Traditionelles Liedgut
Wo Hirtensänger alte Weisen vortragen

Haslacher Hirtensänger Foto: Stadt Haslach im Kinzigtal
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  • hochgeladen von Anne-Marie Glaser

Mittlerer Schwarzwald (cao). Es ist eine Zeit der Stille und Besinnlichkeit. Weihnachten wohnt ein ganz besonderer Zauber inne. Ob geschmückte Straßen, der Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt, Jahresabschlussfeiern, Weihnachtskonzerte oder Adventstreffen – längst sind die liebgewonnenen Rituale zu Traditionen geworden. Zu diesen Bräuchen gehören ebenso die Weihnachtslieder, die innerhalb der einzelnen Ortschaften und auch in den Familien unter dem Christbaum gesungen werden.  Haslacher Weihnachtslieder, alpenländische Weisen, Hirten- und Dreikönigslieder singen die Hirtensänger beim Stall im "Goldenen Winkel" von Haslach. Dort im Pferch befinden sich lebende Tiere – ein Esel und Schafe.

Duweschneck

Ein entfachtes Hirtenfeuer spendet Wärme. In dem romantischen Altstadtwinkel zwischen Bach- und Metzgergasse tragen die Haslacher Hirtensänger außerdem Gedichte vor und es gibt Glühwein. Außerdem werden auch die bekannte Duweschneck, ein altes Haslacher Gebildbrot, dazu gereicht. "Ich lag in einer Nacht und schlief", heißt eines der Haslacher Weihnachtslieder, das um die Weihnachtszeit in der Stadt im Kinzigtal gesungen wird.

"Beim Geläut der Weihnachtsglocken"

Aber auch in Hausach und Wolfach gibt es ein ganz spezielles Weihnachtslied, das an Heiligabend in den Familien ertönt. "Beim Geläut der Weihnachtsglocken muss frohlocken mein Gemüt" – ein Lied, das von Generation zu Generation weitergegeben wird und nicht weit über die Ortsgrenzen hinaus zu hören ist. Es sind die alteingesessenen Husacher und Lit us Wolfe, die dieses Liedgut überhaupt noch kennen und singen können.

Neujahresserenade

Fester Bestandteil ist "Beim Geläut der Weihnachtsglocken" bei der traditionellen Neujahresserenade in Hausachs Altstadt. Auch der Gemischte Chor Liederkranz nahm es inzwischen in sein Weihnachtsrepertoire auf und es bildet in jedem Jahr einen gelungenen Abschluss ihres Adventskonzertes auf der Waldbühne im Hausacher Advent. Dass es der Chor singt, wurde überhaupt erst möglich, weil der Hausacher Komponist und Kirchenmusiker Karl Schmider vor wenigen Jahren den vierstimmigen Chorsatz dazu schrieb.

Johann Diebold

Während es in Hausach in keinem Kirchenliederbuch auftaucht, ist es in dem Beiheft mit alten Liedern, das zum Wolfacher Gotteslob gehört, abgedruckt. "Text und Weise: Johann Diebold" steht dabei, außerdem, dass es in Wolfach seit 1920 gesungen wird. Johann Diebold hat es zwar aufgeschrieben, Karl Schmider ist sich aber sicher, dass er es nicht komponiert hat. Diebold sei zu Heinrich Hansjakobs Zeiten als Pfarrer in St. Martin in Freiburg Kirchenmusiker gewesen und habe die Haslacher Weihnachtslieder vertont. "Die stammen übrigens aus dem alpenländischen Raum", informiert Schmider. "Beim Geläut der Weihnachtsglocken" werde in Haslach jedoch nicht gesungen.

Lothar Sonntag

Für den gebürtigen Hausacher Lothar Sonntag, der als junger Mann seinen Heimatort verließ und inzwischen in Weil am Rhein lebt, gehört "Beim Geläut der Weihnachtsglocken" an jedem Weihnachtsfest "unbedingt" dazu. Seit etwa 1941 werde es auch in seiner Familie gesungen. "Ein sehr kalter Kriegswinter, in dem mein Bruder Helmut und ich von Onkel Fritz einen Märklin-Eisenbahnzug mit Federantrieb und Gleisen geschenkt bekamen", blickt der heute 86-Jährige zurück. "Wir sangen das Lied, wobei der Bass meines Vaters Otto eine unvergessliche Rolle spielte", so Sonntag. Außerdem sei es ein Lieblingslied seiner Mutter gewesen. Und Lothar Sonntag findet zu recht: "Dieses Lied sollte über Generationen noch lange weitergegeben werden."

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