, betreiben sie Tagespolitik und das auch noch ohne den Anspruch "America first". 

Wären die beiden Damen genauso dünnhäutig wie ich, wenn ich für meine Fahrweise kritisiert werde, dann stünden wir schon am Rande des dritten Weltkrieges. Nun sind sie aber gestandene Politikerinnen und auf ihrem Weg nach oben selbst über die ein oder andere (männliche) Leiche gegangen. Deshalb gehen sie auch nicht in die Luft, sondern sagen nichts oder wenig. Damit haben sie schon die Herren der Schöpfung in den eigenen Ländern auf ihre Plätze verwiesen.
Christina Großheim

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