Corona-Lage im Ortenaukreis
Kontaktverfolgung, Impfungen und Klinikum
Ortenau (st). Auf die geplanten Verschärfungen des Lockdowns - etwa mit sogenannten "Ruhetagen" am 1. und 3. April - hat Landrat Frank Scherer reagiert.
"Ich begrüße es, dass sich der Blick etwas geweitet hat und zumindest für die Zukunft ins Auge gefasst wird, sich nicht mehr ausschließlich am Inzidenzwert zu orientieren, sondern auch der hoffentlich nun Fahrt aufnehmende Impffortschritt und Teststrategien berücksichtigt werden sollen", erklärt Scherer nach der Bnd-Länder-Konferenz. Dennoch hätte er sich hinsichtlich der bestehen bleibenden und nun ja sogar noch weitergehenden Grundrechtseinschränkungen schon jetzt eine differenziertere Betrachtung gewünscht - insbesondere danach, wo sich die Menschen im Wesentlichen anstecken und wo dies nicht der Fall sei, wie etwa im Einzelhandel, in der Gastronomie und Hotellerie, in Kultureinrichtungen und beim kontaktarmen Sport an der frischen Luft. "Gut finde ich, dass Modellprojekte in einzelnen Regionen ermöglicht werden sollen, um mit strengen Schutzmaßnahmen und einem Testkonzept einzelne Bereiche des öffentlichen Lebens schneller wieder zu öffnen. Mit den Oberbürgermeistern der Großen Kreisstädte bin ich dazu bereits im Austausch, ob und wie wir ein solches Projekt im Ortenaukreis realisieren können, um die von uns allen befürworteten Öffnungsschritte baldmöglichst gehen zu können", blickt Scherer nach vorne
Infektionsgeschehen im Kreis:
Im Ortenaukreis gibt es aktuell 21 Schulen, bei denen eine oder mehrere Klassen in Quarantäne sind. "Von großen Ausbrüchen kann man hier nicht sprechen da es sich immer nur um vereinzelte Folgefälle handelt", gibt Evelyn Bressau, Leiterin des Gesundheitsamts die Lage wider. Aktuell sind 13 Kindertagesstätten betroffen, auch hier gibt es vereinzelte Folgefälle, in sechs Firmen in der Region gibt es kleine Ausbrüche, bei denen mehr als drei Personen infiziert sind. In der Pflege gibt es aktuell nur drei betroffene Einrichtungen, bei einer handelt es sich um einen Ausbruch, welcher schon über mehrere Wochen anhält und bei den andern Einrichtungen handelt es sich um Einzelfälle. "Die Gefahr einer Ansteckung ist nach wie vor bei Treffen im privaten Bereich gegeben, im Arbeitsumfeld und in Gemeinschaftseinrichtungen gegeben. Der Einzelhandel mit seinen Hygienekonzepten ist kein Treiber der Pandemie", betont Bressau.
Personalsituation im Gesundheitsamt:
Das Gesundheitsamt passt seine Personalkapazitäten dem Infektionsgeschehen an. "Wegen der aktuell wieder steigenden Zahlen suchen wir derzeit wieder mehr Personal. In der Kontaktpersonennachverfolgung wird das Team fortlaufend mit Mitarbeitern aus der Landratsamt verstärkt, aktuelle sind 110 Personen dort involviert", erklärt Kai Hockenjos, Pressesprecher des Landratsamts.
Stand Impfungen:
Impfzentrum Offenburg sind alle 18 Impfstraßen von montags bis sonntags 8 bis 17Uhr. Im Durchschnitt werden 1.200 Impfungen pro Tag vorgenommen - bei Volllast wären 2.250 Impfungen pro Tag möglich. Im Kreisimpfzentrum Lahr sind alle sechs Impfstraßen montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr geöffnet. Im Durchschnitt werden 465 Impfungen am Tag vorgenommen - bei Volllast wären 750 Impfungen möglich. "Wir sind bereit die Kapazitäten hoch zu fahren, sobald mehr Impfstoff kommt", so Hockenjos.
Bei Astrazeneca werde es Lieferengpässe in den kommenden zwei Wochen geben. Für Lieferungen ab dem 6. April gibt es noch keine Ankündigungen. Bei Biontech gebe es ebenfalls Schwankungen bei der Lieferung. Der Impfstoff Moderna werde dagegen nur an das Zentrale Impfzentrum Offenburg geliefert, nicht an die Kreisimpfzentren.
Stand Impfungen Pflegeheime:
"Bis Ende März haben wir alle Pflegeheime mit der Erst- und Zweitimpfung durchgeimpft," so Hockenjos. Dort, wo es aufgrund einer Krankheitssituation nicht möglich war, wird die Zweitimpfung in der ersten Aprilwoche nachgeholt.
Anschließend sind die Einrichtungen der Tagespflege, Betreutes Wohnen und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen und Werkstätten für Menschen mit Behinderungen an die Reihe. Hier können die Impfungen voraussichtlich bis Ende Juni abgeschlossen werden.
Ortenau Klinikum:
"Das Ortenau Klinikum passt seine Intensivkapazitäten im Sinne eines atmenden Konzepts an die jeweilige Lage an. Derzeit baut das Ortenau Klinikum vorsorglich Intensivkapazitäten mit Beatmungsmöglichkeit zur Versorgung von intensivpflichtigen Covid-Patienten auf. Gleichzeitig muss die Zahl der Intensivbetten für Nicht-Covid-Pateinten, etwa für die Behandlung nach einer nicht dringlichen Operation, verringert werden", erläutert christian Eggersglüß die Lage am Ortenau Klinikum. Die Anpassung der Intensivkapazitäten an die jeweilige Lage erfordere ein hohes Maß an Flexibilität des Klinikpersonals. Darüber hinaus sei die Versorgung von intensivpflichtigen Covid-Patienten sehr personalintensiv. Deshalb müsse beispielsweise an einzelnen Standorten das OP-Programm neu geplant werden und es könne in nächster Zeit erneut zu Einschränkungen bei nicht dringlichen Operationen kommen.
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