Arbeitsmarkt in der Ortenau
Jahr beginnt mit Anstieg der Arbeitslosenzahl

Foto: gro

Ortenau (st). Das Jahr beginnt im Ortenaukreis mit einem Anstieg der Arbeitslosenzahl. Die aktuelle Entwicklung ist saisonbedingt üblich, aber auch die Pandemie hat Spuren hinterlassen.

10.4446 Menschen ohne Job

10.446 Menschen waren zum Stichtag Mitte Januar bei der Arbeitsagentur und Kommunalen Arbeitsförderung arbeitslos gemeldet, 1.201 Personen mehr als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote klettert innerhalb eines Monats um 0,5 Prozentpunkte und liegt aktuell für beide Rechtskreise bei 4,1 Prozent. Vor einem Jahr waren 2.166 Frauen und Männer weniger von Arbeitslosigkeit betroffen, die Arbeitslosenquote lag bei 3,3 Prozent. Die Regionaldirektion in Stuttgart gibt für Baden-Württemberg eine Arbeitslosenquote von 4,5 Prozent bekannt.

Entwicklung nach Rechtskreisen

Die Agentur für Arbeit Offenburg zählte im Januar deutlich mehr arbeitslose Menschen als im Vormonat. Für 6.698 arbeitslose Menschen war die Arbeitsagentur Offenburg der Ansprechpartner am Arbeitsmarkt, das waren gegenüber dem Vormonat 950 arbeitslos gemeldete Personen mehr. Deutlich zugenommen hat die Zahl arbeitsloser Menschen im Vergleich zum Vorjahresmonat, mit einer Erhöhung um 2.035 Personen (+43,6 Prozent). Der Arbeitsmarkt reagiert hier bei arbeitsmarktnahen Kunden sensibler auf konjunkturelle und strukturelle Veränderungen.
Im Bereich der Grundsicherung ist diese Erhöhung der Arbeitslosenzahl weniger spürbar. Bei der Kommunalen Arbeitsförderung Ortenaukreis waren 3.748 arbeitslose Menschen gemeldet, 251 Personen mehr als im Vormonat, 131 arbeitslose Frauen und Männer (+ 3,6 Prozent) mehr als noch vor einem Jahr.

Entwicklung am Arbeitsmarkt

Horst Sahrbacher, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Offenburg, zur aktuellen Lage auf dem Arbeitsmarkt: „Die Arbeitslosenzahl hat zum Jahresbeginn deutlich zugenommen. Die alljährlichen Entlassungen der Saisonkräfte im Tourismusgewerbe sowie Kündigungen zum Quartalsende waren Grund für den Anstieg der Arbeitslosenzahl. Aber auch die aktuelle Situation, die der Pandemie geschuldet ist, führte zu Entlassungen beziehungsweise Übergänge in Transfergesellschaften. Die starke Inanspruchnahme der Kurzarbeit hat viele Arbeitsplätze gerettet, denn die Arbeitgeber wissen auch wenn Corona vorbei ist, der Fachkräftemangel wird bleiben“.

Dynamik am Arbeitsmarkt

Bei der Arbeitsagentur Offenburg und ihren Geschäftsstellen meldeten sich in den vergangenen vier Wochen 1.988 Personen arbeitslos, das waren vier Personen weniger als vor einem Jahr, allerdings 848 Arbeitslosmeldungen mehr als im Vormonat. Gleichzeitig konnten 1.034 Männer und Frauen ihre Arbeitslosigkeit beenden, 66 weniger als im Vormonat. Zum Vergleich: Im Januar 2020 konnten 1101 Personen ihre Arbeitslosigkeit beenden.

Entwicklung nach Personengruppen

Von der aktuellen Entwicklung des Arbeitsmarktes waren alle Personengruppen betroffen. Pandemiebedingt haben es vor allem die Personengruppen schwer einen Arbeitsplatz zu finden, die bei den Arbeitgebern nicht im Fokus stehen. Deshalb haben die Menschen, die bereits länger als ein Jahr ohne Beschäftigung sind, weniger Chancen auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Fehlende Berufs- oder Schulausbildung führen oft zur Langzeitarbeitslosigkeit. Derzeit suchen 833 Personen in dieser Personengruppe eine Arbeit, dies ist ein Anstieg um 465 Personen im Vergleich zum Vorjahresmonat. Davon sind 336 langzeitarbeitslose Personen 60 Jahre oder älter.

Die Gruppe der arbeitslosen Schwerbehinderten sind auch oft länger arbeitslos gemeldet als Menschen ohne Handicap, hier stieg die Arbeitslosenzahl um 91 Personen im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 422 Personen. Davon sind 146 Personen 60 Jahre oder älter.

Bei der Personengruppe der Menschen über 50 Jahre, liegt die Arbeitslosenzahl bei 2569, das waren 720 Personen mehr als im Januar 2020. Mit einem Anteil von 38,4 Prozent stellt diese Personengruppe den größten Anteil am Bestand der Arbeitslosen im Ortenaukreis dar.

