Zum Jahresende
EWO stellt Vertrieb von Strom und Gas ein

Das EWO stellt den Vertrieb von Gas und Strom zum Jahresende ein.  | Foto: gro
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Ortenau (st). Die Energiewerk Ortenau Energiegesellschaft (EWO) wird aufgrund der dramatischen Entwicklung auf den Energiemärkten nur noch bis zum Jahresende ihren eigenständigen Strom- und Erdgasvertrieb fortführen und ab 1. Januar einstellen, teilt die EWO in einer Presseerklärung mit.

Die EWO beliefere in der Ortenau in ihren Gesellschafterkommunen Achern, Rheinau, Renchen, Kappelrodeck, Sasbach, Oppenau und Sasbachwalden rund 5.500 Kunden mit Strom und etwa 300 Kunden mit Erdgas, heißt es dort weiter. Die Beendigung des Energievertriebes zum 31. Dezember 2022 werde den Strom- und Erdgaskunden in den nächsten Tagen fristgerecht schriftlich mitgeteilt. Gesellschafter sind neben den Kommunen auch die beiden Energieversorgungsunternehmen Elektrizitätswerk Mittelbaden AG & Co. KG, Lahr, und die Badenova AG & Co. KG, Freiburg. 

Angespannte Lage auf Energiemarkt

Als Gründe nannte die EWO die angespannte Lage auf dem internationalen Energiemarkt. "Der gestiegene weltweite Energiebedarf, dramatische Preissprünge und die kritische Situation auf dem Beschaffungsmarkt, ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine, sind für diese Entwicklung verantwortlich", so die EWO in der Presseerklärung. 

Die EWO habe als fairer Partner der Kunden in der Vergangenheit langfristig Energie beschafft und im Wesentlichen nur die Beschaffungskosten weitergegeben. Ohne nennenswerte eigene Personalkosten und ohne Aufwandsentschädigung der Gremien, habe die EWO - zusammen mit Dienstleistern – somit zu günstigen Preisen Strom und Erdgas liefern können. Gewinne an seine Gesellschafter habe die EWO nicht abführen müssen und habe folglich ausschließlich kostendeckend wirtschaften können. Dies habe auch dazu geführt, dass das von den Gesellschaftern eingebrachte Stammkapital nach zehn Jahren erhalten bleibe.

"In der jetzigen Krise hat sich die Situation für EWO jedoch grundlegend verändert. Die benötigten Energiemengen müssen zu 100 Prozent am Markt beschafft werden. Damit hat EWO einen entscheidenden Wettbewerbsnachteil zu den Energieversorgungsunternehmen, die über eigene Energieerzeugungsanlagen wie (Kohle-) Kraftwerke oder auch Windkraftanlagen verfügen", schreibt die EWO. Die Strom- und Erdgasbeschaffungspreise seien indessen so stark gestiegen, dass die erforderliche Liquidität zur Energiebeschaffung zu unkalkulierbaren finanziellen Risiken für die Gesellschaft und die kommunalen Gesellschafter führen würden. 

Nach Abwägung aller relevanten Aspekte haben sich die Gesellschafter in einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung in dieser Woche dazu entschlossen, keine unkalkulierbaren finanziellen Risiken einzugehen und den Vertrieb geordnet zum 31. Dezember 2022 einzustellen.

Beteiligung bleibt werthaltig

Die Rathauschefs der an der EWO beteiligten Kommunen bezogen in einer gemeinsamen Presseerklärung Stellung. "Die 2012 gegründete Beteiligung der EWO-Kommunen Achern, Kappelrodeck, Oppenau, Renchen, Rheinau, Sasbach und Sasbachwalden in Höhe von 25,212 Millionen Euro am Elektrizitätswerk Mittelbaden und an Badenova bleiben werthaltig. Allein innerhalb von zehn Jahren ergibt sich daraus eine Dividende in Höhe von 15,7 Millionen Euro. Diese Beteiligungen werden die Kommunen auch in den kommenden Jahren finanziell stärken, über die Mitwirkung in den Gremien beider Energieversorgungsunternehmen können insbesondere auch Projekte zum Ausbau regenerativer Energien realisiert werden", zeigen sich die Rathauschefs der EWO-Kommunen überzeugt.

Und weiter: "Die Einstellung des bisher erfolgreichen Energievertriebs durch die EWO-Energiegesellschaft ist ein Akt der Vernunft." Alles andere sei ein wirtschaftliches Vabanquespiel mit Steuergeldern und nicht zu verantworten, so die Oberbürgermeister und Bürgermeister der EWO-Kommunen. Das von den Kommunen für die EWO-Energiegesellschaft eingebrachte Stammkapital in Höhe von 255.000 Euro stehe nach der Einstellung des Vertriebs an Privatkunden unangetastet im Unternehmen.

Ausschreibung Energiebeschaffung

In einem Schreiben an die Mitglieder des Gemeinderats der Stadt Achern hat sich Oberbürgermeister Klaus Muttach, der gleichzeitig Vorsitzender der Gesellschafterversammlung des EWO ist, zu den Plänen zur Energiebeschaffung für die Kommunen geäußert. "Aktuell führen die sieben EWO-Kommunen eine Ausschreibung für die Energiebeschaffung für das Jahr 2023 durch. Sollten die Ausschreibungsergebnisse über dem dann aktuellen Börsenpreis liegen, haben sich die EWO-Kommunen für diesen Fall vorbehalten, die Ausschreibung aufzuheben und über das EWO ab der Börse die Energie direkt zu beschaffen." Mit diesem Verfahren wolle man den günstigsten Energiebeschaffungspreis erzielen. 

Die Versorgungssicherheit aller Strom- und Erdgaskunden sei – vor allem auch durch die Grundversorgungspflicht nach Energiewirtschaftsgesetz– auch nach dem 1. Januar 2023 gesichert, so das EWO abschließend.

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