Ortenau Klinikum: Patientenschutz sichergestellt
Schrittweise Aufnahme des Regelbetriebs
Ortenau (st). Das Ortenau Klinikum wird parallel zu den vom Bund und den Ländern beschlossenen Lockerungen der Corona-Maßnahmen ab Anfang Mai seine Behandlungskapazitäten für Nicht-Covid-Patienten schrittweise wieder hochfahren. Stationäre Operationen, ambulante Behandlungen und ambulante Sprechstunden wird der Klinikverbund ab 4. Mai an seinen Standorten in Achern, Kehl, Lahr, Offenburg und Wolfach wieder anbieten. Priorität sollen dabei zunächst dringliche Operationen wie beispielsweise bei Tumorerkrankungen und die Versorgung kardiovaskulärer oder neurologischer Erkrankungen haben. Mit welcher Strategie das Ortenau Klinikum schrittweise wieder in einen Regelbetrieb zurückkehren will, darüber informierten Landrat Frank Scherer und Ortenau Klinikum-Geschäftsführer Christian Keller den Ausschuss für Gesundheit und Kliniken am vergangenen Dienstag.
"Vorgehen war richtig"
„Seit Mitte März haben wir in unserem Klinikverbund auf der Grundlage der bundes- und landespolitischen Entscheidungen zum Schutz der Bevölkerung vorsorglich den Normalbetrieb weitgehend heruntergefahren und große Anstrengungen unternommen, um Intensiv- und Beatmungsplätze massiv aufzubauen. Dieses Vorgehen war angesichts der zu erwartenden Welle an schweren Covid-Erkrankungen richtig“, betonte Landrat Frank Scherer. Das Ortenau Klinikum sei mit dem Aufbau an zusätzlichen 83 Beatmungsplätzen auf insgesamt 122 sehr erfolgreich gewesen. „Wir haben bewiesen, dass wir innerhalb weniger Tage einen Großteil der Betten in OP-Sälen, in Aufwachräumen und auf Normal- und Intensivstationen vorsorglich für die Behandlung von Covid-Patienten frei machen können.“
Nie an Belastungsgrenze gestoßen
Glücklicherweise sei durch die konsequente Umsetzung der Corona-Maßnahmen und Kontaktbeschränkungen die Zahl der Neuinfektionen deutlich zurückgegangen und das Ortenau Klinikum aufgrund der zusätzlich geschaffenen Intensivkapazitäten nie an seine Belastungsgrenze gestoßen. Zugleich habe die notwendige Umstrukturierung der Kliniken bundesweit scheinbar zu einer großen Verunsicherung in der Bevölkerung geführt. Es werde vermutet, dass zum Teil ernsthaft erkrankte Menschen aus Angst vor einer Infektion auf den Gang zum Arzt oder ins Krankenhaus verzichten und damit schlimmstenfalls ihren Gesundheitszustand noch verschlechtern. „Vor dem Hintergrund beider Entwicklungen wollen wir jetzt eine neue Balance finden, die den Herausforderungen der Corona-Pandemie und zugleich der Versorgung von Nicht-Covid-Patienten gerecht wird“, so Scherer.
"Auf Sicht fahren"
„Covid-19 wird uns auch in den kommenden Monaten begleiten. Deshalb müssen wir mit Weitsicht, besonders flexiblen Organisationsstrukturen und gezielten Maßnahmen einen teilweisen Regelbetrieb auch während der Corona-Pandemie wieder ermöglichen“, so der Landrat. „Wir müssen auf Sicht fahren und die Anzahl der Neuinfektionen im Blick haben, um bei Bedarf wieder mehr Intensivkapazitäten aktivieren zu können.“ In einer Arbeitsgruppe mit rund 70 Chefärzten und Führungskräften aller Häuser sei einvernehmlich ein konzeptionelles Vorgehen der Häuser abgestimmt worden.
