Vom Ein-Euro-Job hinein ins Arbeitsleben
Wie Flüchtlinge den Einstieg in den Arbeitsmarkt schaffen
Ortenau (st). Der Zugang zum Arbeitsmarkt ist ein wichtiger Schlüssel für eine erfolgreiche Integration von Zuwanderern. Im Ortenaukreis ist die Kommunale Arbeitsforderung dafür verantwortlich, den Lebensunterhalt von anerkannten Flüchtlingen sicherzustellen.
Über einen Umweg in den ersten Arbeitsmarkt
Zudem unterstützt sie die neuen Mitbürger dabei, in Ausbildung und Arbeit zu kommen. Ein Beispiel dafür, dass dies gelingen kann, ist Anas Tabane. Der 38 Jahre alte gebürtige Syrer arbeitete in seiner Heimat als Herrenschneider und flüchtete vor vier Jahren gemeinsam mit seiner Frau und seinen Kindern vor dem Krieg in Syrien nach Deutschland. Heute leben die Tabanes in Offenburg und der Familienvater arbeitet als Produktionsmitarbeiter für die Firma ISI Kriz Samland GbR in Offenburg.
„Wie Herrn Tabane haben in den Jahren seit der Zuwanderungswelle bereits zahlreiche Menschen den Umweg in den regulären Arbeitsmarkt über eine sogenannte Arbeitsgelegenheit, umgangssprachlich als Ein-Euro- oder Zusatzjob bekannt, geschafft“, erklärt Armin Mittelstädt, der Leiter der KOA.
Maßnahme zur Eingliederung verdrängt keine reguläre Stelle
„Diese Eingliederungsmaßnahmen dienen dazu, Langzeitarbeitslose wieder an eine Erwerbstätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt heranzuführen. Die Tätigkeit muss zusätzlich sein, im öffentlichen Interesse liegen und darf keine regulären Arbeitsplätze verdrängen“, erklärt der Arbeitsmarktexperte. Zwischen dem Anbieter der Maßnahme und dem Teilnehmer entstehe kein Arbeitsverhältnis und der Teilnehmer erhalte keinen Arbeitslohn, sondern eine sogenannte Mehraufwandsentschädigung.
So war dies auch bei Anas Tabane, der bei den Reha-Werkstätten in Offenburg im Rahmen einer Arbeitsgelegenheit einen ersten Einblick in unsere Arbeitswelt erhalten hat. „Dabei hat er sich Fähigkeiten und Fertigkeiten angeeignet, die für seinen beruflichen Einstieg sehr hilfreich waren“, so Jens Stecher von der KOA, der Tabane als Koordinator für Arbeitsgelegenheiten betreute.
Handwerkliches Geschick aus früheren Job in Syrien
Mit der Zeit sei in Tabane der Wunsch nach einer Anstellung in einem regulären Arbeitsverhältnis gereift, fährt Stecher fort. Mit seiner und der Unterstützung der Fachkraft für betriebliche Integration in den Reha-Werkstätten, Heinrich Alzner, seien Gespräche mit der in Offenburg ansässigen Firma ISI Kriz Samland GbR, die Industrieservice- und Ingenieurleistungen für Lohnverpackung und Sondermaschinenbau anbietet, aufgenommen worden.
Das Ergebnis: Thomas Kriz, einer der beiden Geschäftsführer des Unternehmens, stellte Anas Tabane in der Produktion im Bereich Verpackung ein. „Basierend auf seiner früheren Tätigkeit im Handwerk kam sein handwerkliches Geschick und dabei besonders seine Fingerfertigkeit unserem Unternehmen zugute“, meint Kriz.
Ein unbefristetes Arbeitsverhältnis
Außerdem gefiel sein „ruhiges Wesen, seine Zuverlässigkeit und sein bescheidenes Auftreten, das wir in einer kurzen Probezeit schätzen lernten.“ Interessant für das Unternehmen war dabei auch das Angebot der Firmenberatung der KOA, die flankierend einen Eingliederungszuschuss für die Dauer der Einarbeitung gewährte.
Seit Juli ist Anas Tabane nun in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis bei der ISI Kriz Samland GbR. „Mir gefällt die Arbeit und das Miteinander mit den Kollegen. Ohne die Mithilfe aller Beteiligten wäre dies nicht zustande gekommen“, zeigt sich Tabane dankbar. „In Sachen Sprache muss ich mich noch verbessen, aber durch den täglichen Kontakt bei der Arbeit verbessert sich mein Sprachverständnis immer mehr“, so der gebürtige Syrer weiter.
Arbeitsgelegenheiten für Flüchtlinge schaffen
Damit auch andere Geflüchtete dem Beispiel Anas Tabanes folgen können, bittet die Kommunale Arbeitsförderung die Städte und Gemeinden, Träger, Einrichtungen und Vereine im Ortenaukreis Arbeitsgelegenheit für Geflüchtete zu schaffen. Informationen dazu finden Interessierte auf der Internetseite der KOA unter www.koa-ortenau.de/Projekte/Arbeitsgelegenheiten.
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