Freiwilliges Soziales Jahr
Ortenauer Einrichtungen machen gute Erfahrungen
Ortenau (ds/gro/rek). Ob im Kindergarten, in der Altenpflege oder beim Rettungsdienst – die Freiwilligen im Sozialen Jahr sind in den Einrichtungen kaum mehr wegzudenken. Seit 2008 gibt es diesen Sozialdienst, der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 17 und 26 Jahren die Möglichkeit zur persönlichen und beruflichen Orientierung bietet. Die Stellen sind meist schnell besetzt, doch auch Kurzentschlossene finden aktuell noch Plätze für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ).
So hat der Caritasverband Lahr aktuell noch drei freie FSJ-Stellen in der Altenhilfe in den Caritashäusern in Seelbach und Ettenheimmünster anzubieten. Auch in der Kindertagesstätte in Lahr-Sulz sind noch zwei Stellen unbesetzt. "Die beiden Stellen in der Jugendarbeit sind bereits seit dem Frühjahr besetzt", berichtet Projektleiterin Katharina Beck. In den vergangenen Jahren konnte die Caritas meist alle Stellen besetzen und musste sogar Bewerber ablehnen. "Die Bewerbungsphase beginnt immer später. Inzwischen gibt es viele Kurzentschlossene, die sich erst im August für einen Platz bewerben. Das FSJ kann jederzeit beginnen, wir besetzen freie Stellen auch unter dem Jahr", so Beck.
Übers FSJ ins Berufsleben
Da man gute Erfahrungen mit den FSJlern gemacht hat, hat man das Angebot stetig ausgeweitet. "Die jungen Menschen sind in der Regel hochmotiviert, wissbegierig und bringen neue Ideen sein", sagt Katharina Beck. Mittlerweile sind auch einige Ehemalige zur Caritas zurückgekehrt: "Im Oktober beendet eine ehemalige FSJlerin ihr Studium der Sozialwirtschaft und wird im Caritasverband übernommen. In den vergangenen vier Jahren hatten wir sieben FSJler, die die Ausbildung zum Altenpfleger gemacht haben. Auch in diesem Jahr werden zwei im Oktober in die Ausbildung starten, zwei sind inzwischen als Fachkräfte bei uns fest angestellt. Auch in den Kindertagesstätten haben sich einige ehemalige FSJler für die Ausbildung zum Erzieher entschieden", berichtet Beck.
Bei der Rettungsdienst Ortenau GmbH sind im qualifizierten Krankentransport aktuell noch zwei Stellen zu besetzen. "Voraussetzung ist allerdings, dass die Bewerber volljährig und im Besitz eines Führerscheins der Klasse B sind", so Michael Pfeiffer. Zwar ist er zufrieden mit der Anzahl der Bewerber, kritisiert aber, dass die Bewerbungen den Rettungsdienst oftmals sehr kurzfristig erreichen: "Das erschwert die Umsetzung und macht sie manchmal auch nicht möglich. Wir wünschen uns, dass sich die Bewerber frühzeitig mit uns in Verbindung setzen", sagt Pfeiffer. Für das DRK ist das FSJ ein wichtiges Instrument der Personalgewinnung. "Der überwiegende Anteil unserer Auszubildenden zum neuen Berufsbild Notfallsanitäter besteht aus ehemaligen FSJlern", berichtet er.
Vielfältige Einsatzmöglichkeiten
Insgesamt 33 Stellen für das Freiwillige Soziale Jahr hat die Stadt Lahr: in den Tageseinrichtungen für Kinder, in der Schulkindbetreuung, in der Jugendarbeit, in der Schulsozialarbeit, in den kulturellen Einrichtungen und im Alten- und Pflegeheim Spital. Auch wenn die Stadt keinen Ansturm auf die Plätze verzeichnen kann, sind mittlerweile alle besetzt. Wie Senja Töpfer, Leiterin des Amts für Soziales, Jugend und Sport, berichtet, macht man überwiegend gute Erfahrungen mit den Freiwilligen: "Die FSJler sind motiviert, wissbegierig, fleißig und zuverlässig. Sowohl bei den Einführungs-, Zwischen- und Abschlussseminaren als auch in der praktischen Hilfstätigkeit in der Einsatzstelle erfahren sie unmittelbar, was sie durch ihr Engagement bewirken. Sie übernehmen Verantwortung für andere Menschen und erleben, wie wichtig ihr Einsatz ist."
Das Diakonische Werk in Lahr hat alle drei Stellen, allerdings im Bundesfreiwilligendienst, besetzt – zwei in der Tafel und eine im "Café Löffel". "In diesem Jahr haben wir wegen der guten Bewerberlage sogar eine Stelle mehr als sonst", berichtet Dienststellenleiterin Annedore Braun auf Anfrage.
Vielseitigkeit bietet etwa die Stadt Kehl mit ihrem Angebot an FSJ-Stellen: Im Kulturbüro, in der Mediathek, bei der Feuerwehr, in städtischen Kindertageseinrichtungen, in der deutsch-französischen Krippe in Strasbourg und in der Tulla-Realschule gibt es Einsatzmöglichkeiten. "Die Stellen sind gut nachgefragt", so die Pressestelle der Stadt. Allerdings seien zu Zeit drei Stellen noch offen. "Einige der ehemaligen FSJler haben sich im Anschluss für ein Duales Hochschulstudium oder eine Ausbildung bei der Stadtverwaltung entschieden", bestätigt die Pressestelle, dass das Angebot erfolgreich zur Berufsorientierung genutzt werde.
