Wahlkampf ist teuer
Wieviel kostet eine Bürgermeisterkandidatur?

2015 wurde Acherns Oberbürgermeister Klaus Muttach (Mitte) wiedergewählt. | Foto: Daniela Santo
  • 2015 wurde Acherns Oberbürgermeister Klaus Muttach (Mitte) wiedergewählt.
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Ortenau (ds). Mahlberg, Ettenheim, Offenburg und Appenweier: Drei Bürgermeister- und eine Oberbürgermeisterwahl stehen in der Ortenau in den kommenden Wochen an. Die Wahlkämpfe sind in vollem Gang und nicht nur zeit-, sondern auch kostenintensiv. Die Finanzierung müssen die Kandidaten selbst tragen, Unterstützung gibt es weder vom Staat noch von der jeweiligen Kommune. So endete manch ein Wahlkampf schon im finanziellen Desaster, weiß Acherns Oberbürgermeister Klaus Muttach. Wieviel Geld muss ein Kandidat tatsächlich in die Hand nehmen?

Ein Euro pro Einwohner

"Im Schnitt sind es zwischen einem und zwei Euro pro Einwohner", erläutert Paul Witt, Rektor der Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl. Je größer die Stadt, desto weniger die Kosten, da die Fixkosten überall gleich sind: "Der Stuttgarter OB-Wahlkampf hat bei rund 600.000 Einwohnern beispielsweise 450.000 Euro gekostet, also weiniger als einem Euro pro Einwohner", berichtet Witt.

Die Wahlkampfkosten von Klaus Muttach, der zuvor Bürgermeister von Seelbach war, lagen stets genau in diesem Bereich: "Für den ersten Wahlkampf in Seelbach 1993 waren es etwa 10.000 Mark, also fast zwei Mark je Einwohner. In Achern kamen beim ersten Oberbürgermeister-Wahlkampf 2007 insgesamt 24.103 Euro zusammen, also ziemlich genau einen Euro je Einwohner", legt er offen. Die jeweiligen Kosten des Wahlkampfes bei der Wiederwahl seien etwas geringer gewesen, was vor allem auch der entspannteren Konkurrenzsituation im Vergleich zur jeweils ersten Wahl geschuldet gewesen sei. Alle vier Wahlkämpfe habe Muttach komplett selbst bezahlt. "Selbstverständlich habe ich mir im Vorfeld jeweils einen Finanzplan erstellt. Ich habe mir Preise eingeholt, beispielsweise für die Erstellung und Verteilung von Prospekten, die Homepage und anderes", berichtet er weiter. Wahlkampfprospekte, Briefbögen, eine Homepage, professionelle Fotos für die unterschiedlichen Medien und Visitenkarten stünden beispielsweise auf der Ausgabenseite des Wahlkampfs.

Soziale Medien unerlässlich

Alles unerlässlich Dinge, wie Paul Witt bestätigt. "Heute muss außerdem jeder Kandidat auch die sozialen Medien bedienen", ergänzt er. Untersuchungen zufolge würden Facebook, Twitter, Snapchat und Co. zwar keine hohen Prozente einbringen, meist im niedrigen zweistelligen Bereich, man erreiche damit aber die jüngere Wählerschicht. Eine gute Werbeagentur für die Gewährleistung der Corporate Identity sei außerdem sinnvoll. "Manche Kandidaten bedienen sich auch eines Coachs. Dieser sogenannte Bürgermeister-Macher schreibt dann auch Reden, was in meinen Augen völliger Unsinn ist, da der Kandidat dann nicht mehr authentisch rüberkommt", so Witt. Klaus Muttach habe bewusst bei allen seinen Wahlkämpfen darauf verzichtet, einen professionellen Wahlkampfmanager zu verpflichten, "da ich authentisch bleiben und mich nicht fremd bestimmen lassen wollte." Gewaltige Unterstützung habe er aber von seiner Ehefrau und insbesondere in Achern ergänzt durch seine Töchter und viele langjährige Freunde, die beispielsweise beim Austragen von Prospekten geholfen hätten, erhalten. 

Die Oberbürgermeisterwahl in Kehl 2014 hat Roland Giebenrath nicht gewonnen. Die Kosten für die Kandidatur hielten sich aber im Rahmen. Bewusst habe er sich kein hohes Budget gesetzt. 250 Euro habe er in seinen Wahlkampf investiert, davon 90 Euro in professionelle Fotos. Außerdem habe Giebenrath Visitenkarten und Infobroschüren eingesetzt. "Plakate hätten noch sein können, die waren mir aber deutlich zu teuer", erklärt er auf Guller-Anfrage.

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