Ortenau Klinikum bereitet sich auf Corona vor
Zahl der Intensivbetten wird erhöht
Ortenau (gro). Das Ortenau Klinikum bereitet sich auf einen starken Anstieg von an dem Coronavirus erkrankten Patienten vor. "Wir rechnen mit höheren Zahlen", so Klinikgeschäftsführer Christian Keller am Montag. "Wie bereits bekanntgegeben werden alle aufschiebbaren Operationen verschoben." Damit sollen zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden.
Besuchsverbot an allen Häusern
Es wurden Notfallpläne für die Mitarbeiter gemacht: Es gilt eine Urlaubssperre bis Mai, sämtliche Mitarbeiter werden derzeit für den Umgang mit Coronavirus geschult. Gleichzeitig wurde ein absolutes Besuchsverbot für alle Kliniken verhängt. "Es gibt nur wenige Ausnahmen", so Keller. So würden die engsten Angehörigen von Patienten, die im Sterben lägen, vom Klinikum benachrichtigt, um Abschied nehmen zu können. Eltern dürfen abwechselnd ihre minderjährigen Kinder, insbesondere in der Kinderklinik, aufsuchen. Auf der Wöcherninnenstation haben die Väter zwar keinen Zutritt mehr, aber sie dürfen nach wie vor noch bei der Geburt dabei sein. Die Klinikseelsorge wird unter Einhaltung aller Hygienemaßnahmen und nach vorheriger Rücksprache mit dem Behandlungsteam weiter angeboten. "Ansonsten bleiben alle Häuser, auch das Pflege- und Betreuungsheim Fußbach, für Besucher geschlossen", so Keller. Betroffen von dem Besuchsverbot sind auch die ambulanten Sprechstunden.
43 Coronafälle bekannt
Stand Montag, 16. März, sind im Ortenaukreis 43 Coronafälle bekannt. Die Mehrzahl der Infizierten kuriert die Erkrankung in den eigenen vier Wänden aus, sechs Patienten sind derzeit stationär im Ortenau Klinikum aufgenommen. Derzeit fungiert das Klinikum in Kehl als Isolierstation für Corvid-19-Patienten. Aber auch am Standort Ebertplatz in Offenburg werden Fälle, die chirurgisch betreut werden müssen, aufgenommen. "Wenn die Zahlen weiter steigen, womit wir rechnen, dann wird Kehl nicht ausreichen", macht Geschäftsführer Keller deutlich. Das Klinikum bereitet sich auf den Worst Case vor: Laut Dr. Peter Kraemer, Medizinischer Direktor, gibt es derzeit 80 intensivmedizinische Plätze verteilt auf acht Stationen. Diese Kapazitäten sollen erhöht werden. Werden alle bestehende Möglichkeiten zur Beatmung ausgenutzt, dann können noch weitere 100 Betten dazu kommen. Die Klinikleitung versucht, weitere Beatmungsgeräte zu bekommen, ob dies gelingt, steht noch nicht fest. "Das Nadelöhr sind die Geräte", so Dr. Kraemer.
Tritt der befürchtete Ernstfall ein und die Zahlen mit Infizierten steigen rapide, dann könnte das Ortenau Klinikum um die Osterzeit an seine Kapazitätsgrenze kommen. Deshalb raten sowohl Reinhard Kirr, Leiter des Koordinierungsstab des Landratsamtes, als auch Dr. Peter Kraemer dazu, die Handlungsempfehlungen einzuhalten. "Corona wird von Mensch zu Mensch übertragen", so Kraemer. "Vermeiden sie große Menschenansammlungen. Verringern Sie die Zahl der sozialen Kontakte auf das unbedingt Notwendige." Es bleibe abzuwarten, wie die nun getroffenen strengen Maßnahmen der Landesregierung sich auf die Zahl der Infektionen auswirkten.
Ausreichend Schutzkleidung
"Wir haben in dieser Woche neue Schutzkleidung geliefert bekommen", so Christian Keller. "Wir hoffen, dass wir weitere Lieferungen bekommen." Gleichzeitig habe man begonnen, selbst Schutzmasken zu produzieren ebenso wie Desinfektionsmittel. "Aber wir sind auf Lieferungen angewiesen", betont Keller. Die Schutzbekleidung würde nicht mehr wie früher an die Stationen, sondern gezielt ausgegeben.
Das Problem würde bei einem dramatischen Anstieg der Patientenzahlen nicht der Platz in den Kliniken sein, sondern die Zahl der Mitarbeiter und die Menge des Materials. "Wir sind ein gutes Klinikum", lobt Keller die Mitarbeiter und deren hohe Motivation.
Und auch aus einem macht der Geschäftsführer kein Geheimnis: Durch das Verschieben der sogenannten elektiven Operationen erleidet das Ortenau Klinikum einen finanziellen Schaden. "Wir sind auf Hilfe im Nachhinein wie alle Kliniken dann angewiesen", so Keller. Doch zunächst einmal zählten erst die Patienten und die Mitarbeiter.
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