63 Beatmungsbetten
Die einzelnen Punkte der Strategie stellte Dr. Peter Kraemer, Medizinischer Direktor des Ortenau Klinikums, in der Sitzung vor. Danach werden alle Kliniken weiterhin Covid-Stationen, allerdings in einem geringeren Umfang, vorhalten. Auch die Beatmungskapazitäten sollen weiterhin flächendeckend zur Verfügung stehen, teilweise jedoch in Reservekapazitäten umgewandelt werden. Insgesamt wird der Klinikverbund weiterhin 63 Beatmungsbetten bereithalten. Die Kliniken hätten dadurch die Möglichkeit, wieder mehr Leistungen im Regelbetrieb anzubieten.
Versorgung vollumfassend gewährleistet
Die Versorgung akuter, lebensbedrohlicher Notfälle wird wie bisher vollumfassend gewährleistet. Bevorzugt sollen ab Anfang Mai Diagnostik- und Therapiebedarf mit „aufgeschobener Dringlichkeit“ wie beispielsweise gesicherte oder vermutete Tumorerkrankungen, kardiovaskuläre Erkrankungen sowie Neurologische Erkrankungen mit Schmerzsymptomen, versorgt werden. Zugleich werden die Kliniken je nach vorhandener Kapazität elektive, planbare Eingriffe anbieten, für die es mittlerweile eindeutige medizinische Notwendigkeiten gibt.
Der Medizinische Direktor betonte zudem, dass an allen Häusern weiterhin eine strikte Abgrenzung der „Corona-Bereiche“ von der übrigen Patientenversorgung, insbesondere in den Notaufnahmen, in Isolierstation und sogenannten Grau-Graustation für die Abklärung von Verdachtsfällen sowie in Intensivstation erfolgt. Ganz entscheidend sei dabei, die Behandlungswege innerhalb der Kliniken für Covid-Patienten, Patienten mit Covid-Verdacht und Nicht-Covid-Patienten strikt zu trennen. „In unseren Kliniken sind Patienten sicherer vor einer Infektion mit dem Corona-Virus geschützt als in vielen anderen öffentlichen Bereichen“, so Dr. Kraemer.
Oberkirch geht wieder ans Netz
Am Ortenau Klinikum Achern-Oberkirch sollen an der Betriebsstelle Achern die Intensivkapazitäten für Covid-Patienten schrittweise verringert und die OP-Kapazitäten bis zu 50 Prozent wieder hochgefahren werden. Eine isolierte Covid-Station wird weiterhin vorgehalten. Das Sichtungszelt vor dem Klinikgebäude in Achern wird nach dem geplanten Umbau der Zentralen Notaufnahme (ZNA) in den nächsten Monaten abgebaut. Die Trennung der Patientenströme kann dann in der ZNA innerhalb des Klinikums sichergestellt werden. Die Betriebsstelle Oberkirch wird zeitversetzt in den nächsten Monaten wieder ans Netz gehen.
Am Ortenau Klinikum Offenburg-Kehl werden die OP-Kapazitäten ebenfalls auf rund 60 Prozent wieder hochgefahren. Auch werden rund die Hälfte der Indikationssprechstunden und der präoperativen Untersuchungen wieder angeboten. Die Klinik hält weiterhin in Offenburg zwei isolierte Covid-Stationen sowie umfassende Beatmungsbetten, sowohl für Corona- als auch für andere Patienten bereit. Die Trennung der Zentralen Notaufnahme für Infektionspatienten und Nicht-Infektionspatienten bleibt weiterhin bestehen.
Aufwachraum wieder in Betrieb
Das Anfang März als Corona-Isolierzentrum eingerichtete Ortenau Klinikum in Kehl wird ebenfalls wieder als Akutklinik mit dem zuvor vorhandenen Leistungsspektrum vor allem der Inneren Medizin und der Orthopädie mit Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung geführt. Auch am Ortenau Klinikum in Kehl ist weiterhin eine räumlich abgetrennte Corona-Station vorgesehen. Die zentrale Notfallversorgung wird vorerst weiterhin durch die Notaufnahme am Ortenau Klinikum Offenburg-Kehl an der Betriebsstelle Ebertplatz in Offenburg wahrgenommen.
