Fußnote – die Glosse im Guller
Ausländer und Kriminalität
"Es ist viel schlimmer, wenn man dir alles, als wenn man dir nichts zutraut", so ein Sprichwort. Und das scheint wohl der Fall zu sein, wenn es um Polizeimeldungen geht. Das sind die kleinen Artikel in den Randspalten auf unserer Titelseite. Aufgrund Auswahl und Inhalt werde ich hier als Chefredakteurin vor allem zweier Dinge beschuldigt: Ich verschweige das Ausmaß der Ausländerkriminalität und ich bausche das Ausmaß der Ausländerkriminalität auf.
Wenn es um die Berichterstattung der Kombination Ausländer und Kriminalität geht, ist Ärger vorprogrammiert. Da birgt jedes Wort Dynamit. Egal ob man es schreibt oder weglässt, ein Leser geht immer in die Luft. Das gilt zum Beispiel für die Nationalität. Steht sie nicht dabei, mutmaßen manche sofort eine Komplizenschaft der Unmoral zwischen Medien und der Polizei mit dem Ziel, eine akute fremdländische Bedrohung zu verheimlichen.
Nach einer Meldung, in der stand, der Täter sei deutscher Staatsangehöriger, bezichtigte mich ein über Facebook besonders gut informierter Mann der öffentlichen Irreführung. Besagter Gesetzesbrecher hätte nämlich einen Migrationshintergrund. Meine Weigerung aufgrund seines auf Gerüchte basierenden Hinweises eine Klarstellung zu veröffentlichen, bestätigte ihn in seinem Urteil über die Lügenpresse.
Manchmal hatte ich schon den Verdacht, irgend ein Spaßvogel erlaubt sich einen Scherz. Leider meinte es der Oberstudiendirektor a. D. aber ernst, als er mir ins Gewissen redete, nicht ständig die Fremdenfeindlichkeit anzuheizen. Später schickte er mir noch eine Mail, in der er seiner Enttäuschung über meine Unbelehrbarkeit Ausdruck verlieh. Wir hatten erneut bei der Beschreibung eines gesuchten Täters außer Größe, Alter und Kleidung die dunkle Hautfarbe und sogar den ausländischen Akzent erwähnt. Nun, das wird unsere Redaktion auch künftig tun, wenn es die Chance erhöht, dass ein Dreckspatz, egal welcher Nation, gefasst wird.
Und weil ich gerade mal wieder provokant gefragt wurde: Nein, ich finde es nicht richtig, wenn Ausländer hier Drogen verkaufen, es zu sexuellen Übergriffen, Mord und Totschlag kommt. Allerdings bin ich auch dagegen, dass Einheimische so etwas tun.
Anne-Marie Glaser
PS: Ach ja, ich möchte die Gelegenheit nutzen für eine Nachricht an die Person, die uns anonym auf kariertem Papier geschrieben hat: Abschieben schreibt man mit ie und dumm mit Doppel-M.
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