Energieeinsparung
Wärmeschutz der Gebäude ist der Königsweg
Ortenau (mak). Die Ortenauer Energieagentur ist momentan mit ihrer Expertise ein gefragter Ansprechpartner, wenn es um Energieeinsparpotentiale in den eigenen vier Wänden geht. Denn aufgrund der explodierenden Energiepreise und deren Verknappung ist der Handlungsdruck bei vielen Menschen groß, vor allem auch im Hinblick auf die bevorstehende kalte Jahreszeit. Denn über 80 Prozent der im Haushalt verbrauchten Energie werden für die Heizung und Warmwasser aufgewendet.
Nicht für jeden ist die kurzfristige Umrüstung der Heizungsanlage auf erneuerbare Energien möglich oder direkt nötig. Energie kann aber trotzdem eingespart werden. "Die Heizzeiten sollten zum Nutzerverhalten passen – unter der Woche und am Wochenende", rät Christian Dunker von der Ortenauer Energieagentur. Denn die Regelungseinstellung könne durchaus etwas bewirken. Dunker rät Hauseigentümern von einem Fachmann die Heizkurve optimal einstellen zu lassen, um Energie einzusparen. Darüber hinaus könne die Reduzierung der Raumtemperatur um bereits ein Grad Celsius etwa sechs Prozent Heizenergie einsparen, weiß der Experte.
Zuschuss mitnehmen
Wessen Heizungsanlage 20 Jahre oder älter ist, sollte über einen Austausch nachdenken. Zum einen, weil dann unter Umständen teure Reparaturen anfangen und zum anderen, weil mit einer neuen Heizung die Einbindung Erneuerbarer Energien möglich ist und aktuell mit bis zu 40 Prozent bezuschusst wird. Die Bundesregierung will gesetzlich festschreiben, dass ab dem 1. Januar 2024 möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden soll.
Doch welche Heizungstechnik ist am besten geeignet, wenn man umrüsten will? Pauschal beantworten lasse sich diese Frage nicht, sagt Dr. Lioba Markl-Hummel von der Ortenauer Energieagentur. Dies hänge vom Zustand des einzelnen Gebäudes ab. "Der Königsweg ist der Wärmeschutz. Alles, was ich nicht verlieren, muss ich nicht aufwenden", ergänzt Dunker. Deshalb sollte immer zuerst der Wärmeschutz des Gebäudes optimiert werden. Je besser die Dämmung, um so größer seien die Optionen bei der Auswahl des neuen Heizungssystems, wissen die beiden Experten. Jede Teilsanierung – beispielsweise die Dämmung der Keller- oder obersten Geschossdecke – könne helfen. Es komme aber immer auf den Einzelfall an. Wer eine Öl-, Gas- oder Nachtspeicherheizung erneuere, könne auf die Förderung des neuen Heizsystem zusätzlich noch zehn Prozent bekommen.
Sanierungsfahrplan förderfähig
"Wichtig ist es, sich ein Konzept für das Gebäude zu überlegen", rät Dunker. Wenn technisch ohnehin etwas am Haus gemacht werden müsse, sollte man ein wenig größer denken. Dunker verdeutlicht dies anhand eines Beispiels: "Wenn man die Fassade an seinem Gebäude neu streichen lassen möchte, müssen ohnehin Gerüst, Farbe und Maler bezahlt werden. Wenn man aber noch zusätzlich eine Dämmung aufbringen lässt, wird nicht nur diese bezuschusst, sondern die Förderung wird auf die Gesamtkosten der kompletten Maßnahme angewendet." So decke die Fördersumme zumindest einen Teil der Mehrkosten ab. Außerdem sinken die jährlichen Heizkosten. Die Berater bei der Ortenauer Energieagentur raten, bei ohnehin anstehenden Umbau- oder Sanierungsmaßnahmen, immer ein bisschen mehr zu machen, um das Gebäude energieeffizient und damit zukunftssicher zu machen.
Sinnvoll sei die Erstellung eines Sanierungsfahrplans durch einen Experten, der die einzelnen Maßnahmen mit dem Ziel eines klimaneutralen Gebäudes aufeinander abstimmt. Die Kosten für Erstellung würden bei einem Gebäude mit zwei oder weniger Wohneinheiten mit bis zu 1.300 Euro bezuschusst. Eigentümer von Gebäuden mit mehr als zwei Wohneinheiten würden bis zu 1.700 Euro erhalten können.
Über den Zustand der Wohngebäude in der Ortenau gebe es im Detail keine verfügbaren Daten. "Ungefähr zwei Drittel der Häuser wurden aber vor der Wärmeschutzverordnung von 1977 erbaut. Erst ab diesem Zeitpunkt hat man beim Hausbau damit angefangen, sich mit Energieeffizienz richtig zu beschäftigen. Wir haben noch ein dickes Brett zu bohren", so Dunker.
Spartipps für Geringverdiener
Aber nicht nur bei Eigentümern ist das Thema Energieeffizienz im Fokus. Auch die Kommunen überlegen sich neue Ansätze zu klimafreundlicher Wärme. Die Stadt Offenburg beispielsweise baut ihr Fernwärmenetz sukzessive aus. "Fernwärme ist vor allem im Kernstadtbereich sinnvoll, weil es viele Abnehmer und es eine hohe Wärmedichte gibt", erklärt Dunker. Der Vorteil hierbei sei, dass Abwärme aus industriellen Prozessen genutzt werde und die Blockkraftheizwerke gleichzeitig Strom und Wärme produzierten. Und weiter: "Diese Gleichzeitigkeit macht es so effizient. Zudem lässt sich jeder Energieträger für das Fernwärmenetz einbringen, um in der Zukunft von den fossilen Energien wegzukommen." Bei Ein- oder Zweifamilienhäusern gehe der Trend aber stark in Richtung Wärmepumpe. Sie hole Energie aus dem Erdreich, dem Grundwasser oder der Außenluft und mache diese besonders effizient zum Heizen nutzbar. Wichtig hierbei sei aber, dass die Vorlauftemperatur möglichst gering sei, andernfalls würde die Wärmepumpe zu viel Strom benötigen, um die Umweltwärme zum Heizen nutzbar zu machen.
Alle Menschen können aber ihren Beitrag zum Energiesparen leisten und sie stehen auch nicht allein damit da. Sie können sich zum Beispiel bei der Ortenauer Energieagentur kostenfrei und neutral beraten lassen. Für Menschen mit geringem Einkommen gibt es auch den Stromspar-Check, bei dem gleichzeitig Energie- und Wassersparartikel zur Verfügung gestellt werden. "Teilnahmeberechtigt am kostenlosen 'Stromspar-Check' sind Haushalte mit Einkommen unterhalb der Pfändungsgrenze, Bezieher von Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe oder Wohngeld", so Markl-Hummel. Interessierte können sich hierfür an den PVD Zweckbetriebs des AGJ-Fachverbandes für Prävention und Rehabilitation in der Erzdiözese Freiburg e. V. wenden. Sie weist zudem schon auf die Tage der Wärmewende am 23., 24. und 25. September hin, die von der Ortenauer Energieagentur und der Kreishandwerkerschaft organisiert werden, an denen sich Interessierte an verschiedenen Orten in der Ortenau über die verschiedenen Heizsysteme der Zukunft informieren können.
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