Wildtierbeauftragter zur Lage
Waschbären auch in Ortenau im Anmarsch

Sie sind wirklich niedlich, doch Waschbären sind und bleiben Wildtiere. | Foto:  Wagner
  • Sie sind wirklich niedlich, doch Waschbären sind und bleiben Wildtiere.
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Ortenau Sie stammen ursprünglich aus Nordamerika, sind etwa katzengroß und werden auch bei uns immer zahlreicher. Doch ganz so niedlich wie Waschbären scheinen, sind sie nicht. In manchen Städten sind sie sogar regelrecht zur Plage geworden. Die Guller-Redaktion hat beim Wildtierbeauftragten des Ortenaukreises, Maximilian Lang, nachgefragt, wie sich die Situation in der Ortenau aktuell darstellt.

"Wie viele Waschbären es genau in der Ortenau gibt, kann man nicht sagen. Wir wissen aber, dass sich der Waschbär derzeit die Region von Norden und Osten her kommend als neuen Lebensraum erschließt", so Lang. Von einer etablierten Waschbärenpopulation, wie man sie etwa im Nordosten Baden-Württembergs bereits vorfinde, könne man in der Ortenau noch nicht sprechen. Die Erfahrungen würden allerdings zeigen, dass die Population rasant ansteige und damit auch die Tendenz zur Ausbreitung sehr stark sei. Die meisten Meldungen zu Waschbären kämen derzeit noch aus dem nördlichen Teil der Ortenau, besonders aus dem Renchtal. Aber auch am Rhein und im Kinzigtal würden sie mehr und mehr beobachtet.

Extrem anpassungsfähig

"Man kann in der gesamten Ortenau mit Waschbären rechnen", sagt Maximilian Lang. Da diese extrem anpassungsfähig seien, könnten sie in allen Naturräumen vorkommen, von den Auwäldern am Rhein bis in die Hochlagen des Schwarzwalds. "Insbesondere in gewässerreichen Gebieten und in Siedlungsnähe fühlen sie sich wohl", weiß der Experte. Weil Waschbären in menschlicher Umgebung Nahrung und Deckung im Überfluss finden würden, würden sie nicht selten auch in Gebäude eindringen. "Häufig sind das Dachböden oder Scheunen, aber auch bewohnte Bereiche werden bei passender Gelegenheit nicht gemieden", weiß der Wildtierbeauftragte. Um genau das zu vermeiden, sollte man dafür sorgen, dass die Tiere in Hausnähe keine Nahrung finden, indem man Mülltonnen etwa mit schweren Steinen sichert und gelbe Säcke erst kurz vor der Abholung ins Freie stellt. Futter für Hund und Katze sollte man keinesfalls draußen stehen lassen. "Um den Zugang zum Dachboden zu erschweren, sollte man Äste in Dachnähe kürzen und Fallrohre mit glatten Manschetten sichern", gibt Lang Tipps.

Angst müsse man indes nicht vor den Tieren haben: "Waschbären sind nicht aggressiv und greifen Menschen nicht an. Doch sie sind und bleiben Wildtiere, weshalb man sie nicht anfassen oder füttern sollte. Mit Haustieren kann es hingegen sehr wohl zu Auseinandersetzungen kommen. Besonders Katzen, aber auch Hunde können dabei verletzt werden," warnt Lang. Die wohl größte Gefahr gehe von Krankheiten aus: Häufig seien sie vom Waschbärspulwurm befallen, der auf den Menschen übertragen werden könne. Ebenso sei der Waschbär Überträger des Staupe-Virus, der für Hunde lebensbedrohlich sein könne. Für die einheimische Tierwelt ist der Waschbär ein großes Problem, da er in vielen Ökosystemen eine Nische besetzt, die es so bisher nicht gab. Waschbären sind extrem gute Kletterer, weshalb sie problemlos Nester von Singvögeln leerräumen oder mit ihren Pfoten in Baumhöhlen greifen können, um Eier von Spechten zu erbeuten. Auch Amphibien wie Frösche sind eine beliebte Nahrung. In Gebieten, in denen es besonders viele Waschbären gibt, gibt es daher sogar Berichte über den Rückgang von Vogel- und Amphibienarten. Im Ortenaukreis ist aufgrund der geringen Waschbärenpopulation noch nichts dergleichen bekannt.

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