Das Ortenau Klinikum Lahr-Ettenheim wird zur Erweiterung der eingeschränkten OP-Kapazitäten den Aufwachraum in Lahr, der zuletzt als Corona-Beatmungseinheit diente, wieder in Betrieb nehmen. Der OP in Ettenheim wird zeitversetzt in den nächsten Monaten wieder ans Netz gehen. Vorerst wird ein OP-Saal am Ortenau Klinikum Wolfach für Operationen der Fachdisziplinen Allgemein-/Viszeralchirurgie sowie Fußchirurgie am Ortenau Klinikum in Lahr zur Verfügung stehen. Weiterhin ist am Ortenau Klinikum in Lahr eine strikte Trennungen der Behandlungsbereiche für Corona-Patienten und Nicht-Corona-Patienten sowohl auf Intensivstationen als auch auf Normalstationen vorgesehen.
OP-Saal für Regelbetrieb geöffnet
Das Ortenau Klinikum Wolfach wird keinen Schwerpunkt auf Corona-Beatmungspatienten legen, sondern diese Patienten je nach klinischem Verlauf an das Ortenau Klinikum Offenburg-Kehl verlegen. Weiterhin wird, wie an allen Betriebsstellen, eine strikte Trennung der Behandlungswege für Corona-Patienten und Nicht-Corona-Patienten eingehalten. Ein OP-Saal am Ortenau Klinikum Wolfach wird für den Regelbetrieb öffnen, ein weiterer OP-Saal wird dem Ortenau Klinikum Lahr-Ettenheim zur Verfügung gestellt. Das Sichtungszelt für Corona-Patienten wird abgebaut. Eine Trennung der Notfallpatienten ist im Klinikgebäude möglich.
Erste Ausgleichszahlungen
Die Kliniken und Krankenhäuser im Regierungsbezirk Freiburg erhalten Bundesmittel zum Ausgleich ihrer Leistungen in der Corona-Krise sowie zur Einrichtung zusätzlicher Beatmungsplätze. In einem ersten Schritt hat das Regierungspräsidium Freiburg (RP) Bewilligungsbescheide in Höhe von fast 47 Millionen Euro für zunächst 37 Kliniken und Krankenhäuser ausgestellt. Wie das RP mitteilt, werden die von den Häusern beantragten Mittel nach dem Covid-19-Krankenhausentlastungsgesetz des Bundes ausgezahlt.
Zunächst erhalten die Kliniken und Krankenhäuser Ausgleichszahlungen in Höhe von insgesamt rund 31,2 Millionen Euro für den Zeitraum vom 16. März bis zum 5. April. Zudem wurden 15,75 Millionen Euro für die Einrichtung von 315 zusätzlichen Beatmungsplätzen bewilligt. Die Ausgleichszahlungen, die in Zukunft wöchentlich ausbezahlt werden sollen, sind bis zum 30. September befristet.
Außergewöhnliches Engagement
„Wir sind froh, dass wir den Kliniken und Krankenhäusern mit den Ausgleichsmitteln des Bundes schnell und unbürokratisch unter die Arme greifen können. Damit honorieren wir ihr außergewöhnliches Engagement für die Allgemeinheit“, erklärte Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer: „Diese Häuser haben in den vergangen Wochen hervorragende Arbeit geleistet und dazu beigetragen, dass die Herausforderungen der Corona-Epidemie in unserer Region bislang gut gemeistert werden konnten.“ Die Gelder seien ein Ausgleich dafür, dass die Kliniken Kapazitäten für Corona-Fälle freigehalten und dadurch Einnahmeausfälle hatten: „Gut funktionierende Klinken sind auch für die weitere Bewältigung der Situation unerlässlich.“
Die Ausgleichszahlungen ergänzen die bereits Anfang April erfolgte vorzeitige Auszahlung von Fördermitteln an die im Krankenhausplan des Landes verzeichneten Kliniken. Im Regierungsbezirk Freiburg wurden auf diesem Weg in diesem Jahr insgesamt 20,3 Millionen Euro ausbezahlt.
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