Nachbarschaftshilfen
Unterstützung, wenn es alleine nicht mehr geht
Ortenau (ds). In Zeiten, in denen immer mehr Menschen alleine leben, wird Nachbarschaftshilfe immer wichtiger. Vielerorts ist sie – in der Regel in Vereinen – organisiert und übernimmt vor allem als Ergänzung zu Pflegediensten vielfältige Aufgaben.
"Wir bieten Hilfe an für alte, kranke, einsame oder behinderte Menschen, aber auch für überlastete Mütter und pflegende Angehörige", berichtet Sabine Junker von der Nachbarschaftshilfe Friesenheim, die im kommenden Jahr ihr 30-jähriges Bestehen feiert. Die ehrenamtlichen Helfer, derzeit sind es 57, erledigen für momentan 78 Männer und Frauen beispielsweise Einkäufe, begleiten zum Arzt oder beim Spazierengehen und helfen im Haushalt. "Bei uns finden ältere Menschen und deren Angehörige auch Ansprechpartner zum Reden und Zuhören. Einfach, damit jemand da ist", betont Junker.
Die Nachbarschaftshilfe Kippenheim wurde 1991 ins Leben gerufen. "Die Betreuung durch die Nachbarschaftshilfe Lahr war damals nicht mehr gewährleistet, außerdem brauchte die Gemeinde einen Betreuungsverein für die geplante Seniorenwohnanlage", so Einsatzleiterin Silvia Mathis zu den Anfängen. 1996 schloss sich die Stadt Mahlberg dem Verein an, der zur Zeit 63 Personen betreut. "Eine besondere Herausforderung ist die Betreuung von Demenzkranken", betont Mathis, die im Moment über genügend ehrenamtliche Einsatzkräfte verfügen kann. "Allerdings würde ich mir wünschen, dass der bürokratische Aufwand für die Einsatzleitung geringer wäre. Dann könnten wir unsere Zeit mehr für die Betreuung der Helfer und der Hilfesuchenden nutzen."
Rund 80 Personen betreut die Nachbarschaftshilfe Seelbach aktuell. Der Dienst am Nachbarn – von Einkaufen bis hin zu Arztbesuchen – steht auch hier im Vordergrund. Mit "in den Kinderschuhen" steht aktuell außerdem ein ganz besonderes Angebot auf dem Programm: Hier wird allen Interessierten gezeigt, wie man mit dem PC und dem Smartphone umgeht. "Prinzipiell kann man sagen, dass die besondere Herausforderung in unserer Arbeit darin besteht, auf die Menschen mit ihren unterschiedlichen Charakteren einzugehen", so Einsatzleiterin Ursula Cindric.
Auf Initiative der Frauenliste wurde 1997 die Nachbarschaftshilfe in Willstätt gegründet. "Ziel war es, in der Gemeinde eine Infrastruktur zu schaffen, die es den Menschen ermöglicht, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben zu können und nicht ins Pflegeheim zu müssen", berichtet Elvira Walter Schmidt, Vorsitzende des Vereins "Jung und Alt – Für gegenseitige Hilfe". Derzeit betreut der Verein rund 20 Menschen, einige dauerhaft, andere vorübergehend.
Walter-Schmidt weiß, in welchem hohen Maß sich die Helfer engagieren und dabei große Verantwortung übernehmen. "In der alltäglichen Arbeit stehen wir jedoch vor komplizierten finanz-, versicherungs- und steuertechnischen Auflagen, die uns die Erfüllung der Aufgaben erschweren und unnötige Energie erfordern, die dann zur tatsächlichen Arbeit mit den Menschen nicht mehr zur Verfügung steht. Wenn schon die Politik es versäumt hat, dem Fachkräftemangel frühzeitig gegenzusteuern und unser Gesundheitssystem es nicht leisten kann, hilfebedürftige Menschen würdig zu versorgen, dann erwarten wir, dass sie die Arbeit der Ehrenamtlichen nicht noch zusätzlich erschwert. Denn bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt erfolgen freiwillig zum Wohle der Allgemeinheit", betont sie.
Die Nachbarschaftshilfen finanzieren sich durch Mitgliedsbeiträge, Zuschüsse von Kreis, Gemeinde und Kirchen sowie die Stundensätze, die bei den Einsätzen anfallen. Die Helfer selbst erhalten eine Aufwandsentschädigung.
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