Warum Menschen Füchse, Enten und Co. besser in Ruhe lassen
Wildtiere sollen natürliches Futterverhalten bewahren
Ortenau (cao). Aus Gutach kam dieser Tage die Mitteilung, dass Wildtiere nicht gefüttert werden dürfen. In einem Wohngebiet trieb sich ein Fuchs herum, den Anwohner fütterten. "Wenn ständig Wildtiere im heimischen Garten verweilen, sollte man mit dem zuständigen Jagdpächter Kontakt aufnehmen", rät der Gutacher Revierleiter Frank Werstein. Sie könnten das Verhalten der Tiere gut beurteilen und einschätzen, ob die Tiere krank sind oder eine Gefahr darstellen und sind in der Lage, Lösungen für problematische Fälle zu finden.
Wildtiere in Nähe von Wohngebieten
Dass Wildtiere in der Nähe von Wohngebieten immer wieder für Probleme sorgen, kann der Revierleiter bestätigen. "Das Problem eines Steinmarders am Auto oder im Gebäude kennt fast jeder, ebenso der Verlust von Hühnern durch Füchse oder von Rehen verbissene Pflanzen." Man höre immer mehr von Wildschweinen, die Vorgärten und Parkanlagen verwüsten oder sogar in Einkaufsläden vordringen. "Oft ist die Vogelfutterstelle nicht artgerecht, dadurch können sich die Vögel selbst leicht mit Krankheiten anstecken." Hauptgrund, warum Vögel nur im Winter oder in Notzeiten wie bei Eisregen und starker Schneedecke gefüttert werden sollten ist der, dass sie Insekten vertilgen. "Es ist sehr wichtig, dass die Menschen mit der Natur und insbesondere den Tieren in Kontakt kommen und sie zu lieben, schätzen und somit auch schützen lernen. Wer Vögel füttern will, gerne, dann aber mit einer geeigneten Futterstelle, artgerechtem frischem Futter und nur in Notzeiten," so Werstein.
Füttern nicht erlaubt
Rund um Seelbach ist dieses Problem bisher nicht so häufig aufgetreten. "Das Füttern von Wildtieren ist nicht erlaubt, auch nicht notwendig", betont der Seelbacher Revierleiter Hans-Jörg Fries. Dass mal ein Reh am Waldrand nahe der Gemeinde stehe oder dort ein Fuchs entlangschlendere sei in den waldnahen Orten normal.
"Das Problem ist im Renchtal gerade aktuell, wird aber von den meisten Menschen noch nicht als solches erkannt", berichtet hingegen der Vorstand der Bund und Naturschutz Deutschland (BUND Ortsgruppe im Renchtal, Franz Just aus Oberkirch, der auch privat als Naturschützer tätig und "absoluter Gegner jeglicher Fütterung" ist. Dies betreffe sowohl das Füttern von Wildvögeln im örtlichen Stadtgartenteich, wie auch bei zufälligen Kontakten in der Natur. "Jedes Wildtier hat eine artgebundene und zusätzlich individuelle Fluchtdistanz zum Menschen, die es von sich aus nie unterschreiten würde." Komme es zu zufälligen, unbeabsichtigten oder gezielten Fütterungen, könne sich das Verhalten der Wildtiere ändern. Was anfänglich zögerliches Nahrungsaufnehmen ist, würde schnell zu Bettelei bis hin zu agressivem Einfordern. Sei dieser Punkt erstmal erreicht, ändere sich die Einstellung der beteiligten Menschen zum Wildtier. "Was erst niedlich war und toll für ein Selfie ist, erhält dann schnell den Stempel Problemtier und hat nicht selten den Abschuss oder die Forderung nach Entfernung des Tieres zur Folge." Der Ablauf sei stets gleich, egal ob es sich um Vögel, Eichhörnchen, Füchse und Wildschweine oder letztendlich Wölfe und vielleicht Bären handle.
Bei gezielten Fütterungen steige schnell die Menge der Individuen einer Population an. "Auf kleiner Fläche drängen sich dann Tiere, die sonst über einen großen Bereich verteilt leben", erklärt er. Der Übertragung von Krankheiten und Parasiten werde so unbeabsichtigt Vorschub geleistet. Wer helfen möchte, Wildtiere zu unterstützen, solle viel lieber einen Beitrag leisten, um die natürlichen Lebensräume der Arten zu erhalten oder wieder herzustellen. "Kein sich natürlich verhaltendes Wildtier wird übrigens Berührungen oder Streicheln durch den Menschen als Ausdruck sozialen Wohlverhaltens erkennen."
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