Ortenau Klinikum ist gut aufgestellt
Landrat für weitere Lockerungen
Ortenau (mak). „Wenn die Entwicklung sich so fortsetzt, sind, so glaube ich, weitere Lockerungen möglich“, sagte Landrat Frank Scherer im Rahmen einer Telefon- und Video-Pressekonferenz, bei der über den momentanen Stand der Corona-Pandemie in der Ortenau informiert wurde. „Wenn es im Einzelhandel möglich ist, dann sollte dies auch in der Gastronomie mit den entsprechenden Hygiene-Maßnahmen gehen“, so der Landrat weiter. Grund für seinen Optimismus sieht er in der Abflachung der Kurve der Neuinfizierten.
"Erfreuliche Entwicklung"
Dies bestätigte auch Dr. Evelyn Bressau, Leiterin des Gesundheitsamtes: „Wir verzeichnen eine erfreuliche Entwicklung. Die Zahl der Neuerkrankungen geht deutlich zurück.“ Insgesamt sei man gut aufgestellt. „Das Klinikum ist nie an seine Belastungsgrenze gekommen“, so der Landrat weiter. Man könne alle Bedarfe stillen. Auch bei der Schutzausrüstung sei man insgesamt gut aufgestellt. Die Beatmungsplätze im Ortenau Klinikum seien während der Krise von 39 auf 120 erhöht worden. Wenn sich die momentane Lage so weiterentwickle, werde die Belastungsgrenze auch nicht erreicht, ist sich der Landrat sicher. Der Geschäftsführer des Ortenau Klinikums, Christian Keller, betonte aber auch: „Mit normalen Kapazitäten hätten wir die Situation nicht bewältigt.“ Dennoch werde man jetzt an Konzepten arbeiten, um den sukzessiven Wiedereinstieg in den Regelbetrieb zu planen. „Wir müssen aber jederzeit flexibel bleiben, um bei einer zweiten oder dritten Infektionswelle wieder schnell hochfahren zu können“, erklärte Keller. Auch die Operationsversorgung werde wieder hochgefahren, doch nicht auf 100 Prozent. Voraussetzung sei, dass weiterhin 30 Prozent der Beatmungskapazitäten für Corona-Patienten freigehalten würden. „Wir müssen einen guten Mittelweg zwischen der Regel- und der Coronaversorgung finden“, so Keller weiter. Das Besuchsverbot bleibe nach wie vor bestehen – zumindest bis zum 3. Mai. Besorgt zeigte sich der Klinikchef, dass immer noch deutlich weniger Menschen in die Notaufnahme kommen als zu Vor-Corona-Zeiten. „Wir können sauber zwischen Patienten und Covidpatienten trennen. Die Menschen sind bei uns in der Klinik deutlich besser geschützt als woanders“, so Keller.
Testkapazitäten voll ausgeschöpft
Aufgrund der sich abflachenden Kurve von Neuinfektionen kann das Gesundheitsamt jetzt wieder zurück an den Anfang zur Containment-Strategie gehen. „Das bedeutet, dass wir wieder die Infektionsketten nachvollziehen können. Zudem sind wir in der Lage mehr zu testen“, so Bressau. Dazu gehöre auch, dass jetzt wieder Erkrankte aus nicht-systemrelevanten Berufen getestet würden. Die oberste Priorität bei der Testung liege aber bei Alten- und Pflegeheimen, um Bewohner und Personal dort zu schützen. Die Testkapazitäten würden derzeit voll ausgeschöpft. Das Nadelöhr bei Testungen liege bei den Laboren, die Probleme hätten, ausreichend Labormaterial zu beschaffen, so Bressau.
Erfolgreiche Strategie
Sie betonte, dass die Strategie, Menschen frühzeitig in die Isolation zu schicken, erfolgreich gewesen sei. „Dadurch wurde auch die Ansteckung mit anderen Infektionskrankheiten vermieden“, erklärte Bressau. Seit Beginn der Pandemie seien insgesamt 2.750 Menschen in Quarantäne geschickt worden. Es sei mit jedem Infizierten gesprochen worden, um die Kontakte des Infizierten nachvollziehen zu können. Dafür sei das Personal des Gesundheitsamtes nahezu verdoppelt worden.
Zudem legte sie eine weitere interessante Zahl vor. Bressau hat die Sterbezahlen in der Ortenau aus den vergangenen beiden Jahren mit den aktuellen verglichen. Im März 2018 seien während der Grippe-Welle insgesamt 500 Menschen in der Ortenau gestorben, 2019 472 und in diesem Jahr nur 432. „Die meisten Menschen sind mit dem Virus gestorben, nicht an dem Virus“, so die Leiterin des Gesundheitsamtes.
Finanzielle Anerkennung
Landrat Frank Scherer, der in der vergangenen Woche die Corona-Station des Ortenau Klinkums in Lahr besuchte, sprach von extremen Rahmenbedingungen körperlicher und psychischer Natur, denen die Mitarbeiter vor Ort ausgesetzt seien. Er möchte deshalb eine finanzielle Zulage für die Mitarbeiter auf den Weg bringen und dies dem Krankenhausausschuss in seiner nächsten Sitzung am 28. April vorschlagen. In den Genuss sollen das Krankenhauspersonal – vom ärztlichen bis zum Reinigungsdienst – kommen. Wie hoch die Zuwendung ausfallen soll, wollte er nicht sagen.
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