Herausforderungen für Feuerwehren
Mit "Wasser marsch" ist es nicht getan

Feuerwehreinsätze sind nicht einfacher geworden. | Foto: gro

Ortenau (gro). Wenn es brennt, kommt die Feuerwehr und löscht – doch Letzteres ist komplexer geworden. "Wir stehen vor einer Vielzahl von neuen Herausforderungen", sagt Kreisbrandmeister Bernhard Frei. So ist die Feuerwehr mit neuen technischen Anlagen konfrontiert. "Denken Sie an die zunehmende E-Mobilität", macht Frei deutlich. "Die Fahrzeuge haben ein völlig anders Brandverhalten als die mit Verbrennungsmotoren." Wenn der gekapselte Akku eines E-Mobils brenne, wirke Löschwasser anders. "Wir brauchen sehr viel davon, denn eigentlich können wir nur kühlen", erklärt Frei. "Da stehen wir erst am Anfang und sind auf die Hilfe der Industrie angewiesen. Denn wenn ein Akku explodiert, kann es gefährlich werden." So nutze die Feuerwehr Kehl einen Übungstank für Taucheinsätze ebenso dazu, E-Autos im Fall eines Akkubrandes zu kühlen.

Neubauten fördern Flashover

"Aber auch die Gebäude sind heute anders aufgebaut als früher", so Frei. "Die Neubauten sind dicht, in der Regel wird eine Dreifachverglasung eingebaut. Unsere Einsatzkräfte müssen also mit einem Flashover beim Öffnen der Türe rechnen." Mit diesem Begriff wird die Rauchgasentzündung bezeichnet, wenn ein Feuer plötzlich mit frischer Luft versorgt wird. "Die Möbel unserer Großeltern bestanden meist aus Holz. Heute sind sie oft aus Kunststoff, der mit höheren Temperaturen brennt. Außerdem können die Kunststoffe das Löschwasser kontaminieren", so Frei.

Rauchmelder retten Leben

Er appelliert an die Bürger: "Rauchmelder müssen nicht nur in den Zimmern hängen, sie müssen auch geprüft und gewartet werden." Natürlich gebe es seit der Rauchmelderpflicht mehr Fehlalarmierungen, aber: "Es wurde auch schon so manches Menschenleben gerettet", stellt Frei fest. Einsatzkonzepte bei Photovotaikanlagen auf den Dächern stehen schon seit einiger Zeit: "Wir müssen wegen der Elektrizität Abstand halten", so Frei. "Außerdem ist durch die Module schwieriger an Brandnester im Dachstuhl heranzukommen. Ist das Feuer schon weit fortgeschritten, können die Elemente vom Dach fallen."

Klimawandel und Feuer in der Natur

Doch nicht nur neue Technik hat den Feuerwehralltag verändert. "Wir spüren den Klimawandel", beschreibt der Kreisbrandmeister die Lage. "Natürlich gab es früher Waldbrände, aber in trockenen Jahren brennt die Vegetation – auch Felder – immer schneller." Er bittet die Menschen, ihr Freizeitverhalten anzupassen: "Grillfeuer in der Natur oder das Wegwerfen einer Zigarette können verheerende Folgen haben."

Er stellt aber ebenso eine zunehmende Hilflosigkeit der Bevölkerung im Notfall fest: "Wir werden oft gerufen, obwohl die Bürger die Sache leicht selbst hätten in die Hand nehmen können. Kleinere Äste kann man durchaus selbst von der Straße räumen. Die Erwartung an uns ist sehr hoch und ich denke, viele vergessen, dass unsere Arbeit zu 90 Prozent im Ehrenamt geleistet wird." Ein großes Problem seien Gaffer, die Bilder und Filme auf sozialen Medien teilten. "Es ist nicht leicht, dies so im Griff zu haben, dass der Einsatz nicht gefährdet wird", so Frei. "Das allgemeine Unverständnis und die Respektlosigkeit, der wir immer wieder begegnen, sind nicht einfach emotional zu verarbeiten."

Auch Corona eine Herausforderung

"Corona ist eine Riesenherausforderung für uns", beschreibt Bernhard Frei. Während des Lockdowns habe es keine Möglichkeit zu Übungen gegeben, diese seien jetzt nur in kleinen Gruppen möglich. "Dazu kommt, dass wir im Einsatz die Abstands- und Hygieneregeln einhalten müssen: Es sitzen weniger Personen in den Einsatzfahrzeugen und die Fenster sind geöffnet." Dabei sei die Kameradschaftspflege auf der Strecke geblieben: "Wir müssen uns blind vertrauen und aufeinander verlassen können, da ist das menschliche Miteinander von großer Bedeutung."

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