Gastgewerbe fehlen Kräfte
Wenn Gästen ein Roboter Drinks serviert

Die Vorstellung, dass Servicekräfte durch Roboter ersetzt werden, ist keine schöne Zukunftsaussicht. | Foto:  DEHOGA/Alois Müller
  • Die Vorstellung, dass Servicekräfte durch Roboter ersetzt werden, ist keine schöne Zukunftsaussicht.
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Ortenau (mak) Wie viele andere Branchen auch, leidet das Gastgewerbe unter einem Fachkräftemangel. "Der ist enorm", sagt Dominic Müller, Kreisvorsitzender des DEHOGA in der Ortenau. Zwischen 15 und 25 Prozent des Personals sei den Betrieben während der Corona-Pandemie und dem damit verbundenen Lockdown weggebrochen.

Hohe Zahl an offenen Stellen

Im aktuellen Arbeitsmarktbericht der Agentur für Arbeit waren im September 396 Stellen im Lebensmittel- und Gastgewerbe gemeldet. Offene Stellen würde es wahrscheinlich deutlich mehr geben, ist sich Müller sicher, denn viele Betriebe würden die zu besetzenden Stellen der Agentur für Arbeit gar nicht melden.

Fühler ins Ausland

Um Fachkräfte zu gewinnen, strecken die Betriebe ihre Fühler auch ins Ausland aus. Man suche nicht nur in Osteuropa nach neuen Mitarbeitern, sondern mittlerweile auch in Marokko. Dominic Müller berichtet sogar von einer Reise nach China in der Vor-Corona-Zeit, die er zusammen mit einer Fernstudium-Institution durchgeführt habe. Hierbei könne Ausbildung und Bachelor-Studium parallel ablaufen. "Diese Möglichkeit gibt es natürlich auch für deutsche Bewerber. Wir versuchen uns als Branche natürlich interessant zu machen", wirbt Müller. Im Restaurantwesen habe sich einiges getan. So könne man sich beispielsweise innerhalb von nur zwei Jahren zur Fachkraft Gastronomie ausbilden lassen.

Hohe Hürden

Die Anwerbung von ausländischen Mitarbeitern sei mit besonderen Hürden verbunden. Sei der bürokratische Aufwand für EU-Ausländer noch überschaubar, so werde es bei potentiellen Arbeitskräften aus Drittländern kompliziert, weiß Müller zu berichten: "Die Beschäftigung von Menschen aus Drittländern muss vereinfacht werden. Vom vielzitierten Bürokratieabbau sind wir meilenweit entfernt." Dies würden weder Arbeitnehmer noch Arbeitgeber verstehen: "Viele Dinge sind einfach nicht mehr nachvollziehbar. Davon müssen wir wegkommen. Würden wir so unsere Betriebe führen, wären wir pleite." Es müsse ein Weg gefunden werden, um mit einfachen Kriterien, die der Betrieb bestimme, Menschen aus Drittländern einstellen zu dürfen. "Der Betrieb weiß am besten, ob die Performance eines Mitarbeiters den Anforderungen entspricht als womöglich ein gefälschtes Prüfungszeugnis", so Müller. Aber hierfür seien die Hürden "exorbitant hoch". Außerdem bemängelt Müller die fehlende Einheitlichkeit bei Behördenentscheidungen. Wie schwierig die Beschäftigung von Arbeitskräften aus Drittländern sei, hänge oftmals von der Ausländerbehörde ab, die den Fall bearbeite. "Da fragen wir uns schon, in welcher Bananenrepublik wir eigentlich leben", führt Müller aus. Aber auch den Betrieben rät Müller, Hürden abzubauen, wenn es um die Rekrutierung von Nachwuchs geht. Gerade im Bewerbungsprozess müsse man alte Riten ablegen und auch Bewerbungen per Messengerdienst oder über soziale Medien anbieten und akzeptieren. "Wir müssen in Zukunft alle Online-Kanäle bespielen, denn dort bewegen sich die potentiellen Arbeitnehmer und Auszubildenden", ist sich Müller sicher. Auch müsse man immer ein Fenster für Quereinsteiger offen lassen.

Branche wird sich ändern

Gelinge es den Betrieben nicht, neue Fachkräfte für das Gastgewerbe zu begeistern, werde dies auch der Gast merken, ist sich Müller sicher. Zunächst müsse mit einer Reduzierung der Dienstleistung gerechnet werden. Die Küche werde früher geschlossen, damit man nur eine Schicht fahren müsse. "Es wird aber auch zu Schließungen und damit zu einer Art Flurbereinigung kommen", befürchtet Müller. Zudem werde die Vielfalt der Speisenkarte fallen und es werde zu einer stärkeren Automatisierung kommen, prognostiziert Müller: "Die Getränkeroboter sind schon unterwegs. Daran werden wir uns gewöhnen müssen. Im Zuge dessen wird es zudem zu sehr viel mehr Selbstbedienung kommen, wenn es den Kellner nicht mehr gibt."

Mit dem Mangel an Service und Dienstleistung werde schließlich auch die Qualität sukzessive abnehmen: "Das ist ein Prozess, der bereits stattfindet." Es werde dann nicht mehr in der eigenen Küche, sondern in Großküchen produziert und dazu gekauft sowie verstärkt mit vorgefertigten Produkten, sogenanntem Convenience-Food gearbeitet. Würden wir so unsere Betriebe führen, wären wir pleite."

Weiterführende Informationen: Existenzängste sind sehr konkret

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