Besuchsrecht eingeschränkt – Max-Planck-Gymnasium in Lahr geschlossen
Sechs Corona-Fälle im Ortenaukreis: Kehler Klinikum geschlossen
Ortenau (mak/st). Nun ist das Coronavirus auch in der Ortenau angekommen. Zwei Fälle wurden am Freitagvormittag vom Landessozialministerium gemeldet. Am gestrigen Samstagnachmittag wurden dann vier weitere Fälle gemeldet. Damit steigt die Zahl der bestätigten Corona-Infizierten im Kreis auf sechs.
Bei den ersten beiden Fällen handelt es sich um eine Familie aus Friesenheim, die in den Fastnachtsferien ihren Urlaub in Südtirol verbrachte. Mutter und Tochter wurden positiv auf das Virus getestet. "Der Vater ist so krank, dass er nicht zum Test kommen konnte", sagt Dr. Evelyn Bressau, Leiterin des Gesundheitsamtes im Ortenaukreis bei einer Pressekonferenz am Freitag. Er befindet sich zur Zeit auf einem Isolierzimmer in einer Klinik. Die ersten beiden bestätigten Fälle haben auch Auswirkungen auf das Umfeld. So ist das Max-Planck-Gymnasium in Lahr, wo die infizierte Schülerin zu Schule geht, auf Empfehlung des Gesundheitsamtes bis auf weiteres geschlossen. Direkte Mitschüler und Lehrer sollen in häusliche Quarantäne, die restlichen Schüler und Mitarbeiter der Schule in häusliche Isolation. Betroffen sind 725 Schüler, 79 Lehrer und zehn städtische Mitarbeiter des Gymnasiums.
Kehl wird Isolierzentrum
Bei den Neu-Infizierten vom Samstag handelt es sich um zwei Frauen und zwei Männer aus Rheinau, Willstätt und Kehl, teilte das Landratamt in einer Pressemitteilung mit. Zwei Männer und eine Frau befinden sich in häuslicher Quarantäne. Eine bereits schwer vorerkrankte ältere Frau war seit dem 2. März zur Behandlung im Kehler Klinikum und wurde nun in die Isolierstation verlegt. "Noch am Samstagvormittag hat der Sonder-Stab 'Corona' unter Leitung von Landrat Frank Scherer entschieden, dass die Betriebsstelle Kehl des Ortenau Klinikums als breit aufgestelltes Isolierzentrum mit allen erforderlichen personellen und technischen Ressourcen eingerichtet wird", so das Landratsamt weiter.
Notaufnahme geschlossen
Soweit es der Gesundheitszustand der rund 75 Patienten im Kehler Klinikum erlaubt, werden diese geordnet entlassen und eine häusliche Isolierung empfohlen. Patienten die weiterhin stationär behandelt werden müssen, verbleiben im Klinikum Kehl. Patienten, die im engeren Kontakt zur erkrankten Patientin waren, werden auf einer separaten Station untergebracht. Neue Patienten werden in Kehl nicht mehr behandelt und nicht mehr aufgenommen. Die Notaufnahme ist geschlossen. Patienten mit dringenden medizinischen Notfällen müssen sich an eine andere Notaufnahme des Ortenau Klinikums wenden. Mitarbeiter des Klinikums, die engen Kontakt zur Patientin hatten, begeben sich in häusliche Quarantäne. Die anderen Mitarbeiter kümmern sich mit erhöhten Schutzmaßnahmen weiterhin um die verbliebenen Patienten.
Eingeschränktes Besuchsrecht
Aufgrund der steigenden Corona-Infektionen im Ortenaukreis wurde für Kehl ein absolutes Besuchsverbot sowie für alle Betriebsstellen des Ortenau Klinikums ein eingeschränktes Besuchsverbot ausgesprochen. Bis auf Weiteres dürfen nur noch Ehepartner und Verwandte ersten Grades (Eltern und Kinder) Patienten besuchen, damit solle ein klinischer Ausbruch verhindert werden.
Es wird dringend darum gebeten, nicht die Notrufnummern zu blockieren oder selbstständig Arztpraxen oder Krankenhäuser aufzusuchen. Sollten innerhalb von 14 Tagen nach Rückkehr aus einem Risikogebiet oder dem Kontakt zu einer nachweislich erkrankten Person Symptome wie Fieber, Husten oder Atemnot auftreten, ist zuerst der Hausarzt zu kontaktieren. Wer am Wochenende medizinische Probleme bekommt, soll die Rufnummer 116 117 kontaktieren.
Infektionsketten vermeiden
Bereits bei der Pressekonferenz am Freitag, bei der die ersten beiden Corona-Fälle bestätigt wurden führte Reinhard Kirr, Dezernent für Sicherheit, Ordnung und Gesundheit beim Landratsamt aus, dass "die häusliche Quarantäne ist für schwache Fälle die geeignetste Form ist." Denn 80 Prozent der Infizierten seien landesweit nur leicht erkrankt, bestätigte Dr. Doris Reinhardt von der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg: "Viele wissen gar nicht, dass sie infiziert sind." Sie mahnte aber, nicht in Panik zu verfallen. Viele Menschen würden sensibel und bewusst mit der Situation umgehen, lobte sie. Wichtig sei es, Infektionsketten zu vermeiden, um die Ausbreitung des Virus eindämmen zu können. "Unsere Hauptaufgabe ist es jetzt, die Kontaktpersonen zu ermitteln. Das ist ein richtige Detektivarbeit", so Dr. Evelyn Bressau, Leiterin des Gesundheitsamtes im Ortenaukreis.
Telemedizin
Der Kontakt zwischen Arzt und Patient werde sich verändern, so Reinhardt bereits am Freitag. Denn wichtig sei, dass chronisch Kranke in den Arztpraxen nicht mit Infizierten in Kontakt kämen. So werde bei Verdachtsfällen verstärkt auf die Telemedizin zurückgegriffen. "Die Ärzteschaft darf nicht erkranken, sonst ist die medizinische Ressource verbraucht."
Wer den Verdacht habe, mit dem Virus infiziert zu sein, solle Kontakte vermeiden, zuhause bleiben und den Hausarzt telefonisch kontaktieren. Über das Befragemanagement in den Praxen werde dann individuell das weitere Vorgehen abgesprochen, so Reinhardt.
Die Lage sei dynamisch und ernst, aber es gebe keinen Grund, in Panik zu verfallen, so Kirr. Dennoch empfiehlt das Gesundheitsamt, Messen und Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern abzusagen, insbesondere, wenn Besucher oder Teilnehmer aus Risikogebieten kommen.
Die Stadt Oberkirch hat reagiert und die Berufsinfomesse am 14. März abgesagt. Auch die Gemeinde Friesenheim hat den Seniorennachmittag abgesagt.
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