Förderverein für krebskranke Kinder
Familien feiern Weihnachten im Elternhaus
Ortenau/Freiburg (djä). Das Bistro gleich beim Eingang ist festlich geschmückt. Es duftet nach Kaffee und nach süßem Gebäck. Am Fenster steht ein geschmückter Weihnachtsbaum. Ja, auch hier, im Elternhaus des Fördervereins für krebskranke Kinder e.V. in Freiburg, ist Weihnachten. Das Fest, das die Geburt des Kindes Jesus Christus feiert, trifft hier auf die Realität von Familien, die um ihr Kind bangen müssen. Eine ganz eigene Stimmung erfüllt deshalb das Haus.
Die kleinen Patienten, denen es gut ging, durften nach Hause mit ihren Eltern. Bei vielen aber muss die Behandlung über die Festtage weitergehen. "Die Zahl unserer Patienten schwankt stark. Im Moment haben wir besonders viele sehr junge hier", berichtet Dr. Simone Hettmer, Oberärztin in der Kinderkrebsstation der Uniklinik Freiburg. Sind viele Kinder auf Station, bedeutet dies für das Elternhaus, dass auch die 41 Zimmer bei ihnen belegt sind.
Während in den christlichen Kirchen die Geschichte von Maria und Josef erzählt wird, die keinen Raum in der Herberge fanden, versucht man im Elternhaus, alle unterzubringen, die ein Dach über dem Kopf in der Nähe ihres kranken Kindes brauchen. Drei große Aufenthalts- und Freizeiträume wurden mit Notbetten ausgestattet, um sie aufnehmen zu können.
Manche Familien bleiben unter sich, weiß Claus Geppert, der Leiter des Elternhauses. "Das ist eine gesellschaftliche Entwicklung. Es gibt mehr Einzelkämpfer als früher", sagt er. Auch deshalb lädt das Elternhaus am zweiten Weihnachtsfeiertag alle ein, die gerade im Haus wohnen. Bei einem festlichen Mittagessen können die Familien nicht nur Kontakte knüpfen, sondern auch den Festtag bewusst erleben. Er soll ein Stück Normalität sein in einer Zeit, die strukturiert und bestimmt ist vom Klinikalltag. Den Familien ist das Beisammensein besonders wichtig, wenn es gesunde Geschwisterkinder gibt, denn die kommen angesichts der Ausnahmesituation oft zu kurz. Dass das Elternhaus direkt neben der Kinderklinik liegt, erleichtert den Eltern das Hin- und Herpendeln auch an diesen Tagen.
Vor der Krippe, die auf einem kleinen Tisch aufgebaut ist, stehen Schaukelpferde aus Holz. Die Szenerie wirkt wie die stille Aufforderung eines Weihnachtslieds aus dem 18. Jahrhundert. Unwillkürlich ist die Melodie im Kopf: "Ihr Kinderlein kommet". Wenn die kleinen Geschwisterkinder hier in Augenhöhe zum Krippengeschehen schaukeln, ist das Elternhaus an Weihnachten noch mehr als sonst ein Familienhaus, ein temporäres Zuhause.
Viele Menschen kommen in diesen Festtagen am Weihnachtsbaum und an der Krippe vorbei. Es liegt eine Festlichkeit in der Luft, die ganz unbemerkt in die Wahrnehmung sickert. Alles, womit Weihnachten "draußen" laut und oberflächlich gemacht wird, scheint hier weit entfernt. Die Dinge wirken mehr geerdet, konzentriert auf das, was wirklich wichtig ist. Ist die Familie beisammen? Geht es meinem kranken Kind heute gut? Freut es sich über das Geschenk? Haben seine Geschwister trotz der schwierigen Situation einen schönen Heiligabend?
Die Sorgen und Ängste der Menschen im Elternhaus sind nicht geringer als an den "normalen" Tagen, aber für einen Moment können Zuversicht und Dankbarkeit in den Vordergrund rücken. Hier im Elternhaus wird vielleicht ein Stück weit mehr fühlbar, was Weihnachten eigentlich ausmacht: Es ist ein Fest der Hoffnung.
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