"Der junge Blick von außen"
Bei der Diakonie Kehl sind klassische Arbeitsbereiche für junge Menschen im FSJ die Tagesstätte für Menschen mit psychischen Erkrankungen oder die Bahnhofsmission in Kehl auf Gleis 1. "In der Regel haben die jungen Menschen die Schule gerade abgeschlossen und stehen vor der Entscheidung zwischen Studium oder Ausbildung", so Ute Becker, Caritas-Leiterin für Kehl/Achern. "Für manche ist es auch die Möglichkeit, mit einer spannenden und sinnvollen Tätigkeit Luft zu schnappen zwischen Lernort Schule und der nächsten Etappe", erklärt Becker. Die FSJler seien im Arbeitsalltag eine enorme Unterstützung für die Fachkräfte. So bliebe allen mehr Zeit für Tätigkeiten, die sonst wegfallen müssten. "Nicht zu unterschätzen ist auch der junge Blick von außen", betont Becker.
"Insgesamt haben wir positive Erfahrungen gemacht. Oft ist dies der erste Kontakt junger Menschen zu einer sozialen Einrichtung und zum Arbeitsleben. Und wir freuen uns auf neue Impulse und Unterstützung in unserem Erziehungsalltag", betont Elmar Rummel, Fachbereichsleiter Kind-Jugend-Schule bei der Caritas in Kehl. Der Caritasverband sei am Standort Kehl mit verschiedenen Beratungsdiensten verortet. "Ein weiterer Aufgabenschwerpunkt des Verbandes ist der der Schulkindbetreuung", so Rummel. Die Schulkindbetreuung sei ein bildungsorientiertes und freizeit-pädagogisches Angebot für Grundschulkinder bis zur vierten Klasse. An insgesamt fünf Grundschulen in Kehl betreue der Caritasverband rund 410 Kinder. In der Betreuungszeit könnten die Kinder Bastel-, Mal-, Werk-, Sport- und Spielangebote nutzen. Ebenso würden sie bei den Hausaufgaben begleitet. "Gerade hier haben wir mit vier Stellen großen Bedarf an FSJlern", nennt Rummel einen Schwerpunkt.
FSJ auch als Übergang
Die Stadt Offenburg bietet 40 FSJ-Stellen an, 32 davon sind besetzt. Eingesetzt werden die Freiwilligen in Kindergärten, in der Kinder- und Jugendarbeit sowie im Bereich der Ganztagsschulen. Hinzu kommen Stellen bei der Kultur wie dem Museum im Ritterhaus, der Stadtbibliothek oder dem Fachbereich Kultur. Außerdem bieten die Feuerwehr sowie das Seniorenbüro FSJ-Stellen an. "Bei Melanie Früh, Jugendbüro und Mehrgenerationenhaus, kommen viele Jugendliche in die Beratung, die von der Schule erstmal genug haben und einen Freiwilligendienst als Auszeit für sich nehmen", so Wolfgang Reinbold, Pressestelle der Stadt. "Viele sind dabei, die überhaupt keine Idee haben, was sie nach der Schule machen sollen. Sie wollen die Zeit im Freiwilligendienst zur Klärung nutzen. Der Freiwilligendienst dient aber auch als Notnagel, wenn sämtliche Meldetermine an weiterführenden Schulen verpasst wurden."
Die Stadt Gengenbach bietet eine FSJ-Stelle im Kinder- und Jugendbüro an. An zwei Tagen in der Woche wird diese Kraft zusätzlich in der Kindertagesstätte am Löwenbergpark eingesetzt. In diesem Jahr ist die Stelle bereits besetzt, aber für 2019 sucht die Stadt noch eine FSJ-Kraft ab dem 1. September. "Die Bewerbungsfrist endet am 30. April. Interessierte und motivierte Jugendliche können sich darauf gerne noch bewerben", teilt die Stadt mit. Die Erfahrungen, die mit den Freiwilligen gemacht wurden, sind positiv: "Sie unterstützen unsere Teams sehr und entlasten diese. Sie arbeiten aber auch selbstständig und übernehmen Zuarbeiten wie beim Ferienprogramm. Durch die Erfahrungen, die die FSJ-Kräfte bei der Stadt Gengenbach sammeln können, werden sie sich bewusster, welchen Weg sie zukünftig beruflich einschlagen möchten."
Unterstützung für Fachkräfte
Beim Diakonischen Werk im Evangelischen Kirchenbezirk gibt es fünf Freiwilligendienst-Stellen in Kehl, Lahr, Hausach und Offenburg. Aktuell sind alle Stellen besetzt. Freie Stellen werden an Schulen und in Kirchengemeinden über Aushänge und per Stellenanzeige kommuniziert. "Die meisten jungen Menschen bewerben sich bei uns, da sie das Einsatzfeld anspricht, einige möchten Erfahrungen für einen späteren Beruf sammeln. Wir haben sehr engagierte junge Menschen, die motiviert ihre Arbeit machen und auch eigene Stärken einbringen", stellt Mario Herrmann, Dienststellenleitung Offenburg und Hausach im Diakonischen Werk, fest. "Im Alltag sind sie eine große Unterstützung für die Fachkräfte, da diese mehr Zeit für ihre Tätigkeiten haben."
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.