Hagelflieger werden aufgerüstet
Zwölf pyrotechnische Fackeln pro Flugzeug stärken Effektivität
Ortenau/Oberkirch (suwa). Mit einem Rückblick auf die Einsätze im vergangenen Jahr bilanzierte die Hagelabwehr Ortenau im Rahmen der Mitgliederversammlung im Vinotorium der Oberkircher Winzer eG Bereitschaft und Flüge der beiden Hagelflieger. Ziel in diesem Jahr wird es sein, die Flugzeuge mit pyrotechnischen Fackeln aufzurüsten, damit die Effektivität der Hagelabwehr weiter gesteigert werden kann.
Das Ausbringen dieser Fackeln ist in Planung, ebenso das Genehmigungsverfahren, berichtete der Vorsitzende der Hagelabwehr Ortenau, Franz Benz. Pro Flugzeug könnten zwölf Fackeln installiert werden. „Mit beiden Methoden zusammen erreichen wir deutlich bessere Resultate“, signalisierte Frank Kasparek von der beauftragten Flugfirma. Die unterkühlte Luft habe dann mehr Gelegenheit sich an diese Kondensationskeime anzuhaften. So entstünden kleinere Hagelkörner, die im Idealfall geschmolzen sind bis sie am Boden ankommen. Eine Fackel brenne bis zu vier Minuten. „Wir gehen damit jetzt ins Zulassungsverfahren. Die Papiere sind vorbereitet“, sagte Kasparek. Die Flugzeuge könnten ohne weiteren Aufwand nachgerüstet werden. Das Flugteam impfe die Wolken an ihrer Basis und nutze dabei die Aufwindzone, um die Kondensationskeime zu setzen. Die Fackeln sind laut Kasparek besonders in den Bereichen null bis acht Grad minus effektiv. Wie Vorsitzender Benz vor der Versammlung betonte, sind die finanziellen Mittel für die Aufrüstung vorhanden: „Wir wollen alle Mitglieder gleich gut schützen können.“ Der Einsatzberiech der Flugzeuge reiche vom Stadtgebiet Karlsruhe bis nach Ettenheim in der südlichen Ortenau.
Benz reflektierte auch das große Schadensereignis am 30. Juli 2017, bei dem es vor allem im Obst- und Weinbau große Schäden gegeben hatte. Das Gewitter sei von Südwesten her aufgezogen, über dem Rhein zusammengefallen und hatte sich danach schnell wieder aufgebaut. „Das Gewitter war so nicht vorhersehbar gewesen“, verdeutlichte Kasparek. „Deshalb haben wir uns zu einer intensiveren Zusammenarbeit mit dem Meteorlogen entschieden.“ Der werde künftig das Signal geben, wann der Pilot den Hagelflieger starten müsse. Kasparek verdeutlichte, dass der Radar am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) völlig ausreichend ist. „Was Besseres kann man nicht haben“, skizzierte er die exzellente Ausgangslage für die Ortenauer Hagelflieger. Das sei nicht überall im Land so. Franz Benz appellierte an die Mitglieder, künftige Schadensereignisse in Form von exakten Meldungen an den Verein zu geben. Nur so könne eine grundlegende Auswertung erfolgen. Auf der neuen Homepage www.hagelabwehr-ortenau.de Stünden dafür künftig Formulare zum Download bereit.
Insgesamt hätten die Hagelflieger im vergangenen Jahr 31 Bereitschaftstage gehabt. Die Flugzeuge hätten 14 beziehungsweise 15 Flüge absolviert. Es sei jeweils 13 und 15 Stunden geflogen worden. Darunter hätten sich auch präventive Starts befunden, bei denen es dann zu keinem Einsatz kommen musste.
Die Hagelabwehr in Reutlingen sei dabei einen Antrag an das Land Baden-Württemberg zu stellen, dass Hagelabwehr ähnlich eingestuft werde im Katastrophenschutz beispielsweise die Feuerwehr. Das könnte Fördergelder für wissenschaftliche Begleituntersuchungen bedeuten. „Das wäre ein Schritt zu noch mehr Transparenz“, sagte Benz. Er verwies außerdem auf eine Fachtagung Hagelabwehr am 12. und 13. April in Fellbach, zu dem das Landratsamt Rems-Murr-Kreis alle Hagelabwehrregionen im Land einlade. Die Hagelabwehr Ortenau unterstütze die Tagung finanziell. Benz forderte die Mitglieder auf, weiterhin bei Gewerbe, Industrie und Handwerk für eine Mitgliedschaft in der Hagelabwehr zu werben. „Wir schützen die gesamte Gesellschaft“, hob er darauf ab, dass die Agrarwirtschaft geschlossen dabei ist.
Geschäftsführer Manfred Bannwarth informierte die Mitglieder, dass die Prävention durch die Hagelflieger zwischen 40 und 50 Prozent zum Erfolg führt. „Die Gefahr, dass wir Hagelschäden haben, besteht auch weiterhin. Wir müssen mehr tun, um mehr zu bewirken.“ Steuerberater Marius Kretz legte den Kassenbericht vor, der von Markus Bieser bestätigt wurde. Für Bieser wurde Markus Ell von der Oberkircher Winzer eG als Nachfolger gewählt.
Eingangs hatte Dr. Martin Schreiner, Dezernent Ländlicher Raum beim Ortenaukreis betont, dass die Hagelflieger ein wichtiges Mosaik in der gesamten Hagelabwehr darstellen: „Das Ortenauer Netzwerk funktioniert. Hier in der Ortenau haben alle zusammengehalten und mitgemacht.“
Bei einer Betriebsführung hatten die Teilnehmer Gelegenheit das neue Flaschenlager, Barriquekeller und das Vinotorium in der Oberkircher Winzer eG zu erkunden. Geschäftsführender Vorstand Markus Ell gab einen Einblick in die 3,6 Millionen Euro Investition.
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