Eine Frage, Herr Schwarz
Bewusstsein ist nicht mehr so präsent
Ortenau. Seit 1996 wird der Welt-Aids-Tag von der UNAIDS organisiert. Rund um den Globus erinnern am 1. Dezember verschiedenste Organisationen an das Thema Aids und rufen dazu auf, aktiv zu werden und Solidarität mit HIV-Infizierten, Aids-Kranken zu zeigen. Wie es um das Bewusstsein für die Gefährlichkeit der Immunschwächekrankheit steht und wie sich die Corona-Pandemie auf die Beratungsarbeit auswirkt, erklärt Jürgen Schwarz, Leiter der Aids-Hilfe Offenburg/Ortenaukreis, im Gespräch mit Matthias Kerber.
Wie viele Menschen berät die Beratungsstelle im Jahr?
Im Jahr 2020 haben wir trotz der Pandemie 157 Personen beraten, wobei wegen der Pandemie die Mehrzahl der Beratungskontakte online oder telefonisch stattfinden mussten.
Wie beeinflusst die Corona-Pandemie ihre Arbeit?
Am meisten haben unsere Präventionsveranstaltungen in Schulklassen unter der Corona-Pandemie gelitten. Dort war nur wenig möglich. Jetzt kommt langsam die Nachfrage wieder ins Rollen. Auch unsere offenen Treffs und sonstigen Veranstaltungen konnten wir über einen langen Zeitraum nicht durchführen. Unser "Checkpoint", die kostenlose und anonyme Testmöglichkeit auf HIV, Syphilis und Hepatitis musste pandemiebedingt nur einmal ausfallen und wird ansonsten gut angenommen.
Ist das Bewusstsein für die Gefährlichkeit von HIV/Aids immer noch da oder bedarf es weiterer Aufklärung?
Das Bewusstsein über die Gefährlichkeit einer HIV-Infektion ist teilweise nicht mehr so präsent, wie es nötig wäre. Viele verzichten in manchen Situationen auf den nötigen Infektionsschutz. Hierbei gilt es, weiterhin über Ansteckungswege und Schutzmöglichkeiten aufzuklären. Präventionsarbeit ist auch deshalb nie beendet, weil ja immer wieder junge Menschen nachwachsen. Ebenfalls ist es weiterhin nötig, durch sachliche Informationsarbeit unbegründete Ängste abzubauen und der immer noch großen Stigmatisierung von HIV-infizierten Menschen entgegenzuwirken.
Wird es anlässlich des Welt-Aids-Tages Veranstaltungen im Ortenaukreis geben?
Wir verzichten in diesem Jahr aufgrund der Pandemie auf Veranstaltungen zum Welt-Aids-Tag. Auch auf dem Weihnachtsmarkt wird es keinen Stand von uns geben. Das Corona-Infektionsrisiko ist für unsere ehrenamtlichen, teils HIV-infizierten Mitarbeiter, die den Stand mitbetreuen müssten, einfach zu groß. Jürgen Schwarz
Foto: privat
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