Kormorane bedrohen heimische Fischarten
Vergrämung und Abschussgenehmigung
Ortenau (job/ds/set). Dass Artenschutz nicht immer einfach ist, lässt sich am Beispiel Kormoran erkennen, der die heimischen Fischarten bedroht: Der große schwarze Vogel am Rheinufer hat seine Flügel weit ausgebreitet und nutzt die sanften Strahlen der Sonne, um sein Gefieder zu trocknen. Kurz vorher ist der intelligente Fischjäger mit dem scharfen, gebogenen Schnabel von der Jagd unter Wasser zurückgekehrt, genauso wie etwa 20 weitere Kormorane aus seiner Kolonie. Seit den 90er-Jahren tritt der Kormoran in der Region verstärkt auf. Zuvor war der Vogel entlang der Rheinschiene kaum aufgefallen, wenn überhaupt höchstens als Durchzügler bekannt. In den 80er-Jahren wurden vor allem in Nordwesteuropa verstärkte Schutzmaßnahmen für den Kormoran, der bis dahin vorwiegend an den Küsten zu finden war, eingeleitet. Dies führte zu einem rasanten Ansteigen der Population und Ausbreitung bis nach Südwesteuropa. Deutschlandweit wurden aktuell etwa 123.000 Vögel ermittelt, so das Landesamt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW).
Rückgang der Fischbestände
Auch am Oberrhein wurden die gefräßigen Kormorane sehr zum Leidwesen der Angler und Fischer im Laufe der Jahre heimisch. Kolonien mit mehreren hundert Vögeln registrierte man im Bereich Kehl bis Rheinau, im Raum Rastatt/Karlsruhe, beim Taubergießen und nahe Breisach. Mit dem Ansteigen der Kormoranpopulation durch den Artenschutz wurde unmittelbar ein deutlicher Rückgang der Fischbestände festgestellt. So wurde beispielsweise der Badesee in Freistett, der in den 80er-Jahren einen ökologisch wertvollen und ausgewogenen Artenbestand mit etlichen Kleinfischarten aufwies, binnen kürzester Zeit quasi leergefischt. Im Schnitt waren hier meist bis zu 25 Kormorane gleichzeitig auf Fischjagd. Was nicht gleich gefressen wurde, wies oftmals erhebliche Verletzungen durch Schnabelhiebe auf, die später zum Verenden der Fische führten. Die Folge: Nur noch wenige, größere Fische blieben übrig, wie spätere Bestandskontrollen ergaben. War in einem Gewässer nichts mehr zu holen, wechselten die intelligenten Vögel schnell ihre Standorte. Gleichzeitig vermehrten sie sich mangels natürlicher Feinde immer weiter.
Angesichts ihrer Verantwortung für einen artgerechten Schutz der heimischen Fischarten forderten die Fischereiverbände, gegen den Widerstand der Vogelschutzorganisationen, verstärkt entsprechende Maßnahmen zur Reduzierung der Kormorane, denn ein Großteil der Flossenträger war stark gefährdet, die Äsche sogar vom Aussterben bedroht und Berufsfischer kurz vor dem Aus.
Seit dem Jahr 2010 gilt nun in den Bundesländern eine Kormoranverordnung, die eine begrenzte Reduzierung und Vergrämung der Kormorane sowie technische Schutzmaßnahmen erlaubt. An manchen Gewässern, vorwiegend kleineren Seen, werden Bänder oder Schnüre übers Wasser gespannt. Stellenweise werden auch größere Reisigbündel im Wasser versenkt, die den Fischen zusätzlichen Schutz bieten.
Abschussgenehmigung
Max Riegger, Inhaber der gleichnamigen Fischzucht in Ettenheim, ist sogar im Besitz einer ganzjährigen Abschussgenehmigung für Kormorane. "Diese wurde mir vom Regierungspräsidium erteilt, weil die Kormorane meine berufliche Existenz bedrohen", erklärt er auf Anfrage. Seit mindestens 15 Jahren versucht er, seine Fische gegen die Vögel zu schützen. Dabei hat er schon verschiedene Maßnahmen ausprobiert – von Netzen, die über den Teich gespannt waren bis hin zu Schreckschüssen –, allesamt mit nur leidlichem Ergebnis. Noch immer, sind die Kormorane ein Problem, doch mit 30 bis 70 Abschüssen pro Jahr hat es Riegger im Griff, wenn auch mit sehr viel zeitlichem Aufwand.
In die nördliche Ortenau scheinen sich die Tiere bis jetzt nicht verirrt zu haben. Auf Anfrage teilt die Stadtverwaltung in Achern mit: Bis dato seien keinerlei Beschwerden, weder von Bürgern, noch von Angelvereinen oder Ähnlichem, zu der dargestellten Problematik der Kormorane eingegangen.
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