Deutsch-Kurse bei Migration
Für das nächst höhere Sprachniveau
Ortenau (st). Der Ortenaukreis konnte im vergangen Jahr für weit über 100 Personen mit Flucht- oder Migrationshintergrund Deutsch-Kurse anbieten. Dank der Landesförderung und Mitteln des Landkreises fanden seit Juli 2020 bis Ende Juli dieses Jahres sieben Kurse für unterschiedliche Zielgruppen statt. Die meisten Teilnehmenden haben erfolgreich abgeschlossen und das nächst höhere Sprachniveau für weiterführende Kurse erzielt.
„Die Kurse haben sich inzwischen gut etabliert. Wir arbeiten hervorragend mit unseren Netzwerk- und Kooperationspartnern zusammen, um für Personen, die keinen Zugang zu Integrationskursen des Bundes haben, in einen Sprachkurs zu vermitteln“, erklärt Migrationsamtsleiterin Alexandra Roth. Die Integrationsbeauftragte des Ortenaukreises, Ursula Moster, ermittelt den Bedarf, plant in Abstimmung mit den jeweiligen Kursträgern vor Ort die Angebote und wickelt auch die Verwaltung mit dem Ministerium für Soziales und Integration in Stuttgart ab. Der Aufwand sei laut Moster sehr hoch, aber lohnenswert. „Denn Sprache ist das wichtigste Instrument im Integrationsprozess. Sie ermöglicht den Zugang zum Arbeitsmarkt und ebnet den Weg in unsere gesellschaftlichen Strukturen.“
Wartelisten und Kursunterbrechungen
Aufgrund der Pandemiebestimmungen konnten nur kleinere Gruppen unterrichtet werden. Daher herrschen bei den Kursträgern Wartelisten sowie Mangel an Räumen und an Lehrkräften. Kursunterbrechungen und Verschiebungen des Kursstarts erschwerten in den zurückliegenden Monaten zusätzlich das Zustandekommen von Kursen. Dennoch konnten in Zusammenarbeit mit dem Institut für deutsche Sprache in Offenburg (IDS) ein Grundkurs A1 in Achern und ein A2-Aufbaukurs in Offenburg organsiert werden, bei der VHS Lahr ebenfalls ein Grundkurs A1. In Schutterwald fand ein Elternkurs mit Kinderbetreuung statt, da die Gemeinde entsprechende Räumlichkeiten zur Verfügung stellte. „Die Kursträger zeichnen sich durch hohe Flexibilität aus. Im Quarantänefall wurden Teilnehmende einfach online in den Unterrichtsraum zugeschaltet“, zeigt sich Moster erfreut.
Aktuell laufen noch ein Folgekurs mit Zielsprachniveau A2 in Lahr und über die Spanische Weiterbildungsakademie e.V. in Hornberg ein B2-Kurs. Ab September wird es weitere Anfängerkurse in Offenburg und Lahr sowie einen Aufbaukurs A2 in Achern und erstmals einen B1-Kurs in Offenburg geben. Alle sind schon ausgebucht.
Für Analphabeten sei es allerdings schwer einen passenden Kurs anzubieten, denn die Nachfrage bestehe oft bei Frauen, stellt Moster bedauernd fest. Sie seien wegen zu betreuender Kinder räumlich und zeitlich sehr eingeschränkt. Und flexible Angebote mit Kinderbetreuung seien im ländlichen Raum kaum umsetzbar.
In Kooperation mit dem IDS führt der Ortenaukreis derzeit für 15 angehende Azubis oder junge Menschen, die einen schulischen Ausbildungsgang im September beginnen, einen Intensivkurs über 150 Unterrichtsstunden während der Sommerferien durch. Von September bis Mai 2022 führen weitere 150 Unterrichtsstunden an Online-Abenden und an Samstagen in Präsenz zum Sprachniveau B2. „Das Angebot ist sehr gefragt, denn oft scheitern Ausbildungsabschlüsse nicht an den praktischen Fähigkeiten der jungen Menschen, sondern an mangelhaften Sprachkenntnissen“, erläutert die Integrationsbeauftragte des Kreises. Bereits im Vorjahr konnten 18 Teilnehmende in einem Jahresintensivkurs B2 und 14 Personen in einem reinen Sommerintensivkurs B1 ihr Deutsch verbessern.
Hohe Motivation und gutes Durchhaltevermögen bescheinigt Moster den meisten Teilnehmenden, was auch Anna Uhl, Projektleiterin beim IDS betätigt: „Wir verzeichneten hervorragende Ergebnisse bei den internen Sprachprüfungen, was sicher auch ein Verdienst der kompetenten und engagierten Lehrkräfte ist.“ Der Stundenplan werde zudem durch Alltagspraktisches aufgelockert und ergänzt, berichtet Uhl und verweist auf Bibliotheksbesuch, Ausflug in den Park oder die Organisation eines gemeinsamen Picknicks.
„Die gute, lösungsorientierte und vertrauensvolle Zusammenarbeit der Netzwerkpartner zeigt Früchte“, resümiert Moster das vergangene Jahr und fügt hinzu: „Mein Dank gilt den beteiligten Netzwerkpartnern: den Kursträgern, den Kolleginnen und Kollegen im Sozialdienst, Gemeinden, Kinderbetreuerinnen und Lehrkräften.“
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