Ortenaukreis gefordert
Flüchtlinge müssen auch hier in Hallen ziehen
Ortenau (gro). Der Krieg in der Ukraine hat die Zahlen der Menschen, die nach Deutschland fliehen, stark steigen lassen. Als Resultat davon ist die Kapazität in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes erschöpft. Am Mittwoch einigten sich das Ministerium der Justiz und Migration, der Landkreistag, der Städtetag, der Gemeindetag und die Regierungspräsidien darauf, dass Geflüchtete aus der Ukraine schneller und nur mit kurzfristigen Aufenthalten von wenigen Stunden in der Erstaufnahme und ohne vorherige Registrierung direkt auf die Stadt- und Landkreise verteilt werden sollen.
700 Geflüchtete aus der Ukraine
Auch im Ortenaukreis kommen immer mehr Geflüchtete an. Bis Ende August wurden rund 1.400 Personen neu aufgenommen, so Alexandra Roth, Leiterin des Migrationsamts im Landratsamt auf Anfrage der Guller-Redaktion. Damit nähere man sich dem Wert von 2016 an, als im ganzen Jahr 2.083 Personen aufgenommen wurden. Rund 60 Prozent der Neuankömmlinge im Ortenaukreis stammen aus der Ukraine. "Ein Teil davon konnte bereits in die Anschlussunterbringung weiterverteilt werden, sodass sich nur noch rund 700 Geflüchtete aus der Ukraine in der vorläufigen Unterbringung befinden. Der Ortenaukreis muss bei der landesweiten Verteilung aktuell jede Woche eine dreistellige Anzahl an Personen aufnehmen", so Roth. Daneben kämen monatlich zwischen 70 bis 80 Personen aus anderen Ländern, die Asyl beantragen, an.
"Die aktuelle Belegung in der vorläufigen Unterbringung liegt bei rund 1.700 Personen", so Roth. Bis Anfang 2021 waren die Kapazitäten zur Unterbringung von Geflüchteten durch den Kreis reduziert worden. Nun werden diese wieder aufgebaut: Aktuell stehen 1.900 Plätze zur Verfügung. "Bis Jahresende kommen voraussichtlich weitere 684 Plätze sowie 260 Notunterkünfte in Sporthallen hinzu", schildert Alexandra Roth die Lage. Aktuell gebe es 28 Unterkünfte in 14 Städten und Gemeinden.
Miet- und Kaufmodelle
Durch verschiedene Miet- und Kaufmodelle verfüge der Kreis einerseits über einen sicheren Basisbestand an Unterkünften, andererseits könne er flexibel auf Rückgänge reagieren. "Neu sind im Ortenaukreis eingerichtete Kombimodelle, wonach eine Unterkunft zunächst vom Kreis genutzt wird und anschließend auf die jeweilige Stadt oder Gemeinde übergeht mit dem Vorteil, dass die Menschen beim Wechsel in die Anschlussunterbringung nicht umziehen müssen und die Integration vor Ort direkt greifen kann", sagt Roth. Dieses Modell werde bereits in Achern, Offenburg und Rust praktiziert, weitere Standorte seien in Planung.
Hallen in Lahr und Gengenbach
Trotzdem werden laut Roth die Unterkünfte nicht ausreichen, sodass als Notfallbelegung auch die Unterbringung in Hallen notwendig sein wird. "Dies betrifft die Ortenauhalle in Lahr, in der rund 200 Personen Platz finden, sowie die Sporthalle des Mattenhofs in Gengenbach für rund 60 Personen", so Roth. "Die Hallen werden voraussichtlich in drei bis vier Wochen zur Verfügung stehen und sollen nur als Notunterkunft und so kurz wie möglich genutzt werden." Beide Hallen wurden bereits 2015 für diesen Zweck verwendet.
Nur geflüchtete Menschen aus der Ukraine werden ohne Registrierung weitergeleitet. "Der Ortenaukreis hat die vergangene und diese Woche Ukrainer aufgenommen, die kurzzeitig in der Messe in Sindelfingen untergebracht waren. Die sechs Ausländerbehörden im Ortenaukreis arbeiten bei der Neuaufnahme mit Hochdruck an der Registrierung. Ob diese auch in Zukunft so kurzfristig erfolgen kann, hängt von den Zugangszahlen ab", stellt Roth fest.
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