Aus den Geschäftsstellen

Regional betrachtet ist die Zahl arbeitsloser Menschen in allen sechs Geschäftsstellen der Agentur für Arbeit Offenburg im Vergleich zum Vormonat und zum Vorjahresmonat gestiegen. In der Geschäftsstelle Lahr fiel der saisonbedingte Anstieg erwartungsgemäß etwas stärker aus. So kletterte die Arbeitslosenzahl um 624 auf 2.328 Menschen ohne Arbeit (+ 694 mehr als im Vorjahresmonat). Im Januar waren es in der Hauptagentur Offenburg 1.752 Frauen und Männer (506 mehr als im Vorjahresmonat), die eine Beschäftigung suchten. In der Region Kehl waren 984 (386 mehr als im Januar 2020) und im Geschäftsstellenbezirk Achern 625 (177 mehr als vor einem Jahr) Personen arbeitslos gemeldet, in Hausach 566 (+119 im Vorjahresvergleich) Frauen und Männer. In Oberkirch erhöhte sich die Zahl der arbeitslosen Menschen auf 443 (+153).

Stellensituation

Die Nachfrage nach Arbeitskräften bewegt sich auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahresmonat. Der Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur Offenburg konnte im vergangenen Monat 510 neue Stellenangebote akquirieren, 23 Stellenangebote weniger als im Januar 2020. Derzeit sind 3194 offene Arbeitsstellen zu besetzen, das sind 128 weniger als vor einem Jahr.

Aufgrund des durch die Corona-Pandemie ausgelösten Lockdowns ist die Nachfrage nach Arbeitskräfte im Bereich Einzelhandel (außer Lebensmittel), Vertrieb, Tourismus derzeit mit 30 Prozent deutlich unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Die konjunkturellen Eintrübungen machen sich deutlich bei der Personalnachfrage im Bereich Produktion und Fertigung bemerkbar, hier hat das Stellenangebot gegenüber dem Vorjahresmonat um zehn Prozent abgenommen.

Weiterhin schwierig auf dem Arbeitsmarkt haben es Frauen in Teilzeit, die auf Kinderbetreuung angewiesen sind. Die Arbeitgeber sind hier bei Einstellungen sehr verhalten, die Weiterentwicklung der Pandemie ist abzuwarten.
Die Nachfrage nach Arbeitskräften im Automobil-nahen Bereich und auch im Textileinzelhandel ist deutlich rückläufig; einzelne Firmen haben hier Entlassungen angekündigt oder bereits durchgeführt.

Gute Chancen gibt es weiterhin in der Logistikbranche. Im Bereich Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit sind aktuelle 719 Stellen gemeldet, 177 mehr als vor einem Jahr. Im Handwerk, im Immobilien- und Medizinischen Bereich ist die Nachfrage nach Arbeitskräften unverändert hoch.

Ausbildungsmarkt

Das Berufsberatungsjahr beginnt mit dem 1. Oktober 2020. Arbeitgeber im Ortenaukreis haben in den zurückliegenden vier Monaten seit Beginn des Berufsberatungsjahres 2.187 Berufsausbildungsstellen gemeldet, das sind 13,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Im gleichen Zeitraum suchen 1.613 Jugendliche eine Berufsausbildungsstelle, 5,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Aktuell sind noch 1.359 Ausbildungsplätze unbesetzt und noch 593 Bewerber unversorgt. Somit können - zumindest rein rechnerisch - jedem einzelnen Bewerber 1,4 Ausbildungsstellen angeboten werden. 

Kurzarbeit 

So hatten im Ortenaukreis vom 11. Dezember bis 13. Januar insgesamt 283 Unternehmen Kurzarbeit für 2.514 Menschen neu angezeigt. Nachdem im November bereits Hotels und Restaurants schließen mussten, gilt dies seit Mitte Dezember auch für Kosmetikstudios, weitere Teile des Einzelhandels und auch für die Frisöre.

Insgesamt haben seit April des vergangenen Jahres 6.359 Ortenauer Betriebe in der Arbeitsagentur für 88.231 betroffene Arbeitnehmer Kurzarbeit angezeigt. Wie viele Beschäftigte tatsächlich verkürzt arbeiten müssen, zeigt sich erst zeitversetzt, wenn die Betriebe Kurzarbeit abrechnen. Für die Vorlage der Abrechnungsunterlagen können sich die Unternehmen bis zu drei Monate Zeit lassen.

Für die Monate März bis September liegen Daten vor, in welchem Umfang Betriebe in der Ortenau tatsächlich Kurzarbeitergeld in Anspruch genommen haben. So haben zum Beispiel im April 3.449 Betriebe für 34.805 Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld erhalten. Monat für Monat hat die Zahl der Betriebe, die Kurzarbeitergeld erhalten haben, abgenommen; zuletzt haben im September 1.282 Betriebe für 15.288 Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld erhalten.

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