Nach tödlichem Streit in Bad Peterstal-Griesbach
Monika Strauch zu Gewalt in Beziehungen

Einsatzkräfte am Tatort | Foto: Kamera24

Bad Peterstal-Griesbach/Offenburg (gro). Tödlich endete der Streit eines Ehepaares am Dienstagnachmittag in Bad Peterstal-Griesbach. Nachdem der 48-jährige Ehemann seine zwei Jahre jüngere Frau mit einem Messer getötet hatte, rief er selbst die Polizei. Der Hintergrund soll eine anstehende Trennung gewesen sein. Nachrichten wie diese lösen einen Schock aus und werfen Fragen auf wie: Hätte das Umfeld nicht etwas bemerken und helfen müssen? Was können Außenstehende in so einer Sitution überhaupt tun?

"Es gibt zwei Typen von Gewalt in der Beziehung", stellt Monika Strauch, Geschäftsführerin des Vereins Frauen helfen Frauen Ortenau e. V., fest. "Es gibt den Typus, der mit spontanem Gewaltverhalten reagiert, weil das, was die Frau tut, für ihn existenzbedrohend ist." Dieser Typ sei nur schwer im Voraus zu erkennen, er handele aus der Konfliktsituation heraus – zum Beispiel bei einer Trennung.

Auf der anderen Seiten gebe es den Typ, der langsam aber sicher die Kontrolle und Macht im Leben der Frau übernehme. "Die Gewaltspirale beginnt schleichend. Zuerst wird der Bewegungsspielraum der Frau eingeschränkt mit Worten wie: 'Geh nicht aus, lass uns den Abend gemeinsam verbringen.' Nach und nach würde die Frau ihre Freunde verlieren, die Kontrolle über ihr Leben, oftmals auch über die finanziellen Mittel. Sie soll nicht arbeiten gehen, sondern sich um das gemeinsame Zuhause kümmern", beschreibt Monika Strauch die Entwicklung. Nach der sozialen Isolation würde der Mann die Frau herabwürdigen und demütigen, ihr Selbstwertgefühl zerstören und es könne zu Gewalt kommen. "Beim ersten Mal ist der Täter eventuell selbst überrascht  und entschuldigt sich. Doch es wird immer wieder vorkommen, denn die Hemmschwelle wurde überschritten", so Strauch. Alkohol und Drogen seien übrigens lediglich der Verstärker für Gewalt, selten die Ursache.

"Wenn jemand in seinem Freundeskreis so eine Entwicklung erkennt, sollte er unverfänglich und wertfrei seine Hilfe anbieten", empfiehlt sie. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass es nicht zu Schuldzuweisungen käme. "Am besten Fragen stellen wie 'Ich merke, Du ziehst zurück'", so Strauch. "Die betroffenen Frauen haben in der Regel kein Selbstwertgefühl und schämen sich sehr. Das Sich-Öffnen nach außen und Sich-Hilfe-holen ist ein riesiger Schritt für sie." Deshalb dürfe man nicht die Geduld verlieren, wenn die Frauen zu ihrem Peiniger zurückkehrten. "Das ist die Entscheidung der Frau und wir erkennen sie an."

Wer in seiner Nachbarschaft ständigen, lautstarken Streit bei einem Paar mitbekomme, der sollte durchaus die Polizei rufen. Betroffene von häuslicher Gewalt oder deren Angehörige können das Beratungstelefon des Vereins Frauen helfen Frauen Ortenau unter 0781/34311 anrufen. "Es gibt auch das Bundeshilfstelefon mit der Nummer 0800/0116016", klärt Monika Strauch auf und macht deutlich: "Lieber einmal zuviel als zu wenig reagieren."

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