Bürgermeister und ihr Abitur
Späte Erkenntnisse über punktebezogenes Lernen
Ortenau (rek). Rund ein Drittel der Abiturienten haben den Prüfungstress bereits hinter sich, die anderen stecken mittendrin. Während die künftigen Schulabgänger an den beruflichen Gymnasien die zentralen Klausuren geschrieben haben, sind an den allgemein bildenden Gymnasien Deutsch, Mathe und einige Sprachen abgeschlossen, nächste Woche geht es weiter. Alle müssen dann im Juli nochmals ran für die mündlichen Prüfungen. Wenn Abiturienten ihre Reifeprüfung ablegen, sinnieren die Älteren über ihre eigene Schulzeit. Wir haben exemplarisch drei Ortenauer gebeten, sich an ihre Abiturzeit zu erinnern.
Auf die Punkte geschaut
"Für mich war es klar, dass ich in eine andere und große Stadt zum Studieren gehen möchte", so Helga Wössner, Bürgermeisterin in Mühlenbach. "Weil man in vielen Fällen auf eine bestimmte Abitursnote angewiesen ist, habe ich im Vorfeld sehr punktebezogen gelernt", lautete ihre Strategie. Heute weiß Wössner: "Die Zeit, die ich mit meinen Strategien, düsteren Prognosen und freudigen Vorerwartungen im Vorfeld der Abitursprüfung augebracht habe, hätte ich vielleicht sinnvoller für das eigentliche Lernen auf die Prüfungen verwenden können." Viele Jahre nach ihrer Abitursprüfung könne sie sagen, dass man die sehr guten Ergebnisse nicht überbewerten und sich von den nicht so guten Ergebnissen nicht frustrieren lassen sollte.
Marco Steffens, Offenburgs Oberbürgermeister, erinnert sich gerne an seine Abi-Zeit am Zinzendorf-Gymnasium in Königsfeld im Schwarzwald. Es habe reichlich Lernstress und sehr intensive Arbeitsgruppen gegeben, je näher der Termin rückte. "Viele der Lerngruppen fanden übrigens bei mir zu Hause statt, wo auch der Spaß nicht zu kurz kam", erinnert sich Steffens und dankt seiner Mutter für ihre Gelassenheit und Geduld, aber auch "die tolle Verpflegung“.
Ehrenamt ging vor Abitur
Für Klaus Muttach, Acherns Oberbürgermeister, waren die Lernzeiten stark überlagert durch seine damaligen politischen Aktivitäten. Aufgrund des Kriegsrechts und dem Mangel an Lebensmitteln und Medikamenten in Polen habe die Junge Union in Ringsheim unter seiner Führung Waren gesammelt. Das Wohnzimmer meiner Eltern war belagert und wir stellten wochenlang Lebensmittelpakete zusammen", erinnert sich Muttach. "Die Abiturvorbereitungen gerieten in den Hintergrund, aber viele dankbare Briefe von Paketempfängern aus Polen entschädigten mich vielfach dafür." Trotzdem habe er "das Abitur mit den Leistungsfächern Geschichte und Mathematik gut überstanden." Es folgte das Studium an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl.
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