Im Ortenau Klinikum entscheidet nicht nur der Preis
Krankenhausessen – ist es so schlecht wie sein Ruf?

Essen im Krankenhaus wird oft kritisiert. | Foto: Aedrozda/pixabay.com
  • Essen im Krankenhaus wird oft kritisiert.
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Ortenau (gro). Die Zahlen verblüffen: 3,84 Euro geben deutsche Krankenhäuser im Schnitt pro Tag und Patient aus. Das wurde in einer Studie des Deutschen Krankenhaus Instituts herausgefunden. Im Jahr 2005 waren es noch 4,45 Euro. Die Kosten für die Verpflegung sind also in den vergangenen 15 Jahren um neun Prozent gesunken. Das Verblüffende daran ist, dass sowohl die Preise für Lebensmittel als auch die Personalkosten im gleichen Zeitraum nach oben gegangen sind. Weitere Kritikpunkte sind die mangelnde Qualität des Essens sowie veraltete Küchen.

Lebensmittelkosten

Wie sieht es am Ortenau Klinikum aus? Die Guller-Redaktion hat nachgefragt. "Die durchschnittlichen Lebensmittelkosten pro Patient und Tag lagen beim Ortenau Klinikum 2018 bei 4,59 Euro", so Pressesprecher Christian Eggersglüß auf Anfrage. Dabei berücksichtigt wurden Frühstück, Mittag- und Abendessen. "Der Betrag ist relativ stabil", so Eggersglüß. Die Spanne reicht von 2017 bis 2014 von 4,56 Euro bis 4,67 Euro. "Die Veränderungen bei den durchschnittlichen Kosten sind maßgeblich auf Preisschwankungen bei Frischprodukten zurückzuführen", erläutert er.

Produktherkunft

In allen Standorten des Ortenau Klinikums wird bis auf eine Ausnahme selbst gekocht: "Das Ortenau Klinikum in Kehl bezieht seine Mahlzeiten aus dem Epilepsiezentrum Kork." Pro Tag werden rund 2.350 Essen ausgegeben. Davon werden 1.400 von Patienten gegessen, die restlichen von den Mitarbeitern. Angeboten wird nicht nur eine Mahlzeit, die Patienten können zwischen drei Gerichten – zwei Vollkost und ein vegetarisches – wählen. Hinzu kommt ärztlich verordnete Sonderkost.
Beim Einkauf ist das Ortenau Klinikum wie alle anderen öffentlichen Einrichtungen an die Vorgaben der Vergabevorschriften gebunden. "Bewertet wird neben dem günstigsten Preis auch die Qualität der Produkte", erläutert Christian Eggersglüß. "In den vergangenen Jahren darf etwa auch in gewissem Umfang das Kriterium Nachhaltigkeit gewertet werden." Mit Lebensmitteln beliefert wird das Klinikum durch den Großhändler Edeka Südwest, auch Fleisch und Wurstwaren werden nach Angaben des Klinikums über diese Quelle bezogen. Molkereiprodukte werden über den Großhändler Pfalzgut bezogen, der den Klinikverbund von Achern aus versorgt. "Der Großhändler ist bemüht, nach unseren Vorgaben, auch hier möglichst viele Produkte aus der Region einzusetzen", stellt Eggersglüß fest. Die Backwaren stammen an allen Betriebsstellen von Bäckereien vor Ort. Obst und Gemüse wird zum überwiegenden Teil durch die Firma Schenk aus Karlsruhe geliefert. "In diesem Bereich gibt es aber auch Lieferungen etwa von Äpfeln oder Birnen von lokalen Produzenten", sagt Eggersglüß und ergänzt, dass alle Lieferanten bestätigen müssen, dass die Lebensmittel gentechnikfrei sind.

Vorschriften

"In den Küchen sind 175 Mitarbeiter beschäftigt", so Eggersglüß. Budgetvorschriften, wie hoch die Ausgaben pro Patient sein sollen, gibt es nicht. "Selbstverständlich sind der Einkauf sowie die Küchenchefs angehalten, Preise und Qualitätsmerkmale zu vergleichen und günstige Varianten zu wählen", macht er deutlich. Denn die Kosten für die Verpflegung der Patienten sind in den Fallpauschalen enthalten. Es gelten die Vorgaben für eine ausgewogene Ernährung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Das Alter der Küchen ist unterschiedlich. "Bei einigen Küchen liegt die Sanierung oder Neueinrichtung über 30 Jahre zurück, Wolfach wurde erst 2014 saniert", so Eggersglüß.

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