Narren und die Coronaregeln
Fastnachtstreiben nur in kleinen Dosen

Buntes Narrentreiben in den Straßen gibt es nicht, doch die Bändele in Offenburg vermitteln einen Hauch von Fastnacht. | Foto: gro
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Ortenau (gro). "Ein bisschen Spaß muss sein", sang einst Roberto Blanco. Doch die Corona-Pandemie macht es den Narren in diesem Jahr erneut nicht leicht: Fastnachtsumzüge sind verboten, bei Veranstaltungen mit begrenzter Teilnehmerzahl ist das Tragen von FFP2-Masken Pflicht. Möglich sind im Prinzip nur konzert- oder theaterähnliche Veranstaltungen, bei denen die Zuschauerzahlen auf 50 Prozent der Kapazität oder maximal 1.500 Personen begrenzt sind. Es gilt die 2G-Regel. Entscheiden sich die Zünfte für die 2Gplus-Regel, dann sind maximal 3.000 Zuschauer zugelassen.

Keine Zunft verzichtet auf komplette Aktivitäten

"Die ständigen Änderungen zermürben und lassen so manchen Zunftmeister an den Verantwortlichen zweifeln", stellt Volker Gegg, Pressesprecher der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN), fest, aber: "Ich kenne keine Zunft, die auf ihre kompletten Aktivitäten verzichtet." Glücklich mit den Regeln ist auch Silvia Boschert, Präsidentin des Ortenauer Narrenbundes, nicht. "Alle Veranstaltungen müssen mit den Ordnungsämtern abgeklärt werden", zeigt sie das Problem auf. Die ONB-Zünfte, die eigentlich ein Jubiläum feiern wollten, haben bereits im Herbst, als die Coronazahlen anstiegen, vorsorglich darauf verzichtet. Ob bei den Auflagen Stimmung während der Veranstaltungen aufkommt, ist in ihren Augen fraglich.

Ob Schunkeln erlaubt ist?

Denn die Maske muss über den ganzen Abend getragen werden, die Abstände sind einzuhalten. "Es gibt ein Tanzverbot und ob Schunkeln mit dem Sitzpartner erlaubt ist, muss noch geklärt werden", so Gegg. "Den Verantwortlichen der Narr-halla Nelram war bereits im September klar, dass das finanzielle Risiko, eine Prunksitzung durchzuführen, zu groß ist", so Silvia Boschert. "Nicht nur, das nicht so viele Zuschauer kommen dürfen, wir könnten auch nicht die Qualität bieten, die unsere Gäste gewöhnt sind." Die meisten Zünfte würden auf Präsenzveranstaltungen verzichten, Online-Angebote gebe es wohl. "Wenn in Präsenz, dann sind es lediglich interne Veranstaltungen", so Boschert.

Virtuell oder pandemiekonform

"Wir lassen uns die Fasent nicht verbieten. So gibt es virtuelle Zunftbälle oder Kappeobende, aber auch gemischte Programmabende, die virtuell, ebenso wie mit einigen Zuschauern pandemiekonform stattfinden werden", schildert VSAN-Pressesprecher Volker Gegg. So wie an diesem Samstagabend, als in Gengenbach 500 Hemdglunker vor dem Niggelturm, nach vorheriger Anmeldung, den traditionellen Ruf "Schalk wach uf" rufen durften. Virtuelle Angebote machen sowohl die Offenburger Hexen als auch die Althistorische Narrenzunft: der Kappeobend der Hexen und die Kultparty der Althistorischen werden dieses Jahr wieder online gefeiert.

So sieht es ebenso bei den Schärmies aus Lahr-Mietersheim aus: "Der Kappenabend findet online statt", verrät Zunftmeisterin Sabrina Dold. Die Zunft will Menschenansammlungen vermeiden und hat sich zwar dafür entschieden, einen Narrenbaum zu stellen, doch wann wird nicht verraten. Die Aktion "Die Schärmies bringen Farbe ins Dorf" erlebt eine Neuauflage. "Sie kam bereits im vergangenen Jahr sehr gut an", sagt Sabrina Dold. Die Mietersheimer sind aufgerufen, ihre ausrangierten Christbäume nicht zu entsorgen, sondern närrisch und bunt zu schmücken, vor die Häuser zu stellen und zu fotografieren. Die Bilder werden auf der Homepage der Narrenzunft veröffentlicht.

"Unsere traditionelle Dorffastnacht wird ausfallen", so Sabrina Dold. Doch Mitglieder der Zunft werden am Fastnachtssamstag durch den Ort ziehen und Süßigkeiten und kleine Präsente verteilen. Auf die Narrensuppe wollen aber weder die Schärmies noch die Mietersheimer verzichten. Die kann ab 11 Uhr am Fastnachtsonntag als Narrensuppe-to-go vor dem Rathaus abgeholt werden. "Natürlich werden wir Narren in der heißen Phase die Macht im Rathaus übernehmen", verrät Sabrina Dold. Allerdings wird dies still, leise und vor allen Dingen nicht-öffentlich geschehen.

Hexenfraß

Die Sundheimer Hexen halten sich in diesem Jahr zurück. Es wird keinen Umzug geben und auch keine Straßenfastnacht. Doch am Hexenfraß, bei dem sich in coronafreien Jahren die Sundheimer in der Niedereichhalle treffen, halten die Hexen fest. "Wir bieten unsere Erbsensuppe mit Wienerle wieder to go an", verrät Carsten Pfundstein, Mitglied der Vorstandschaft der Sundheimer Hexen. Am Rosenmontag werden nicht nur Dosen ausgegeben: Die Narrenzunft hat beschlossen, dass die Suppe auch frisch gekocht angeboten wird und am Stierstall abgeholt werden darf. Allerdings muss in diesem Fall der Topf oder das Behältnis für den Transport von jedem selbst mitgebracht werden. Die Leckerei wird es aber nur gegen Vorbestellung geben. Auf die traditionelle Fastnachtsbeerdigung verzichtet die Zunft.

"Man wird kleinere Zunftformationen und angepasste Traditionsveranstaltungen wie das Verbrennen der Strohhexe bei der Offenburger Hexenzunft oder die Fasentbeerdigung der Althistorischen Narrenzunft erleben können", teilt Volker Gegg mit Blick auf die Straßenfastnacht mit. "Falls die Pandemie uns nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht." Silvia Boschert ergänzt: "Wir wollen nicht diejenigen sein, die die Zahlen nach oben treiben" und verweist auf das Motto der Narren: "Allen zur Freud und niemand zu Leid".

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