Über 20 Bergwacht-Einsätze in diesem Jahr
In unwegsamen Gelände geht es oft um Leben oder Tod
Ortenau Ganz so häufig wie ihre Kollegen in den Alpen sind die Ortenauer Bergretter wahrscheinlich nicht im Einsatz. Unentbehrlich sind ihre Dienste dennoch, denn nicht selten geht es bei ihren Einsätzen um Leben oder Tod.
Naturschutz stand am Anfang
1922 gegründet war die Bergwacht Schwarzwald ursprünglich für den Naturschutz zuständig. So sollten etwa Wanderer davon abgehalten werden, Hütteneinrichtungen oder Weganlagen zu zerstören und schützenswerte Pflanzen in rauen Mengen aus den Bergen mitzunehmen. Verunfallte Skifahrer sorgten aber schon bald für die ersten Rettungseinsätze. Heute verfolgt die Bergwacht Schwarzwald, zu der die Ortsgruppen Offenburg und Achertal gehören, im Auftrag des Landes Baden-Württemberg ein Ziel: in Not geratenen Menschen zu helfen. Insgesamt 40 rein ehrenamtlich tätige Bergretter sind derzeit in der Ortenau im Einsatz, ob in der Luft-, der Baum- oder der Höhenrettung.
"Zu den häufigsten Einsätzen gehören die Baumrettung bei verunfallten Gleitschirmfliegern sowie Einsätze bei gestürzten Mountainbikern", berichtet Jana Disch, Pressereferentin der Ortsgruppe Offenburg auf Anfrage der Guller-Redaktion. Auch Arbeitsunfälle von Forstarbeitern gehören zum Aufgabengebiet der Bergwacht. "Die Unfallorte sind bei Gleitschirmfliegern meist in der Nähe der Gleitschirmstartplätze, beispielsweise in Oppenau. Oft werden wir auch zu Einsätzen direkt im Raum Offenburg gerufen, da hier das Freizeitangebot an Mountainbike-Trails, Wanderwegen und Aussichtsplattformen sehr attraktiv ist", so Disch weiter. Für die Ortsgruppe Achertal seien die meisten Einsätze im Umkreis von Ottenhöfen sowie Seebach, im Winter vermehrt natürlich an den Skiliften in der Nähe der Hornisgrinde. 52 Einsätze zählte die Bergwacht im vergangenen Jahr in der Ortenau, in diesem Jahr (Stand 12. März) rückte die Ortsgruppe Offenburg bereits neun Mal aus, die Kollegen im Achertal zwölf Mal.
Besondere Einsätze
Zu den besonderen Einsätzen gehörte etwa die mehrtägige Suche nach dem "Waldläufer" 2020 in Oppenau. Ein anderer Fall: Im Januar 2022 war eine Frau am Karlsruher Grat in Ottenhöfen unterwegs, als sie von der Dunkelheit überrascht wurde und gezwungen war, die Nacht im Freien zu verbringen. "In den frühen Morgenstunden entschied sie sich dazu, den Notruf zu wählen. Sie konnte mit dem Hubschrauber der Polizei ausfindig gemacht werden. Die Bergwacht Achertal sowie die Freiwillige Feuerwehr Ottenhöfen konnten so zu ihr gelotst werden. Durch die Bergwacht wurde die unterkühlte Frau erstversorgt und gesichert, bis ein Hubschrauber der schweizerischen Rega die Frau aufnehmen konnte. Hierzu setzte der Hubschrauber mit einer Kufe auf den Felsen auf, sodass die Wanderin von der Bergwacht in diesen übergeben werden konnte", berichtet die Pressereferentin.
Bei ihren Einsätzen wird den Bergrettern ein hohes Maß an Teamfähigkeit abverlangt. "Zudem sollte man auch in schwierigen Situationen einen klaren Kopf behalten, denn in den Geländeformen, in denen wir gebraucht werden, kommt sonst keiner mehr hin", so Jana Disch. Spaß und Freude an der Natur und der Wunsch, Menschen in extremen Situationen helfen zu können, seien die meisten Beweggründe, warum man sich für die Arbeit bei der Bergwacht entscheidet. "Aufgrund der unterschiedlichen Geländeformen, in denen wir eingesetzt werden, ist es erforderlich, dass jeder Bergretter trittsicher, schwindelfrei und gut konditioniert ist. Die Ausbildung erfordert eine hohe Lernbereitschaft, aufgrund der umfangreichen Themen wie Seil- und Knotenkunde, Notfallmedizin, Bergrettungstechniken, Pistenrettung oder Orientierung", ergänzt sie. Nachwuchssorgen haben die Ortenauer Ortsgruppen aktuell nicht: Zehn Anwärter sind es in Offenburg, acht im Achertal.
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