Holzpreise steigen steil nach oben
Wenn aus dem heimischen Rohstoff ein rares Gut wird
Ortenau (mak). Der Preis für Bauholz kennt seit Monaten nur eine Richtung: steil nach oben. Das hat Auswirkungen auf das Baugewerbe, aber auch auf die Holzproduzenten. "In unserer Region liegt das Preisniveau mit zehn bis 15 Euro pro Festmeter für frisches Rundholz derzeit im Landesvergleich deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt", sagt Hans-Georg Pfüller, Leiter des Amts für Waldwirtschaft im Ortenaukreis. Und weiter: "Die aktuellen Preise zeigen damit eine deutliche Trendumkehr aus dem 'Kalamitätsmodus' der vergangenen Jahre hin zu 'normalen' Marktverhältnissen."
Bis zu 200 Prozent teurer
Ein deutlich steigendes Preisniveau sei aber seit Jahresbeginn vor allem bei den Endprodukten auf dem Schnittholzmarkt zu beobachten, also im Bereich der veredelten Rohholzprodukte. Dort habe es zwischenzeitlich Preissteigerungen im sogenannten Konstruktionsvollholz, also den klassischen Bauholzprodukten wie Balken oder Dachlatten, um bis zu 200 Prozent gegeben. Dies liege vor allem an der besonders starken Nachfrage aus den USA. Der Export dorthin sei um 30 Prozent gestiegen.
Von dieser Entwicklung würden auch die heimischen Waldbesitzer profitieren, aber nicht so stark und mit Zeitverzögerung, führt Pfüller weiter aus. Dies hänge auch mit der langen Laufzeit von Lieferverträgen zwischen Waldbesitzern und den holzverarbeitenden Firmen zusammen.
Preisanpassungen im Hausbau
Auch im Hausbau macht sich diese Situation bemerkbar. Neben dem Export wachse trotz Corona zusätzlich auch die Baukonjunktur in Deutschland, sagt Arndt Kückenthal, Verkaufs- und Marketingleiter vom Holzhausspezialisten Burkart Haus, zu den Gründen für den Preisanstieg. Europäische Sägereien würden an die Meistbietenden verkaufen. Und weiter: "Wir haben natürlich Preisanpassungen vornehmen müssen, um das Gröbste abzufangen." Grundsätzlich hätten Bestandskunden einen zugesicherten Festpreis. "Unser Bemühen ist es, diesen auch zu halten", so Kückenthal.
Eine Festpreisgarantie gibt es auch bei "WeberHaus". Dort spürt man einen Preisanstieg aber auch bei anderen Warengruppen wie Metallen, Kunststoffen und Dämmungen. Hierbei seien auch "Verfügbarkeiten sehr stark eingeschränkt", sagt Uwe Manßhardt, Leiter Einkauf-Materialwirtschaft bei "WeberHaus". Er rechne in verschiedenen Bereichen mit zunehmenden Lieferschwierigkeiten. Beide Hausbauspezialisten würden aber momentan von den guten und sicheren Lieferketten mit langjährigen Partnern profitieren. "Wir verspüren aber schon einen gewissen Druck, pünktlich und vorausschauend die entsprechenden Materialien zu ordern", erklärt Kückenthal. Ihm seien aber kleinere Firmen bekannt, die trotz guter Auftragslage nicht arbeiten können, da Lieferungen um Wochen verschoben würden.
Sehr lange Lieferzeiten
Dies kann auch Walter Kiefer, Obermeister der Zimmerer Innung Offenburg, bestätigen. "Es ist Holz zu bekommen, allerdings mit sehr langen Lieferzeiten von derzeit bis zu drei Monaten." Deshalb könnten einige Betriebe ihre Aufträge nicht fristgerecht ausführen. Trotz voller Auftragsbücher drohe manchen Betrieben Kurzarbeit, so Kiefer. Auch die Kalkulation sei für die Betriebe momentan schwierig. Angebote könnten maximal vier bis sechs Wochen gehalten werden, eher kürzer, so der Innungsobermeister.
Uwe Manßhardt rechnet damit, dass in der zweiten Jahreshälfte Projekte nicht oder nur mit Verzögerung realisiert werden können.
"Es ist natürlich ein ökologischer Irrwitz, hochwertiges CO2 einsparendes Rohmaterial in mit Schweröl betriebenen Containerschiffen um die Welt zu schiffen, um dann dort die Ökobilanz verbessern zu wollen", so Kückenthal abschließend.
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